Rührei ganz anders

Eine Geschichte aus den 1940er Jahren

 

In den 40ern war in der Zeit des 2. Weltkriegs und auch in der Nachkriegszeit oftmals das Essen knapp. So manches Hockschter Bürschchen holte sich dann einfach dort was, wo es etwas zu holen gab. Wer hatte noch etwas zwischen die Zähne zu bieten?

 

Natürlich der Bauer.

Der kleine Ottl hatte Hunger. Eier gab es beim Bauern Eichler sicher genug und deshalb zwängte er sich durch die schmale Öffnung im Hühnerhaus des Bauern, der einen Karren zum Hühnerhaus umfunktioniert hatte, der nur auf einer Achse stand. Ottl kroch also dort hindurch, wo sonst die Hühner von draußen nach drinnen marschierten. Die Luke war schmal aber Ottl war dünn. Er plünderte die Nester der gackernden Gesellschaft. Draußen rumorte es. Der Bauer hatte Lunte gerochen!. Ottl ergriff die Flucht, steckte zuvor aber etliche Eier ein und verlor, wie sollte es anders sein, ein Taschentuch mit seinen eingestickten Initialen. Rasch kroch er durch das Loch zurück ins Freie. Der Bauer rief und schimpfte aus der Ferne. Es dauerte aber nicht lange und der Bauer tauchte bei Ottl zu Hause, mit dem Taschentuch in der Hand auf und schnell hatte ihn der Bauer am Schlafittchen."Na, sag schon wasde gemacht hast!" fragte er aufgebracht."Nüscht" stammelte Ottl."Und was ist das?" fragte der Bauer, zeigte auf das Taschentuch und auf Ottls Hosenbeine. "Warte, du Bürschchen!" rief er und es setzte was.Ottl hatte sich nicht nur durch das Taschentuch verraten, sondern weil ihm links und rechts der Inhalt der kaputten Eier die Hose durchweicht hatte. Das glibberige, schleimige, und eklig nasse Eiweis, vermischt mit den Dottern lief ihm an den Beinen hinunter und tropfte auf die Schuhe. In der Hektik der Flucht hatte er vergessen, dass er sich die Eier in die Hosentasche gesteckt hatte, als er sich durch die enge Hühnerluke quetschte.Zu essen gab es davon nichts. Nur die eine oder andere Backpfeife blieb in Erinnerung.
 
Diese Geschichte wußte Otto Schüßler, der sie auch erlebte.
Als kleine Erinnerung an Ottl, der Ende Februar 2008 Hockscht für immer verließ und viele Geschichten mitgenommen hat.