Thüringer Allgemeine/Thüringische Landeszeitung vom 21.08.2012 - Netzausgabe

 
Dorfgemeinschaft feiert 7. Waidmühlenfest in Rohrborn
Sebastian Rottorf, Georg Pfeifer, Maik Pfeifer und Steffen Heßler ernteten die Färberpflanze am Vorabend des Waidfestes. Foto: Mario Gentzel

 

In Rohrborn fand zum 7. Mal das Waidmühlenfest mit allerlei Wissenswertem und Waidstein-Weitrollen statt. Interessante historische Einblicke in das Verarbeitungsverfahren der Waidpflanze .


Sömmerda. In Rohrborn fand nun schon zum siebten Mal das Waidmühlenfest rund um das im Ort befindliche Denkmal und die fast in Vergessenheit geratene Färberpflanze Waid statt. Bereits am Vortag wurde Waid "gestochen", wie man es nennt, um die Pflanze für das Fest verwenden zu können.

Morgens um 8 Uhr begann dann am Samstag der Aufbau. "Bis nachmittags halb zwei waren wir damit noch beschäftigt", berichtete Marina Jacob, Mitorganisatorin des Waidmühlenfestes und Vorsitzende der Rohrborner Dorfgemeinschaft. "Für das leibliche Wohl ist jetzt durch und durch gesorgt."

Bratwurst und Brätel wurden von der Dorfgemeinschaft bereitgestellt. Getränke gab es natürlich auch, und Kaffee und Rohrborner Kuchen wurden ebenfalls angeboten. "Der wurde sozusagen von unseren Hausfrauen hier in Rohrborn gesponsort", erklärte Marina Jacob. Den Kuchen konnten die Besucher an einem der angenehm kühlen Schattenplätze unter dem großen Pavillon genießen. Für den kleinen Hunger zwischendurch wurden auch Fettbrote angeboten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand jedoch die alte, 1,8 Tonnen schwere Waidmühle, welche an diesem Tag wieder in Betrieb genommen wurde. Im Jahr 1986 wurde diese Mühle als technisches Denkmal wieder aufgestellt und seit 2009 ist sie wieder funktionstüchtig. In regelmäßigen Abständen erhielt man zum Fest eine Vorstellung zur Waidverarbeitung. Dabei wurde ein Pferd an die Mühle gespannt und im Kreis geführt. Unter dem Gewicht der Mühle wurden die Blätter der Waidpflanzen gepresst und anschließend zu faustgroßen Kugeln geformt und getrocknet.

Ebenfalls anwesend war die Blaufärberei Hochstedt, welche den aus Waid gewonnenen Farbstoff Indigo vorstellte und Informationen sowie Demonstrationen zu seiner Verwendung bereitstellte.

Die Orlishäuser Dorfmusiker boten unterhaltsame Blasmusik und Gesang, der Verein Shotokan Karate Dojo Sömmerda gab eine spektakuläre Vorführung seiner Kampfkunst.

In der Dorfstraße fand das "Waidstein-Weitrollen" statt. Hierbei galt es, den Stein einer Waidmühle, natürlich in Kleinformat, auf einer geraden Bahn so weit wie möglich zu rollen. Als Sieger des Spiels gingen dieses Jahr Frau Göderd und Herr Holl hervor.

Auch für Kinder hatte das Fest allerlei zu bieten. Beim Inlineskating-Wettbewerb galt es, einen Parcours und eine bestimmte Strecke zu überwinden. Auch schminken lassen konnten sich die Kleinen nach Belieben, und das Spielmobil bot viele Möglichkeiten. Auf einem Pferd konnte durch das Dorf geritten werden.

Die Waidpflanze - Anbau und Verarbeitung

  • Im Mittelalter wurde das Kraut, aus dem der Farbstoff Indigo gewonnen wird, in etwa 300 Waiddörfern im Thüringer Becken angebaut.
  • Die kalkhaltigen, tiefgründigen Böden und das Klima stellten optimale Verhältnisse dar.
  • Das Verfahren der Gewinnung war mühsam. Deshalb handelte es sich um einen besonders wertvollen Farbstoff, den Tuchfärber verwendeten.
  • Seit 2009 ist die Waidmühle in Rohrborn als technisches Denkmal wieder funktionstüchtig.


Jenny Hühn / 21.08.12 / TA

Letzte Aktualisierung: 21.08.2012