Oskar Wilhelm Imhof war ein Mundartdichter aus dem nicht weit von Hochstedt entfernt liegenden Niederzimmern. Die Mundart, die er niedergeschrieben hat dürfte sich nicht allzuviel von der unterscheiden, die in Hochstedt gesprochen wurde. Deshalb hier ein Gedicht zur Weihnachtszeit zum Thema Schittchenbacken. Links der original Text und rechts die Übersetzung.
 
Schittchenbacken   Weihnachtsstollenbacken (noch heute wird der Stollen in der Region um Erfurt Schittchen genannt)
     
Weihnacht wommer Schittchen backe,   Weihnachten wollen wir Stollen backen,
hullt beim Bäcker s'baste Mähl, aus'n Kaisersauszogssacke.   holt beim Bäcker das beste Mehl aus dem Kaisersauszugssacke. (Auszugsmehl)
Heite hat mer jude Wahl, bei denn belchen Wezenpreisen,   Heute hat man gute Wahl, bei den billigen Weizenpreisen.
brauch mer ju nech su ze geizen.   braucht man ja nicht so zu geizen
     
Hullt och Manelln on Rosien,    Holt auch Mandeln und Rosine,
Russenwasser, Zitronat,   Russenwasser (?), Zitronat,
Wanillenzocker, Sultaninen   Vanillezucker, Sultaninen,
grus on klene wie mersch hat.   große und kleine, wie man sie eben hat.
     
Onse gute liebe Motter,    Unsere gute liebe Mutter,
sammelte schon lange Botter,   sammelte schon lange Butter,
dort an ufen stieht de Molle met der Zeitung zujedeckt,   dort am Ofen steht die Schüssel mit der Zeitung abgedeckt,
drenne s Mähl so weis,  wie wölle Kinner ja nech anjeeckt.   darind dasweiße Mehl,  Kinder, tobt nicht wild und eckt nicht an.
Werft nicht s janze Reiszeich ronger   Lasst ja nicht die ganzen Zutaten
wuppdich uff de Dählen nonger.   mit Schwung auf die Dielen runterfallen.
     
Morchen da wird s Häfensteckchen   Morgen wird der Hefeteig
von der Motter angeriert,   von der Mutter angerührt,
uff gestreffelt hatt ses Jäckchen   die Ärmel hat sie hochgekrempelt
on de Haare glatt fresiert.   und die Haare glattfriesiert.
Dot en Lappen noch embinge,   Bindet sich ein Kopftuch um,
das kens kann a Härchen finge.   dass ja keiner ein Härchen finden kann.
     
Freilein Toska ongerdessen hat sich pletze blänk jemacht,   Ein feines Fräulein hat sich unterdessen herausgeputzt,
stolz gitts dorch de Bäcker s Jasse on er janz Jesichte lacht.   stolz geht sie durch die Backhausgasse und lacht über das ganze Gesicht
Stolpre ja nech an e Stehn,   Solpere ja nicht über einen Stein,
das de Schittchen ongne leen.   dass die Stollen unten liegen.
     
Änne masse Weibersleide   Viele Frauen
stiehn dort in Backause remm,   stehen dort im Backhaus herum,
ä jeschnattere äss eich heite,   eim Geplappere ist dort heute,
wenn mer zuhiert werds en schlemm.   dass es einem vom Zuhören ganz anders wird.
     
Su, nun sinn de Schittchen drenne    So, nun sind die Stollen drinn,
im Backufen in der Gluht,    in der Backofen-Glut,
enne Stunne wird verrenne,   eine Stunde wird vergehen,
ihrsche sinn gebacken jut.   ehe sie durchgebacken sind.
     
Senn de Schittchen jut jeraten,    Sind die Stollen gut geraten, 
knusprich on kastanien-braun,   knusprig und kastanien-braun,
jut verdehlt och de Zutaten,   gut verteilt auch die Zutaten,
frein sich Männer, Kinner, Fraun.   freuen sich Männer, Kinder Frauen.
     
Meten Pinsel streicht de Motter   Mit einem Pinsel streicht die Mutter
umne druff zerlassne Botter.   oben drauf zerlassene Butter.
Met Stobzocker deck bestreit,   Mit Staubzucker dick bestreut,
leet se da de Herrlichkeit.   liegt sied da, die Herrlichkeit.
     
Kinner sengt en Weihnachtsliedchen   Kinder, singt ein Weihnachtsliedchen
tut an Schittchen eich en Gietchen,   lasst euch den Stollen schmecken,
on de Armen nech vergässt   und vergesst nicht die Armen,
das ess rechtes Weihnachtsfest.   das ist dann ein richtiges Weihnachtfest.
     
Schittchenbacken in Thüringer Mundart von Oskar Wilhelm Imhof aus Niederzimmern.    
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