Mit dem 3. Mai 2015 war der Tag unserer Frühjahrsfahrt herangerückt, die uns diesmal in westlicher Richtung nach Hessen führen sollte. Wir waren ja schon vor zwei Jahren in Marburg unterwegs gewesen und wollten uns diesmal Kassel und die Wasserspiele auf der Wilhelmshöhe näher ansehen. Da die Wasserspiele immer erst ab 14.00 Uhr an Sonn- und Feiertagen, sowie mittwochs beginnen, hatten wir Zeit, den Vormittag mit anderem zu füllen. Die Wahl fiel auf die etwa dreißig Kilometer entfernt liegende Stadt Fritzlar. Dort hatten wir um 10.00 Uhr eine Stadtführung gebucht. Das Wetter sollte sich laut Vorhersage eher durchwachsen gestalten und wir hatten uns entsprechend ausgerüstet. Im Bus war diesmal eine größere Schar, die sich zur Frühjahrsfahrt eingefunden hatte. Es ging am Morgen um 7.30 Uhr von Hochstedt los, was für unsere sonstigen Startzeiten noch moderat war. Auf der Autobahn 4 ging es in westlicher Richtung auf die Landesgrenze von Thüringen und Hessen zu. Untypisch für unsere Fahrten zeigte sich der Himmel über uns grau in grau.
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Wir erreichten Fritzlar pünktlich um 10.00 Uhr und suchten den Treffpunkt mit dem Stadtführer auf. Dieser befand sich am Grauen Turm, einem der erhaltenen Wehrtürme der zum Teil noch erhaltenen Stadtmauer. Herr Ochs, unser Stadtführer für die nächsten anderthalb Stunden begrüßte uns und erzählte gleich aus der Geschichte der Stadt. Neben dem Grauen Turm war eine englische Telefonzelle aufgestellt worden, die als Zeichen der Städtepartnerschaft mit Burnham-on-Sea/Highbridge in Großbritannien von den Engländern an Fritzlar verschenkt wurde. Herr Ochs meinte, dass Telefonzellen und andere Sachen gern genommen werden, nur nichts was man essen könnte.
Durch ein Stadttor gelangten wir schon ins Zentrum mit seinen Fachwerkhäusern. Dort angekommen deutete ein bronzenes Denkmal auf die Gründungsgeschichte der Stadt hin. Bonifatius soll um 723 in der Nähe eine alte Eiche, die Donareiche, fällen lassen haben, deren Holz für den Bau einer ersten Kapelle diente. An ihrer Stelle erhebt sich nun der Dom von Fritzlar, dessen Ursprünge in der Zeit der Romanik anzusiedeln sind. Am Dom vorbei, gab es eine kleine Aussichtsterrasse von der aus man die Häuser unterhalb des Altstadthügels sehen konnte zu denen auch Klostergebäude gehörten.
Herr Ochs erzählte uns von der früher strategisch wichtigen Lage der Stadt. Im Grenzgebiet zwischen fränkischen und sächsischen Ländereien, später als Enklave der Mainzer Bischöfe im Territorium der Thüringer Landgrafen und danach der Hessen, war sie immer bei Auseinandersetzungen betroffen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Stadt mehrfach erobert und auch zerstört wurde. Wir gingen am Dom vorbei, der leider nicht zu besichtigen war, weil dort gerade die Messe gelesen wurde. Am Rathaus, wo eine ungewöhnliche Sitzgruppe aufgestellt war, machten wir halt und ebenso am Hochzeitshaus, wo das Städtische Museum gerade umgebaut wird. Wir erfuhren von den fruchtbaren Böden rings um Fritzlar, und dass hier Waid angebaut wurde. Das weckte unser Interesse. Herr Ochs erzählte, dass man bei archäologischen Ausgrabungen ein Färbefass und ein Waideisen gefunden hätte.
Einige Gebäude um uns herum schienen nicht mehr ganz gerade zu stehen. Wir blieben vor einem Haus stehen, dessen Fassade eingeknickt zu sein schien, was daran lag, dass an das ursprüngliche Gebäude angebaut worden war und man dem verlauf des Geländes gefolgt war. Andere Gebäude waren aus dem Lot geraden, gerade solche am Martktplatz. Hier hatte der Boden nachgegeben und man musste die Fassaden mit verschieden Methoden sichern. Hier endete auch schon unsere Stadtführung und Herr Ochs zeigte uns noch den Weg zum Bus, der dann am Busbahnhof stehen würde. Bis zum vereinbarten Treffpunkt war aber noch genügend Zeit, sich die Stadt weiter anzusehen oder etwas zu essen.
Am Bus trafen wir dann alle wieder frisch gestärkt und erholt ein und setzten unsere Fahrt um 13.45 Uhr in Richtung Kassel-Wilhelmshöhe fort. Dort sollten wir auf zwei Reiseleiterinnen treffen, die uns die Wasserspiele erklären würden.
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