Wie der lokalen Presse vom 24. Oktober 2012 (TA/TLZ) zu entnehmen war, wurde Mitte Oktober bei den Bauarbeiten für die 380 kV-Leitung, zwischen zwei Masten das 4500 Jahre alte Grab einer Frau entdeckt.

Der herbeigerufene Archäologe, Enrico Paust, legte an Ort und Stelle ein 110 x 150 cm großes Grab frei, welches sich zunächst nur durch seinen dunklere Färbung als solches zu erkennen gab. Nach ersten Untersuchungen kamen eine Schädeldecke und Beinknochen zu Vorschein. Die Frau wurde mit angezogenen Beinen bestattet. Es wurden auch einige Grabbeigaben gefunden, wie ein Schmuck aus Hundezähnen sowie Muschelschalen, was darauf hindeutet dass es sich bei der Frau um eine höher gestellte Person handelt. Der Fund sei für die Region zwischen Erfurt und Weimar einmalig, meinten die Archäologen vom Landesamt für Archäologische Denkmalpflege. Aus dieser Zeit, um 2800 bis 2200 v.u.Z., gab es bisher nur zwei weitere vergleichbare Funde aus Bielen bei Nordhausen und aus Leubingen bei Sömmerda.

Das Hochstedter Grab wurde als Erd-Block geborgen und wird nun im Museum für Ur- und Frühgeschichte untersucht. Man schätzt, dass es etwa zwei Monate dauert, bis der Inhalt des Grabes komplett von der Erde befreit ist. Alle Teile zu sortieren, zusammenzufügen und zu dokumentieren wird wesentlich länger dauern.

Foto: Esther Goldberg/TA

Siehe auch entsprechende Presseartikel vom 24.10.2012

Die Fundstelle liegt südwestlich vom Ort auf dem Gelände des GVZ. Im Foto ist der Bereich in dem das Grab entdeckt wurde farblich hervorgehoben. (Foto: 17.10.2012 aus südlicher Richtung)

Der Archäologe Enrico Paust datiert den Fund in die Schnurkeramische Zeit. Dieser Begriff kommt von den vielen Grabbeigaben, die man aus dieser Zeit geborgen hatte. Die Menschen gehörten damals zum Kulturkreis der Kupfersteinzeit, dem Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit. Die Schnurkeramik ist nach einer Gefäßverzierung benannt, die für diese Epoche charakteristisch ist. Mit einer Schnur wurden dabei umlaufende Rillenmuster in den Ton gedrückt und Gefäße damit verziert. Es ist davon auszugehen, dass das Geschlecht der Bestatteten schon bestimmt werden konnte, obwohl der Fund noch nicht einmal geborgen war, und das schon wegen der Lage (Ausrichtung) der Gebeine. Es gab damals nämlich bestimmte Bestattungsmuster: Für Männer und Frauen waren entgegengesetzte Grablegungen üblich. Die Toten der mitteleuropäischen Schnurkeramik liegen zumeist in Ost-West-Achse, die Frauen linksseitig mit dem Kopf nach Osten, die Männer rechtsseitig mit dem Kopf nach Westen. Immer blickten sie dabei in südliche Richtung. Daher ist anzunehmen, dass der Schädel der Toten, die bei Hochstedt gefunden wurde in Richtung Bach wies und die Beine in Richtung Erfurt ruhten.

Wie das Grablege mitsamt der Erde geborgen wurde, lässt sich anhand eines Fotos von der Sicherung eines ähnlichen im Jahr 2010 bei Leubingen entdeckten Grabes erkennen. (Die Grabungsarbeiter Klaus-Dieter Tischler, Lutz Röhr und Mark Röhner (von links) bei der Bergung des Leubinger Skeletts im Block. Foto: TLDA)

Bei dieser Bergungsmethode, die auch beim Hochstedter Fund angewendet wurde, wird ein Holzrahmen um das Grab gelegt, das wie auf einem Erdsockel steht. Dann muss unterhalb des Rahmens das Erdreich vorsichtig mit einer Schrotsäge durchtrennt und Brett für Brett ein Holzboden untergeschoben werden.

Erstaunlich ist, dass der Leubinger und der Hochstedter Fund identische Grabbeigaben aufweisen: Eine sogenannte Fransenkette, die aus den durchbohrten Reißzähnen von Hunden und Muschelblatt gefertigt worden war.

Ein ähnlicher Fund wurde bei Esperstedt beim Bau der A38 geborgen.

Bildquelle:

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Sachsen-Anhalt

Landesmuseum für Vorgeschichte- mehr hier: www2.archlsa.de

Um den Fund zeitlich einordnen zu können: Die Frau wurde hier bestattet, während in Ägypten die Periode des sogenannten Alten Reiches angebrochen war und wo die Pharaonen Cheops, Chefren und Mykerinos die großen Pyramiden von Gizeh als ihre Grabmäler errichten ließen.