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Kirchweihfest in Hochstedt 

 

Kirmesfahne von 1994 (Nachbildung nach Vorlagen der historischen Burschenfahne von 1894)

 

 

 

 

Die Kirmes - wie sie sonst genannt wird - wird in Hochstedt als Kirmse bezeichnet. Dabei handelt es sich um das Fest, welches anlässlich der Einweihung oder besser gesagt der Weihe einer christlichen Kirche zu Ehren eines oder auch mehrerer Heiliger begangen wird. Diese Heiligen gelten als Patron der jeweiligen Kirche. Die Kirche in Hochstedt hat die Patronate des Heiligen Pankratius, des Petrus und des Paulus (siehe den Artikel über die Kirche).

 

 

Burschenverein im Jahr 1919

Das Wort Kirmes kommt von Kirchmesse. Es wird also eine Messe zum Gedenken an die Kirchenweihe gefeiert. Auch heute noch bedeutet die Kirmse in Hochstedt, Zeit des gemeinsamen Feierns. Die Kirche wurde nach dem Brand von 1978, im Jahre 1984 neu geweiht. Der Tag der Weihe wurde auf den alten Weihetag des Vorgängerbaues von 1617 festgelegt. So wird die Kirmse in Hochstedt alljährlich am zweiten Wochenende im November gefeiert. Fällt jedoch der Volkstrauertag auf das Kirmsenwochenende, wird sie eine Woche vor dem eigentlichen Termin begangen. Schon früher war die Kirmse in Hochstedt ein beliebtes Fest und wurde zu Anfang des 20 Jahrhunderts, laut Überlieferung, sogar auf beiden Sälen in den zwei Gaststätten über mehrere Tage gefeiert.

 

Kirmesmädchen um 1925 vor der Schule (Original im Heimatmuseum)

 

Wie auch heute, aß und trank man viel und war vergnügt. Es hatte sich eine Kirmesgesellschaft gegründet, die sich aus den Mitgliedern des Burschenvereins und den Kirmesmädchen zusammensetzte. Diese veranstalteten über viele Jahre hinweg die Kirmsen. Auf alten Fotografien kann man die historische Burschenschaftsfahne mit dem aufgestickten Gründungsjahr 1894 erkennen.

 


Burschenverein mit Vereinsfahne - Foto zur "Erinnerung an die Kirmes 1926" (Original im Heimatmuseum)

Das bei Kirchweihfesten auch schon sehr viel früher viel verzehrt und getrunken wurde wird durch eine Verordnung des Erfurter Rates von 1653 deutlich. Kurz nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges und in allgemeiner Not wurde übermäßiges Feiern verboten und die Kirmes auf zwei Tage, Montag und Dienstag, befristet.Alle Dorfbewohner waren angehalten, den Gottesdienst eifrig und andächtig zu besuchen und auf "unmäßiges Fressen, Saufen und Schwärmen" zu verzichten. Spätestens 10 Uhr abends waren die Feierlichkeiten zu beenden. (aus Hochstedt - eine Ortsgeschichte)

 

 


 

 

 

Kirmesgesellschaft Anfang der 1930er Jahre mit Burschenfahne

In der Zeit des Nationalsozialismus mussten sich die Burschenschaften auflösen. In Hochstedt wurde die Fahne der Burschenschaft zur Vereinsfahne des Gesangvereins Harmonia umgearbeitet (siehe Artikel in der Übersicht über die Vereine).

 

 

Kirmesgesellschaft vor Beginn des 2. Weltkrieges

 

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges wurden jedoch wieder Kirmsen in Hochstedt gefeiert. Zu Beginn der 1970 Jahre, mit Schließung der Gaststätte Mende, war scheinbar ein Schlusspunkt in der Hochstedter Kirmsengeschichte gesetzt.

Gemeindebrief von 1969 (?) zur Kirmes

 

 

Kirmesgesellschaft in den 1950er Jahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erst gegen Anfang der 1980er Jahre wurde das Fest der Kirchweihe nach zehn Jahren Pause wiederbelebt. Es fand sich eine Kirmesgesellschaft, bestehend aus Burschen und Kirmesmädchen unter Leitung eines Burschenvaters, zusammen, die jedoch ohne Vereinsstatut blieb.

 Bilder der verschiedenen Kirmesgesellschaften bis heute 

 

 


 

 

Mit Fichten geschmückte Kirche

 

Der Ablauf der Hochstedter Kirmse hat sich seit dieser Zeit nur wenig geändert: In der Woche vor dem Fest werden vor der Kirche und vor der Gaststätte, jeweils rechts und links vom Eingang, Fichten aufgestellt. Das eigentliche Fest beginnt dann am Freitag mit einer Tanzveranstaltung. Seit Wiederbelebung der Kirmse ist das bei uns eine Disco. Dann, am Samstag, wird extra eine kleine Kirmse für die Rentner ausgerichtet.
Fichten vor der Kirche (2005)

 

Wie auch bei den Großveranstaltungen am Abend laufen die Kirmsenburschen mit Ihren Kirmsenmädchen im Arm, zu zünftiger Marschmusik in den Veranstaltungsraum oder in den Saal ein. Der Kirmsenspruch ertönt, wobei einer der Burschen ruft und die Gesellschaft antwortet.

Vor ihnen geht der Kirmesvater in seiner Schürze und dirigiert mit einer geschmückten Schnapsflasche die Pärchen über die Tanzfläche. Nach dem Ende der Polonaise stehen sich Burschen und Mädchen in je einer Reihe gegenüber. Zwischen den beiden Reihen tanzt dann zu Walzerklängen der Burschenvater mit seiner Partnerin den ersten Tanz der jeweiligen Veranstaltung.

 

Hochstedter Kirmeskrug

 

 

Während der Kirmesvater tanzt, wird von Bursche zu Bursche und von Mädchen zu Mädchen, ein mit Bier gefüllter Krug herumgereicht. Jeder nimmt einen kräftigen Schluck und am Ende des Tanzes trinken daraus auch der Kirmesvater und dessen Frau.

 

Beim zweiten Tanz tanzt nun die gesamte Kirmsengesellschaft. Spielt die Musik zum dritten Tanz, holt jeder Kirmsenbursche und jedes Kirmsenmädchen einen Gast zu sich auf die Tanzfläche, um mit ihm zu tanzen. Nach der Rentnerkirmse beginnt am Samstagabend die Hauptveranstaltung der Hochstedter Kirmse. Eine Kapelle spielt auf zum Tanz und in den Musikpausen werden Show- und Tanzeinlagen von der Kirmsengesellschaft aufgeführt oder Spiele gespielt.

 

 

Nach dem Kirrmesgottesdienst: Ãœbergabe der Fahne der Kirmesgesellschaft
 
Am Sonntag, nach dem Kirmsengottesdienst am Morgen (jetzt findet der Gottesdienst am Freitagabend statt), ziehen Kirmsengesellschaft und Musikanten mit einem hübsch geschmückten Handwagen, mit einem Bierfass beladen, von Haus zu Haus. Sie singen, bringen Ständchen und tanzen mit den jeweiligen Hausbewohnern und schenken Bier aus. Nicht selten gibt es zum Aufwärmen - es wird ja im November gefeiert - ein Gläschen Schnaps und die Gesellschaft wird immer lustiger während ihres Marsches durch Hochstedt. Unterdessen sind die trinkfesten Kirmsenbesucher schon beim Frühschoppen, welcher sich bis zum nachmittäglichen Kindertanz hinziehen kann. Der Sonntagnachmittag gehört also den Kleinen, die sich begeistert zur Musik im Kreise drehen. Am letzten Abend der Kirmse ist wieder Tanz angesagt, der seinen Höhepunkt bei der Kirmsenbeerdigung findet. Dabei tritt der Kirmesvater vor die versammelte, vor ihm kauernde und wimmernde Kirmsengesellschaft - die in Nachthemden gekleidet ist - und zieht sein Fazit vom Festwochenende. Kerzen brennen neben einem in der Mitte aufgestellten Sarg während der Kirmesvater die Kirmse mit einer Trauerrede symbolisch bis zum nächsten Jahr beerdigt.
Kirmes im Kulturraum
 
Kirmesfeier zu Beginn der 1990er Jahre im "Kulturraum"
 
In Hochstedt gab es zu Beginn der 1980er Jahre weder einen Tanzsaal, noch eine Gaststätte. Es stand nur das zum Mehrzeckgebäude (Kulturraum) umfunktionierte Haus des ehemaligen Kindergartens, welches in noch früheren Zeiten das Hochstedter Backhaus war, zur Verfügung.

Die großen Tanzveranstaltungen wurden in die Nachbardörfer verlegt. Hochstedt feierte seine Kirmsen zunächst in Mönchenholzhausen, da dort eine Gaststätte mit zugehörigem Saal vorhanden war. Die Hochstedter wurden mit Bussen zur Samstags-Tanzveranstaltung gefahren. Zur Disco am Freitag setzte man sich zu Fuß in Bewegung. Die anderen Veranstaltungen, wie Rentnerkirmse, Kindertanz und Kirmsenbeerdigung fanden im Kulturraum statt, vor welchem auch die Kirmsen-Fichten gesetzt wurden. Irgendwann fand sich dann ein Wirt, der aus dem Kulturraum eine Gaststätte machte. Aber mehr Platz gab es für eine große Kirmes in Hochstedt auch nicht. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Saal der Gaststätte in Mönchenholzhausen vermietet und die Hochstedter Kirmse musste nach Vieselbach umziehen. Mehrere Jahre war Hochstedt dann dort zu Gast und wieder wurde mit Bussen gefahren. Um die Jahrtausendwende wurde dann die Gaststätte in Vieselbach geschlossen und mit dieser Schließung gab es auch keine Möglichkeit mehr, im Saal zu feiern. Unterdessen war aber der Saal in Mönchenholzhausen wieder frei und konnte genutzt werden, obwohl die zugehörige Gaststätte nicht mehr existierte. "Hochstedt" fuhr also wieder in die andere Richtung, wie schon Jahre zuvor. Allerdings gab es jetzt nur noch eine verkürzte Kirmse, denn der ehemalige Kulturraum in Hochstedt konnte nun selbst für die kleinen Feiern nicht mehr genutzt werden. Die Kirmse spielte sich jetzt mit sämtlichen Veranstaltungen - außer Gottesdienst und Ständchen - in Mönchenholzhausen ab. Allerdings endete sie am Sonntagnachmittag bereits nach dem Kindertanz. Im Jahr 2003 wurde dann klar, dass das letzte Mal in Mönchenholzhausen gefeiert werden konnte, denn der Saal sollte abgerissen werden. Erstmals seit den 1930er Jahren fand im Jahr darauf wieder eine Kirmse komplett in Hochstedt statt! Dazu wurde ein Zelt neben dem Sportplatz aufgestellt. So feierten die Hochstedter 2004 ihre erste Zeltkirmse ohne mit dem Bus fahren zu müssen!

 

Verzeichnis der Hochstedter Burschenväter

Kirmesgesellschaften

Die Bilder zu den einzelnen Festen seit 2005 findet man in den Hochstedt_Jahren

 

Bilder der Kirmesfeste in den 1950er Jahren:

1959 - Bilder der Kirmse

1958 - Bilder der Kirmse

1950er Jahre - Bilder der Kirmse (das genaue Jahr war nicht zu ermitteln)

1953 - Bilder der Kirmse

 

Foto Nr. 5: Mandy Braun

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