Beitragsseiten

Unsere Herbstfahrt führte uns am 14.10.2017 nach Fulda. Wir fuhren bei immerhin schon 15°C um 7:50 Uhr von Hochstedt los. Die eigentliche Abfahrtzeit sollte jedoch zwanzig Minuten früher sein.

Da aber zwischen Hochstedt und Mönchenholzhausen die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt war, musste der Bus einen Umweg über Azmannsdorf in Kauf nehmen. Auch die Bushaltestelle in Hochstedt war verlegt worden, so dass wir vom Bäcker ein Stück die Sömmerdaer Straße nach Norden laufen mussten. Über Vieselbach und Azmannsdorf ging es dann auch wieder zur B7 zurück. Die Autobahn erreichten wir über die Zufahrt auf dem Haarberg.

Das Wetter versprach Temperaturen von über 20°C und Sonne satt. Damit hatten wir den ersten Sonnentag seit Wochen "erwischt". Das Morgenrot leuchtete hinter uns auf, denn wir fuhren ja in westliche Richtung. Bei Eisenach machten wir Halt am Rasthof. Dort gab es Kaffee und Kuchen auf "Kosten des Hauses", denn es war noch Geld in unserer Reisekasse. Nach zwanzig Minuten fuhren wir weiter. Wir hatten noch gut eine Stunde fahrt vor uns und würden uns um etwa 15 Minuten verspäten.


Treffpunkt mit den Stadtführerinnen war das Domportal in Fulda, also genau im Zentrum der Innenstadt. Wir erreichten den Domplatz, wie vorhergesagt, im herrlichsten Sonnenschein. Der Busfahrer ließ uns aussteigen und fuhr dann weiter zum Parkplatz. Er wollte versuchen, uns später einzuholen. Wir überquerten die Straße und gingen zum Hauptportal hinüber und trafen dort auf unsere beiden Stadtführerinnen, die uns bereits erwarteten.

Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und die Führungen begannen. Das erste Thema der Stadtführung war der Dom St Salvator. Fulda hatte drei Schutzheilige, von denen zwei auch an der Fassade in Form von Skulpturen in Nischen dargestellt waren. Simplizius und Faustinus. Von der dritten Schutzheilige, der Schwester der beiden Brüder, Beatrix, gibt es in ganz Fulda keine Skulpturdarstellung. Die drei Heiligen finden sich im Wappen als drei Lilien wieder. Die Wichtigste Skulptur an der Domfassade ist die des Bonifatius, dessen Gebeine im Dom bestattet sind.

Der Dom zeigte ein helles Inneres mit einem Säulenaltar im Zentrum. An einer der weißen Wände war die Relief-Darstellung Karls des Großen zu sehen, der 782 Fulda besucht hatte. Hieran war auch das ursprüngliche romanische Mauerwerk zu erahnen. Der Dom geht auf das Kloster Fulda zurück. Die romanischen Rundtürme waren barock umbaut worden und durch einen Spalt noch zu sehen. Die ehemaligen Gebäude des Klosters vor der Kathedrale waren abgerissen worden und boten dem Platz nun seinen Freiraum. Der Dom ist im Innenraum mit vielen architektonischen Elementen und der Kuppel ganz dem Petersdom in Rom nachempfunden.

Unter dem Altar befindet sich hier jedoch die Krypta mit dem Grabmal des Bonifatius und seinen weißen Alabaster-Reliefs, die im starken Kontrast zum schwarzen Marmor stehen.

Vom Dom gingen wir hinüber zum Stadtschloss der Fürstbischöfe. Im Schloss ist heute die Stadtverwaltung, das Rathaus, untergebracht. Wir bewunderten zunächst wieder die symmetrische Anordnung des Gebäudes und des Gartens davor. Die angrenzende Orangerie beherbergt heute ein Hotel.


Über uns strahlte die Sonne während wir das Schloss (Rathaus) betraten. Darin besichtigten wir in der ersten und zweiten Etage einige barocke Zimmer und Säle der sogenannten fürstlichen Wohnung. Pracht und Pomp war dort auf jedem Quadratmeter Wand, Decke oder Fußboden zu sehen.

Sogar die Holzfußböden wiesen mit ihrer Intarsienverzierung die drei Lilien des Hauses Fulda auf. 

Nach dem Besuch des Schlosses rückten wir weiter in die Altstadt vor, es ging vorbei an alten Fachwerkhäusern, wie einer Bäckerei im Familienbesitz aus dem 16. Jh (1548). Nach gut zwei Stunden verabschiedeten wir uns an der Stadtkirche mit Beifall von der Stadtführerin.

Inzwischen war es 12.30 Uhr und während der nächsten drei Stunden Freizeit angesagt. In dieser Zeit konnte gegessen, getrunken, eingekauft oder weiter besichtigt werden. Fulda war reich an Sehenswertem, nicht zuletzt gab es die Stadtkirche St. Blasius und Bonifatius oder die kleine Rundkirche St Michael, gleich neben Dom und nahe dem alten steinernen Stadttor, dem Paulustor. Bei der Kirche handelt es sich um die karolingische Friedhofskapelle des Fuldaer Benediktinerklosters aus dem Jahr 822. Sie ist eine der ältesten Kirchen Deutschlands.


Der Bus war pünktlich am Ein- und Ausstieg für Touristen in der Nähe vom Dom. Während wir auf unser Gefährt warteten, hatten wir dort einen Dahliengarten entdeckt, in dem wir noch schnell einige Schnappschüsse fabrizierten.

Von Fulda brauchten wir etwa zwanzig Minuten bis nach Eichenzell zum Schloss Fasanerie. Dabei handelte es sich um ein Jagdschloss der Hessischen Landgrafen. Eine Schleppjagd war auch heute hier im Gange. Zahlreiche Pferdetransportwagen waren rings um das Schloss geparkt. Die Jäger waren auf ihren Gäulen hinter der Beute her und sollten irgendwann in den nächsten Minuten hier eintreffen.

Wir hatten indessen eine Führung durch das Schloss auf unserem Programmzettel. Zwei Prinzessinen in barocken Kleidern führten uns durch das Schloss. Sie ließen keine Gelegenheit aus, den Standesunterschied zu uns deutlich zu machen. Sie lehrten uns, wie man einer Prinzessin gegenüber trat und sie begrüßte. Für die Damen ging es um Hofknickse und für die Herren um Verbeugungen. Während der Führung durch die barocke Pracht lernten wir auch etwas über die damaligen  Tischmanieren, wer sich wann an der Tafel setzen darf (alle nach der ranghöchsten Dame) und wann die Tafel aufgehoben wurde (nachdem die ranghöchste Dame fertig war). Außerdem erzählte uns die Prinzessin, was man als Prinzessin alles sonst noch können muss. Sie erzählte von ihren drei Schwestern und ihren Eltern, dem Landgrafen und seiner Frau. Insgesamt waren sie sieben Kinder, die der Vater trotz des Altersunterschiedes zur Gräfin gezeugt hatte. Von diesen Kindern erreichten vier Schwestern und ein Bruder das Erwachsenenalter. Den Bruder hatte die Mutter mehrfach portraitiert, denn sie war eine recht gute Malerin.

Kurz darauf kam der Höhepunkt der außergewöhnlichen Führung, denn wir lernten auf barocke Weise zu tanzen und uns zu drehen. Im Anschluss besichtigten wir die Antikensammlung, die mit Miniaturen, und die Porzellansammlung. Wir gingen durch Salons und Säle in verschiedenen Farben, mit Velourstapete, Wandbildern und bestehend aus Wänden mit Bücherregalen. Es gab Spiegelkabinette, Spiegelsäle, Schlafzimmer mit Ankleide- und Garderobennischen, sowie Fest- und Vorzimmer. Alles das war in barockem Stil und damit sehr reich an Verzierungen ausgestattet. Die Prinzessin führte und belehrte uns über Gepflogenheiten in ihrer gehobenen Stellung. Immerhin gehörte sie zum hohen Adel Europas. Sie gewährte uns am Ende ein Potrait vor ihrer Kutsche für unsere Miniaturensammlung und verabschiedete sich  - ein Handkuss von den Herren war selbstverständlich.

Inzwischen war es nach siebzehn Uhr und wir belagerten für eine halbe Stunde den Biergarten und das Kaffee des Schlosses bevor wir uns auf den Weg zurück machten.

Gegen 19.00 Uhr hatten wir Eisenach erreicht. Das Wetter hatte durchgehalten und die Temperatur lag noch immer bei 19°C. Eine halbe Stunde später passierten wir die Drei Gleichen und kurz nach 20.00 Uhr waten wir in Hochstedt zurück, wo dieser Herbstausflug sein Ende fand.

Â