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Anschließend gab es nicht wie sonst die Eröffnung einer Sonderausstellung sondern einige Exponate im Museum waren Gegenstand einer näheren Betrachtung im Rahmen eines Vortrages.

Nadeln aus Knochen im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar Nadeln aus Metall (Radnadel und Spiralkopfnadel usw.) im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar

Es ging dabei um eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit, nämlich der Geschichte der Nadel. Diese begann schon in der Steinzeit, wie zahlreiche Funde von Archäologen zeigen. Mit ihr wurden zunächst Kleidungsteile zu einem Kleidungsstück zusammengesteckt oder zum Vorbohren von Löchern genutzt. Vor etwa 25 000 Jahren wurden Nadeln aus Knochen mit einem Öhr versehen, so dass damit so genäht werden konnte, wie wir es heute noch kennen. Mit der Zeit wurde die Nadel nicht nur zum Verbinden von Kleidungsstücken genutzt sondern ab der Zeit der Metallverarbeitung, bei uns vor etwas mehr als viertausend Jahren, zum Schmücken verwendet.

Vogelkopf-Fibel - Nachbildung
Nadelbinden

Es gab auch erste Handarbeiten, die mittels einer Nadel hergestellt wurden, wie etwa das Nadelbinden, um Werkzeug (Sieb) oder Kleidung herzustellen. Lange Nadeln mit Zierköpfen in Rad- oder Schneckenform (Spiralkopf) verbanden Tücher, die man herstellte, indem man sie damit zusammen steckte. Etwas später, etwa 1200 v.u.Z. kam eine weitere Nadelerfindung dazu, die in anderer Form bis heute überdauert hat: Die Fibel. Sie konnte man verschließen, wie Sicherheitsnadeln, sie dienten zugleich ebenfalls als Schmuck, wie heutzutage Broschen oder Anstecknadeln (Abzeichen, Orden) verschiedenster Form.

Bis etwa 1830 wurde mit der Hand genäht, mit Nadeln aus Eisen, die es  ab etwa der Mitte des 5. Jh. v.u.Z. gab. Ein geübter Meister seines Faches schaffte dreißig Stiche in der Minute und war sehr gefragt in der Gesellschaft. Schon ab der Mitte des 18. Jh. beschäftigte man sich damit die Nähnadel mit einer Maschine zu bewegen. Dies gelang dem Amerikaner Elias Howe jedoch erst 1846. Seine Erfindung leistete die Näharbeit von vier bis sechs Handnäherinnen.

Nähmaschinen im Hochstedter Museum
 

Merritt Singer ließ sich auf der Grundlage von Howes Entwicklung eine Nähmaschine patentieren (musste Howe aber Patentgebühren bis zu dessen Tod zahlen) und gründete eine Fabrik, die sich innerhalb von wenigen Jahren zum führenden Hersteller von Nähmaschinen weltweit entwickelte. Im Hochstedter Museum sind zwei Singer-Nähmaschinen ausgestellt.

Singer gründete auch im Ausland Niederlassungen, etwa die in Wittenberge, die bis 1992 Veritas-Nähmaschinen produzierte. In diesem Jahr wurde das VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge durch die Treuhand liquidiert, trotz des guten Rufs der Nähmaschinen, die hier hergestellt wurden. Im Museum ist auch eine Veritas-Nähmaschine zu sehen.

Ein weiterer deutscher Nähmaschinenhersteller war Georg Michael Pfaff, der ab 1862 Nähmaschinen produzierte. Er entwickelte sich zu einem der führenden Hersteller von Nähmaschinen, von denen leider (noch) keine im Museum steht. Heute werden Pfaff-Nähmaschinen vor allem in China gefertigt.

Im Vortrag ging es auch um verschiedene Nahtarten, wie Blindstich, Kappnaht, Ketteln, Kettenstich, Knopflochstich, Paspelnaht, Pikierstich, Sattlerstich, Schlingstich, Sicherheitsnaht, Spiegelnaht, Steppstich, Ãœberdecknaht, Overlocknaht, Verzugsnaht, Zick-Zack-Naht, bevor es um verschiedene Nadeln ging, die in den Jahrtausenden seit der Erfindung der Ur-Nadel entwickelt wurden.

Dazu zählen die Nadelbinde-Nadeln, die im Museum gezeigt werden, wie auch Stopfnadeln mit stumpfer Spitze, die Nähahlen (Pfriem) zum Vorstechen, die Sicherheitsnadeln, die Stecknadeln mit Kopf, die Strick- und Häkelnadeln, Rundstricknadeln, Zungennadeln zum Knüpfen und für das Maschinestricken, Anstecknadeln, Broschen, Abzeichen, Orden, Haarnadeln, Krawattennadeln, Hutnadeln, Injektionsnadeln, Operationsnadeln, Akupunkturnadeln und viele andere. Den Abschluss bildete eine besondere Nadel, die zum nächsten Thema des Abends überleiten sollte: die Ballnadel, mit der man Luft in einen Lederball füllen konnte.

Nach dem Vortrag konnte man sich einige der erwähnten Nadeln und Maschinen im Museum genauer ansehen, bevor der gemütliche andere Teil des Abends im Bürgerhaus beginnen konnte.

Bei Bier, Bowle, Bratwurs, Brätel und Brause wurde bis spät die Museumsnacht gefeiert.