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Während unsere Würstchen langsam auf "Betriebstemperatur" gebracht wurden, fuhren wir zu unserem letzten Etappenziel dieses Tages, zur barocken Wallfahrts- und Klosterkirche Heiligelinde. Das gleichnamige Dorf liegt etwa 15 Kilometer von der Wolfsschanze entfernt und war in einer kurzen Fahrt schnell erreicht. Wir waren ja schon am Vormittag daran vorbei gefahren und steuerten nun aber den kleinen Ort direkt an.

Den Mücken entflohen: im Bus
Ankunft in Heiligelinde
Pause mit Würstchen
Weg zur Barockkirche

Nach dem Aussteigen wurde zunächst die hintere Tür des Busses belagert, dort, wo die Würstchen ausgegeben wurden. Mit großem Appetit wurde erst einmal gekaut und geschluckt. Die vorangegangenen Stunden hatten hungrig gemacht und der Körper brauchte eine Stärkung. Der Bus stand auf einem Parkplatz etwas oberhalb der Barockkirche. Nachdem alle satt waren machten wir uns auf den Weg und gingen den kleinen Hügel in die Talsenke hinunter, wo die Kirche stand. Inzwischen hatte sich das Wetter noch weiter gebessert, so dass mehr und mehr blauer Himmel zu sehen war und ab und zu die Sonne hinter den Wolken hervor lugte.

Leider waren wir - jedenfalls was das Verhüllen der Sehenswürdigkeiten mit Baugerüsten anbelangt - vom Pech verfolgt. Denn nach einem Teil der Marienburg präsentierte sich nun auch die Heiligelinde verhüllt. Jedoch das was zu sehen war, war schon spektakulär.

Kirche mit Papststatue und prächtigem Eingangsportal
Eingerüstete Barockkirche

Heiligelinde gehört zu den wichtigsten Denkmälern des Barock in Nord-Polen. Es gibt die Geschichte, wonach ein in Rastenburg verurteilter Mann, von "Unserer lieben Frau" aufgefordert wurde, ein Bildnis ihres Kindes zu schnitzen. Daraufhin wurde er entlassen und hängte die geschnitzte Figur an einer Linde zwischen Rastenburg und Rößel auf. Seitdem ereigneten sich zahlreiche Wunder um die Statue des Kindes. Eigentlich geht jedoch die Geschichte der Stätte Heiligelinde auf einen Kultplatz der Prußen, die die Linde als Fruchtbarkeitssymbol ehrten.

Zunächst wurde ein Kapelle errichtet, um die Linde mit der Figur zu ehren. Auch hier spielten die Priester des Deutschen Ordens eine Rolle. Während der Zeit der Reformation wurde die Kapelle zerstört und dann wieder aufgebaut. Jährlich zog sie mehr und mehr Wallfahrer an. Die Planungen zum Bau der Kirche stammten vom Ende des 17. Jahrhunderts und wurden, nachdem der Boden verfestigt wurde (Sumpf), in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts umgesetzt.

Wir wollten auch das Kircheninnere besichtigen und waren gerade auf dem Weg hinein, als uns ein Geistlicher auf deutsch ansprach und uns mitteilte, dass das nächste Orgelkonzert in einer halben Stunde beginnen würde. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, war doch die Orgel der Kirche ein ganz besonderes Instrument, welches man gehört (sie verfügt über 40 Stimmen) und gesehen haben musste.


 

Wir vertrieben uns also vor der Kirche die Zeit mit Spaziergängen zur Toilette und den oberhalb der Kirche gelegenen Andenkenbuden, die sich wie eine Perlenschnur an der Hauptstraße aneinanderreihten. Hier gab es allerhand zu kaufen und zu sehen. So manches Geldstück oder mancher Geldschein wechselte den Besitzer.

Werten auf das Orgelkonzert
Spaziergang zu Toiletten und Straßenhändlern

Die Zeit war schnell um und wir mussten uns sputen, ins Kircheninnere zu kommen, um den Anfang vom Orgelkonzert nicht zu verpassen. Schon im Hof des Klosters sah man die prächtige Bemalung der Arkadengänge. Die Verzierungen reichten vom Boden bis hinauf zu den Gewölbedecken. Wie nicht anders zu erwarten zeigte sich auch der Kirchenraum überaus reich verziert. Eine solche Fülle an vergoldeten Details und geschmückten Wänden, Altären und Fenstern stürmte auf uns ein, dass es schon sehr beeindruckte. Diese Fülle stieß jedoch auch irgendwie ab. Sie grenzte schon an Kitsch, weil alles eben zu sehr Barock war.

Wand- und Deckenmalerei
Orgel
In der Kirche

Das gleiche galt auch für die mächtige Orgel aus dem Jahr 1721. Sie war ja so schon imposant und beeindruckend anzusehen. Nach einer kurzen Predigt und Ansprache eines Geistlichen zuckten wir unter den ersten Klängen des Instrumentes zusammen. Im Verlauf des Musikstückes zeigte sich dann wieder der verspielte Barock: Zu den Klängen der Orgelpfeifen bewegten sich einzelne Figuren, wie goldene Trompete spielende Putten hin und her und Glöckchen erklangen, die auf und ab wippten. Das ganze Instrument machte nun beinahe den Eindruck auf einen Jahrmarkt zu gehören, war aber eben wegen dieser beweglichen Figuren berühmt. Diese stellen eine Verkündigungsszene dar.

 


 

Wieder Warten auf den Bus Weg zum Bus

Das Konzert dauerte nicht lange und nach etwa einer Viertelstunde verließen wir die Kirche. Die Busfahrer waren beim Bus geblieben und wir hatten vereinbart anzurufen, sobald der Bus vorfahren sollte. Wir warteten noch einige Minuten vor der Kirche, bevor wir uns zu unserem Treffpunkt an der Straße auf den Weg machten. Nicht lange darauf bog unser Gefährt in die Straße ein und sammelte uns auf. Die Fahrt zurück zum Herrenhaus ging schneller, denn wir fuhren nun über eine Schnellstraße, die jedoch landschaftlich nicht so reizvoll war, wie unsere Hinfahrt über die schmalen Alleen.

Rückfahrt-Pause
Ankunft am Herrenhaus Abendessen

Nach einigen Pausen kamen wir am Abend am Herrenhaus an, wo das Abendessen schon auf uns wartete. An diesem Abend hatte keiner Lust noch einen Spaziergang zu machen. So setzte man sich wieder in gemütlichen Runden in die verschiedenen Salons und Zimmer und genoss den Rest des Tages.

Ein geschummelter Bildzusammenschnitt

Tag 5 - Dreistadt - Gdynia >>>

 

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