Es war im letzten Jahr der DDR -  1989 - als man im Sportverein überlegte wie man wohl die Vereinskasse aufbessern könnte. Ronald brachte die Idee vor, ein kleines Feld mit Knoblauch anzubauen, welcher reißenden Absatz finden würde. Schließlich war frischer Knoblauch gewissermaßen Mangelware. Ein entsprechendes Feld war schnell gefunden. Es lag am Stadtweg, war in privater Hand und was das Wichtigste war, es lag brach! Also wurde im Frühjahr geackert und Knoblauch gesteckt, der sich im Sommer hervorragend entwickelte. Kurz vor der Ernte war plötzlich die Wende da und alle kümmerten sich um andere Sachen. Jeder wollte kaufen und dazu in den "Westen" fahren, um sich dort umzusehen. Nur Knoblauch, der stand nicht ganz oben auf der Wunschliste. Was sollte aus der Ernte werden? Jörg hatte die Idee und fuhr nach Nora. Dort waren die Russen stationiert, die bekanntlich immer mit Knoblauch kochten. Jörg kramte seine paar Brocken Russisch hervor und machte sich mit Händen und Füßen verständlich. Schließlich dachte er, die Russen wollten seine gesamte Ernte abkaufen - Wunschdenken!
Mit stolzer Brust kehrte er nach Hochstedt zurück. Schnell waren die Säcke mit dem Knoblauch auf einen Hänger geladen und ab ging es wieder nach Nohra. Zuvor verabschiedete sich Jörg bei seiner Frau mit den Worten, "Bin gleich zurück!" Das sollte er auch, denn er hatte die Bauarbeiter am Haus. Als er in Nohra ankam sah er verwundert, dass sich dort eine Menschenschlange gebildet hatte, als ob es etwas Besonderes geben würde. Tatsächlich stellte Jörg fest, dass man auf ihn und seine Sportkumpane wartete. Sie sollten den Knoblauch im Einzelverkauf an den Mann oder die Frau bringen und nicht wie angenommen als Ganzes verkaufen. Der Jammer war groß. Schnell verschwand eine Hausfrau aus der Reihe und kehrte wenige Minuten darauf mit einer kleinen Haushaltwaage zurück. Mit dieser wurden die Knollen abgewogen, bis jeder die gewünschte Menge hatte. Der gesamte Verkauf zog sich über mehrere Stunden hin aber der Hänger war irgendwann leer und der Knoblauch verkauft. Als Jörg wieder nach Hochstedt kam war an Bauarbeiten allerdings nicht mehr zu denken.
 
Aus der Erinnerung von Jörg RosenbaumÂ