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Die Landwirtschaftliche ProduktionsGenossenschaft in Hochstedt

Wenige Monate nach dem Ende des 2. Weltkrieges tagte am 2. September 1945 die Landesbauernkonferenz der KPD in der Weimarhalle. Dort wurde eine gerechte Aufteilung des Landes, somit die Durchführung einer Bodenreform gefordert. Nur acht Tage später wurde ein entsprechendes Gesetz von der Landesverwaltung vorgelegt und die Enteignung von Grundbesitz über 100 Hektar, des Besitzes von Kriegsverbrechern und Naziaktivisten verfügt.
Die Verteilung erfolgte an Landarbeiter, landarme Bauern, Arbeiter und Umsiedler.
 
Zu diesem Zweck bildete sich am 27. September 1945 in Hochstedt eine Bodenreformkommission, welche gemeinsam mit dem Gemeinderat die Anträge auf Bodenreformland bearbeitete.
 
 
Plakat zur Bodenreform von 1945

 

 

 

Bei einer Erfassung des Viehbestandes in Hochstedt wurden im Herbst 1945 18 Pferde und 1120 Hühner gezählt. Die umfassendere Zählung im Jahr darauf ergab 154 Rinder, 10 Schafe und 61 Ziegen.
 
1947 gab es in den 26 bäuerlichen Betrieben mit über einem Hektar Land 15 Pferde, 167 Rinder, 7 Schafe, 151 Schweine, 45 Ziegen und 755 Stück Geflügel. Kleinerzeuger besaßen 17 Schweine, 26 Ziegen und 75 Stück Geflügel.
 
Im Jahr der Gründung der DDR, 1949, bewirtschafteten Bauern und Kleinerzeuger insgesamt 251,31 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Hochstedt.

Drei Jahre später, also 1952 gab es in Hochstedt 41 bäuerliche Wirtschaften mit über 0,5 Hektar und 10 Bauernhöfe mit jeweils über 10 Hektar Land. Insgesamt bewirtschafteten diese mehr als zwei Drittel, also 174,74 Hektar, der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Hochstedts.

 

 

Auf der 2. Parteikonferenz der SED wurde im Juli 1952 die Umgestaltung der Landwirtschaft der DDR beschlossen.
 
Mit dem Zusammenschluss mehrerer Hochstedter Bauern zur LPG - Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Typ I "Glück Auf" im Jahr 1953 wurde das von den Einzelbauern eingebrachte Ackerland nun genossenschaftlich, gemeinsam bearbeitet.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche dieser Genossenschaft betrug 46,95 Hektar.
 
In der Folgezeit wurde der Druck staatlicher Organe auf private Landwirte durch ein kaum erfüllbares Abgabesoll erhöht, um auch sie zum genossenschaftlichen Zusammenschluss zu bewegen.
Durch diese und andere Repressalien sah sich der Hochstedter Bauer, der das ehemalige Klostergut bewirtschaftete gezwungen in die BRD zu flüchten. Sein landwirtschaftlicher Betrieb wurde daraufhin konfisziert und als Treuhandbetrieb geführt.
 
Die Gemeinderats- und Gemeindevertretersitzungen ab Mitte der 1950er Jahre standen unter dem Zeichen der weiteren Kollektivierung der Landwirtschaft.
 
Im Sommer 1958 traten 14 bäuerliche Betriebe mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von insgesamt 100 ha in die LPG ein, die sich unterdessen in "Morgenröte" umbenannt hatte.
Schließlich traten im Frühjahr 1960 auch die letzten privaten, bäuerlichen Betriebe Hochstedts der LPG bei, die nun den Namen "Am Weinberg" Typ I trug. Es wurden Stallungen für die Schweinemast und eine Milchviehanlage für 90 Kühe mit Bergeraum, Milchhaus und Siloanlage errichtet. Zum LPG-Gelände gehörten ebenfalls die Ställe und Scheunen des ehemaligen Gutes.
Aus Anlass des 10. Jahrestages der Gründung der DDR war im September 1959 der Zusammenschluss der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Hochstedts, Wallichens und Vieselbachs zu einer Groß-LPG beschlossen worden.

Dieser Zusammenschluss zur LPG "Vereinte Kraft Vieselbach" Typ III erfolgte im Jahr 1961 und es bestand von nun an nur noch eine "Brigade Hochstedt". Später sollten noch die LPGen Azmannsdorfs und Linderbachs hinzu kommen.

 

 

Hochstedter Milchviehanlage

 

 

 

 

 

 

Bild 3: Christel Rosenbaum

 


 

Im Januar 1966 brannte die Schweinemastanlage bis auf die Grundmauern nieder und musste danach vollkommen neu errichtet werden.

 
 
 
  weitere Bilder
 
 
Die Frauen und auch einige Männer, die in der LPG arbeiteten wurden in den Frühjahrs- und Sommermonaten täglich zur Arbeit auf das Feld gefahren. Dazu wurde ein Traktor mit Hänger eingesetzt, auf welchem Bänke montiert waren. Später holte ein speziell umgebauter LKW die Frauen ab.
 
 
Früh am Morgen konnte man sie auf ihre Hacken gestützt und auf das Fahrzeug wartend, am Karl-Marx-Platz stehen sehen.

 
 Feldarbeit in Hochstedt

 

Aus der 1970 gegründeten "Kleinen Kooperativen Abteilung Pflanzenzucht" entstand 1978 die LPG-Pflanzenproduktion Vieselbach, welche 17 Orte umfasste. Gleichzeitig bildete sich schrittweise, nach der Zusammenlegung mehrerer LPGen. die "LPG Tierproduktion Mönchenholzhausen"
 
Noch in den 1980er Jahren wurden alljährlich die Vieselbacher Schüler, zu denen auch die Hochstedter gehörten, klassenweise zur Unterstützung der LPG, zum Kartoffelstoppeln oder zur Tabakernte gefahren.
 
Beim Kartoffelstoppeln liefen die Schüler hinter der großen Kartoffelerntemaschine (Kartoffelkombine) her und sammelten die Kartoffeln ein, die die Maschine nicht erwischt hatte. Musste man "in den Tabak", wurden Blätter geerntet und dann aufgefädelt.
 
Bis zur politischen Wende 1989 wurden selbst die Frauen der LPG-Verwaltung, also die Sachbearbeiterinnen und Sekretärinnen, zur Unterstützung ihrer Kollegen mit auf das Feld gefahren und mussten dort ihre Reihe Runkeln hacken. Alljährlich, nach der Ernte erhielten dann alle LPG-Mitglieder ein Deputat in Form von Kartoffeln oder Getreide.
 
 
Vor dem Portal des Gutes
 
 
 
Zum Zweck der Bewässerung der Felder legte man zu Beginn der 1980er Jahre, südlich von Hochstedt ein Staubecken an, welches der Vieselbach speiste.
Da die Wassermenge des Baches nicht ausreichte, wurde vom Staubecken Niederzimmern zusätzliches Wasser herüber gepumpt, wozu eine unterirdische Zuleitung verlegt wurde.
 
Mit Errichtung der neuen Rinderzucht- und Milchviehanlage wurde in den 1980er Jahren der Bestand der Hochstedter Milchkühe nach Mönchenholzhausen verlagert.
 
Bis zur politischen Wende wurden im Kuhstall Hochstedt nur noch Rinder gehalten, die für die Milchproduktion nicht von Bedeutung waren. In der Hochstedter Schweinemastanlage, im LPG-Gelände am Gut, gegenüber dem Teich, wurden noch bis zum August des Jahres 1990 Schweine gefüttert.
 
 
 
 Kuhstall
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der seit der Errichtung der Rinderzuchtanlage in Mönchenholzhausen nicht mehr genutzte Kuhstall am Nordrand von Hochstedt wurde im Sommer des Jahres 2003 abgerissen.
 
 
 
 
 Abriissarbeiten 2003
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heute ist an gleicher Stelle nichts mehr von dem ehemaligen Stall der LPG zu sehen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In Teilen aus: Dagmar und Walter Blaha - Hochstedt eine Ortsgeschichte
 
Bilder 1, 2, 3: Christel Rosenbaum Bilder 4, 5, 6: Egon Angelroth
 
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