Eine halbe Million Euro für ein neues Dach
Aus der Ruine in Nottleben soll 2018 zunächst äußerlich
wieder eine Kirche werden. Für die Innenausstattung braucht es noch
Zeit und Geld
Die Kirche ohne Dach in Nottleben: Zum Tag des offenen Denkmals entstand
das Foto von oben. Rechts ist der Friedhof zu sehen, links das Bürgerhaus.
Der ursprüngliche Altar (Foto links oben) tut in Hochstedt
seinen Dienst. Foto: Peter Riecke
Nottleben. Baufällig und ohne Chance auf Sanierung stand die Kirche
St. Peter & Paul in Nottleben schon länger, als ihr 1986 das
Dach abgenommen werden musste. Es war höchste Zeit. Die alten Schindeln
purzelten herunter, auch auf den Friedhof direkt daneben. Betreten werden
durfte die Kirche nicht mehr. Die Mauerkrone wurde versiegelt, später
der nun dachlose Innenraum gepflastert, um dort fortan im Sommer Gottesdienste
abzuhalten.
Im neuen Jahr soll die Kirche ein neues Dach bekommen, die Mauern werden
saniert, Fenster eingebaut. Die Finanzierung steht. Für 500?000 Euro
soll die Kirche dann wieder eine vollständige Außenhülle
besitzen. Bauträger ist das Kirchspiel Frienstedt.
Gottesdienst in der Ruine. Das war der Stand der Dinge, als Matthias Rein,
Senior des Evangelischen Kirchenkreises, sein Amt antrat. Mittlerweile
war auch das gegenüberliegende Pfarrhaus verkauft, in dem die Gemeinde
im Winter und bei schlechten Wetter einen Raum zur Verfügung hatte.
2013 stand sie schließlich ohne Raum da, was zur Gründung des
Fördervereins führte. Im Winter kann ein Raum im Bürgerhaus
genutzt werden. Das große Ziel des sehr rührigen und aktiven
Vereins ist die Wiederherstellung der Kirche.
Wir haben 33 Kirchen im Kirchenkreis, für keine schaut es so
schlimm aus, wie für diese, sagt der Senior. Dass sich das
ändern soll, ist den gemeinsamen Anstrengungen von Förderverein,
Dorfbewohnern und politischer Gemeinde zu verdanken, erklärt er.
Noch vor zwei Jahren hat das keiner geglaubt, jetzt sind wir soweit,
den Anfang zu machen, erinnert sich Matthias Kastner, Vorsitzender
des Fördervereins zurück. 200?000 Euro steuert das Land aus
Städtebaufördermitteln bei, 180?000 der Kirchenkreis. Die Kirchgemeinde
hat den Grundstock mit 70?000 Euro aus dem Verkauf des Pfarrhauses gelegt
und kontinuierlich bei Konzerten und anderen Benefizaktionen Geld gesammelt.
Die politische Gemeinde trägt mit 50?000 Euro dazu bei und hat außerdem
das Umfeld gestaltet. Die Mauer zum Bürgerhaus und Feuerwehrgerätehaus
wurde erneuert und nur noch auf einen halben Meter Höhe gesetzt,
so Matthias Rein. Das offene Miteinander bekommt so auch baulich eine
Chance.
2014 gab es einen Ideenwettbewerb von Studenten der Weimarer Bauhaus-Uni
mit einem mehrtägigen Workshop, bei dem auch die Nottlebener gefragt
waren. Energiekirche mit Erdwärme und Solarplatten, Fahrradkirche
oder Kinderkirche mit nachmittäglicher Betreuung waren Vorschläge.
Die Nottlebener haben sich aber auf eine bodenständige Version
geeinigt. Eine Kirche für Gottesdienste, Konzerte und Feste.
Ihre Vision einer schön gestalteten Dorfkirche haben die Nottlebener
nie aufgegeben. Sehr gut erinnern sie sich noch daran, dass zu DDR-Zeiten
sogar schon einmal neue Schindeln aufgetrieben waren. Die wurden aber
dann doch anderenorts eingesetzt.
Auch ihren Altar haben die Nottlebener Der kunstvoll geschnitzte mittelalterliche
Altar, der einst in der Nottlebener Kirche stand, erfüllt mittlerweile
seit mehr als 30 Jahren in Hochstedt seinen Zweck. Dort gab es 1978 ein
Feuer, das sogar den Turm der kleinen Kirche auf dem höchsten Punkt
von Hochstedt vernichtete. 1986 kamen mit dem teilrestaurierten Altar
auch die Kanzel und eine dicke steinerne Platte für den Altartisch
mit. Für alles gibt es Leihverträge.
Ob der Altar irgendwann in die wiederaufgebaute Kirche zurückkehren
kann und wie in diesem Fall die Lücke in Hochstedt geschlossen werden
soll, steht noch nicht fest. Einen Besuch haben der Senior des Kirchenkreises
und Vertreter der Kirchgemeinde Nottleben den Leihgaben Anfang der Woche
in Hochstedt gemacht. Pfarrer Ulrich Hayner aus Vieselbach, zuständig
für Hochstedt, empfing die Gruppe mit den kopierten Verträgen.
Er wusste auch, dass der Altar seit 1986 in Hochstedt ist. Die Hochstedter
seien logischerweise nicht begeistert von der Aussicht, ihren Altar möglicherweise
wieder hergeben zu müssen.
Bis dieses Thema zu Ende diskutiert ist, wird noch einige Zeit ins Land
gehen. Zunächst stehen die Arbeiten an Dach und der Außenhülle
an, damit aus der Ruine in Nottleben wieder eine Kirche wird. Die Architektengemeinschaft
Christiane Hille und Thomas Wittenberg aus den Büros Wittenberg und
Tectum können sich den ursprünglichen Altar sehr gut auch im
laut Plan eher modern ausgestatteten Gotteshaus vorstellen.
Lydia Werner / 23.12.17
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