Bechstein, Ludwig - Hochstedt im Roman

Ludwig Bechstein wurde am 24. November 1801 in Weimar geboren. Er schrieb einige Romane mit historischem Hintergrund, die heute aber kaum mehr Beachtung finden. Bekannter wurde Bechstein durch das Sammeln von Sagen und Märchen. In diesem Zusammenhang wird er meist mit den Gebrüdern Grimm gemeinsam genannt. Bechstein starb am 14. Mai 1860 in Meiningen.
 
Im Jahr 1833 schrieb er den Roman "Das tolle Jahr von Erfurt: historisch-romantisches Gemälde aus dem sechzehnten Jahrhundert" Die Handlung beschäftigt sich mit dem Aufstand der Bürger von Erfurt gegen den Rat der Stadt in den Jahren 1509 und 1510. Bechstein kennt sich gut in Thüringen aus und beschreibt die Gegend, in der die Handlung spielt dementsprechend genau. In der Handlung kommt auch Hochstedt vor:
 
... An demselben Morgen war der wilde Knipstein, der durch die Verwegenheit, mit welcher er raubend und pfändend das Land durchzog, bereits das Schrecken der Gegend geworden war, in Begleitung Georg Gunstedts und einiger Knechte in das Dorf Frienstedt eingefallen und hatte neun Pferde erbeutet, allein die Bauern rotteten sich schnell zusammen, ritten den Räubern nach und diesen blieb nur die Wahl, entweder die Beute fahren zu lassen, oder übermannt und todtgeschlagen zu werden, daher sie mit Zurücklassung von acht Pferden ihr Heil in eiliger Flucht suchten, sich mit einem Gaul begnügend. Sie ritten, so schnell sie reiten konnten, auf einem großen Umweg um die Stadt herum, um die entgegengesetzte Seite zu gewinnen, denn es war ihr gutberechneter Grundsatz, bald da bald dort, und immer mit Blitzesschnelle zu erscheinen. So kamen sie nach einem heißen Ritt bei dem Dorfe Hochstedt in die Nähe der Heerstraße, die nach Weimar führt, und Knipsteins scharfes Auge entdeckte auf ihr den einsamen Reiter.
"Sieh dort, Bruder!" rief er: "wer mag der Ritter dort sein? Sein Gaul geht so bedächtig, wie Bileams Eselin! Gewiß ein Erfurter! Heida, Bruder, wie war's, wenn wir ihn wegfingen, da wäre vielleicht ein gut Stück Lösegeld zu verdienen!"
"Wirst Du des Jagens nimmer müde?" fragte Georg: "daß Du schon wieder daran willst?"
"Je mehr, je besser!" lachte Knipstein. "So bin ich in meinem Element! Es lebe das fröhliche Reiterleben! Ohne Sorgen zieh ich durch die Welt, nichts ist meine Sorge, als daß ich andern Sorgen mache!"
"Mir behagt es nicht mehr!" erwilderte Georg verstimmt...