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Auch im Jahr 2011 sollte es wieder eine Sonderausstellung im Museum geben, die im Rahmen einer Museumsnacht eröffnet werden würde. Der Verein hatte im Vorjahr beraten, welches Thema die Ausstellung beinhalten würde, war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Wenn sich Leute treffen, die kein Thema für eine Unterhaltung finden, kommt es meistens dazu, dass man sich über das Wetter  unterhält. Die Idee eine Ausstellung über das Wetter in Hochstedt zu organisieren war damit geboren.

 

Die Recherchearbeit konnte beginnen. Dabei stießen wir auf zahlreiche historische Aufzeichnungen, die die unmittelbare Umgebung Hochstedts betrafen. Da sich das Wetter jedoch nicht auf einen kleinen Raum einschränken lässt, galt, dass, wenn es in Vieselbach geschneit hatte, dies auch für Hochstedt feststand. Aus verschiedenen Chroniken, auch solcher aus Nachbarorten, der Historischen Klimadatenbank im Internet, aber auch aus Quellen, wie Turmknopfurkunden konnten Wetterereignisse herausgeschrieben werden, die im Hochstedter Wetterbuch Einzug hielten. Diese Daten umfassten zehn Jahrhunderte Wettergeschehen im Raum um Hochstedt. Da das Wettergeschehen in früheren Zeiten meistens nur dann aufgezeichnet wurde, wenn etwas besonderes, wie starke Gewitter,  lange Dürreperioden, hoher Schnee, extreme andere Niederschläge usw. stattgefunden hatten, war auch der Titel der Ausstellung ziemlich rasch gefunden:

Im Laufe der Recherche wurde das Thema immer interessanter, denn es weitete sich schnell aus.  Da gab es Phänologische Jahreszeiten, die ausgewertet werden konnten, denn die nächste Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes liegt gerade mal zwölf Kilometer von Hochstedt entfernt in Erfurt-Bindersleben. Dort wurden Wetterdaten seit Beginn der 1950er Jahre aufgezeichnet, so dass eine Rekonstruktion der Wettersituation der letzten sechzig Jahren möglich wurde. Bindersleben liegt zwar einige Meter höher als Hochstedt, kann jedoch, was das Großwetter betrifft zur Betrachtung herangezogen werden.

Aufbau der Ausstellung ab dem 9. Mai 2011

Neben den "normalen" Wetterdaten gab es also die, welche sich an verschiedenen Erscheinungen in der Natur erinnern, wie eben Wachstumsphasen verschiedener Pflanzen. Da etwa das Schneeglöckchen in Thüringen (Bindersleben) zu einer anderen Zeit blüht als etwa in der Region Südwestdeutschland, beginnt der Vorfrühling hier zu einem bestimmten (Durchschnitt der letzten Jahre) späteren Zeitpunkt.

Ein weiteres Thema der Ausstellung stellen ausgewählte Bauernregeln dar, eine nächste große Rubrik, verschiedene Geräte zur Wettermessung. Dabei ging es uns auch um die Ausstellung solcher Geräte, die schon vor langer Zeit entwickelt worden waren, wie etwa das Sturmglas oder das sogenannte Goethe-Barometer. Aber auch digitale neue Temperaturmessgeräte sind zu sehen.

Ab dem 9. Mai waren die Schrifttafeln vorbereitet und fast alle Exponate eingetroffen. Der Aufbau der Ausstellung konnte beginnen.

Musikalisch umrahmte Eröffnung der Museumsnacht mit den Hochstedter Kindern.

Am 14. Mai 2011 fand die 6. Hochstedter Museumsnacht statt, bei der die Ausstellung eröffnet werden sollte. Die Hochstedter Kinder hatten ein kleines Programm einstudiert, welches den Auftakt der Veranstaltung bildete. Leider zeigte sich das Wetter, um das es ja gehen sollte in fast seiner gesamten Bandbreite. Zunächst schien noch die Sonne, die schnell von dunkleren Wolken verdeckt wurde. Mit dem Einsetzen des Nieselregens war es klar, dass die Kinder leider nur ein verkürztes Programm zeigen konnten.

Vortrag im Bürgerhaus zum Thema der Ausstellung

Im Anschluss wurde im Bürgerhaus ein Vortrag über das Thema der Ausstellung gehalten. Die Stühle waren bis auf den letzten besetzt und den Zuhörern wurden Geschichten und die Geschichte rund um das Wetter in Hochstedt und in der Umgebung, sowie dessen Aufzeichnung und Auswertung in Wort und Bild gezeigt. Nach einer guten dreiviertel Stunde war es dann an der Zeit die Museumstüren für die Besucher zu öffnen.

 


 

Ausstellung

Zu sehen waren, wie im Vortrag schon Angekündigt, neben Ausstellungstafeln zu den Phänologischen Jahreszeiten, Relief- und Klimakarten von Thüringen, Messinstrumente, Bilder von Wetterereignissen in Hochstedt, Wetterdisteln, Klimabeobachtung mittels Baumringen, Niederschlagsvergleiche in Thüringen, Temperaturkurven und viele weitere Sachen rund um das Wetter und Klima um Hochstedt.

Erste Besucher der Ausstellung

Schnell stellte sich heraus, dass zwei Exponate das besondere Interesse der Besucher fanden. Eines war im Museumsinneren zu sehen. Dabei handelte es sich um das Sturmglas.

In einem Glaskolben befinden sich zwei Flüssigkeiten, wobei eine davon bei Wetteränderung kristallisiert. Dabei handelt es sich um eine gesättigte Campher-Alkohol-Lösung. In ihr wachsen bei Wetteränderung Kristalle. Je stärker die Wetteränderung, desto größer die Kristalle. Das Glas wird auch als FitzRoy-Sturmglas nach dem Admiral Robert FitzRoy bezeichnet oder auch Dänisches Sturmglas nach Charles Darwin. Beide Männer unternahmen ab 1831 eine Seereise auf der Beagle unter FitzRoy, das Ziel war Südamerika.

Während dieser Reise erkannten FitzRoy und Charles Darwin folgende Erscheinungen des Kristallwachstums  im Sturmglas fest:

  • Wenn die Flüssigkeit im Glas klar ist, wird das Wetter sonnig und klar.
  • Ist die Flüssigkeit flockig, wird es bewölkt, Niederschlag ist möglich.
  • Wenn kleine Flöckchen in der Flüssigkeit schweben, kann man feuchtes, nebeliges Wetter erwarten.
  • Ein trübes Glas mit kleinen Sternen deutet auf Gewitter.
  • Sind an einem schönen Wintertag kleine Sternchen in der Flüssigkeit, wird es schneien.
  • Sind große Flocken überall in der Flüssigkeit, wird es je nach Jahreszeit bedeckt oder im Winter fällt Schnee.
  • Wenn viele Kristalle auf dem Boden sind, gibt es Frost.
  • Wenn sich an der Oberfläche Kristalle bilden, wird es stürmisch.

Das Sturmglas soll dabei eine Vorhersage über einen Zeitraum von ca. 24–36 Stunden erlauben.

Sturmglas

Wir hatten für interessierte Besucher, kleine Mitbringsel in Form von Sturmgläsern besorgt, die als Andenken gern gekauft wurden.

Das zweite Exponat, welches großes Interesse hervorrief stand vor dem Museum und war eher als Spaß dort hingestellt worden. Einen Wetterstein kennt dabei wohl jeder, denn darum handelte es sich in diesem Fall. An einem Gestell hängt an einem Strick ein Stein, welcher das Wetter anzeigt. Dabei ist der Stein sehr zuverlässig. Man konnte an ihm ablesen, wenn es regnete, denn dann war er nass. Wer er nicht zu sehen konnte man von Nebel ausgehen. Bewegte er sich hin und her war es windig usw.

Goethe-Barometer und Wetterbuch

Auch anderen Exponaten, wie dem Goethe-Barometer oder dem Wetterbuch mit Wetteraufzeichnungen aus 10 Jahrhunderten standen ebenfalls im Mittelpunkt.

Nachdem die Besucher die Ausstellung besichtigt hatten, konnte man sich noch im Zelt im Hof des Bürgerhauses bei einem Glas Bier oder einer Bratwurst über das Gesehene unterhalten.

Museumsnacht-Besucher

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