...noch mehr Spannung - Brief an das Landesverwaltungsamt
12. Februar 2007:
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Raumordnungsverfahren zur geplanten 380 kV-Leitung vom UW Vieselbach zum UW Altenfeld / Ortslage Hochstedt
Sehr geehrte Damen und Herren
Wir als Bürgerinitiative Hochstedt möchten uns bei Ihnen für das informative Gespräch am 6. Februar 2007 in Ihrem Hause bedanken.
Mit diesem Schreiben möchten wir Ihnen noch einmal unsere Hauptanliegen darstellen.
1. Nach wie vor sprechen wir uns gegen den Bau der geplanten 380 kV-Leitung aus.
Unser Ort ist durch drei bereits bestehende Hochspannungstrassen stark belastet. Die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre errichtete 380 kV-Leitung verläuft in einem Abstand von 34 m zu den nächststehenden Wohngebäuden! Besonders durch diese Leitung fühlen wir uns stark beeinträchtigt (Elektrosmog, Geräusche, gestörtes Fernsehbild u. s. w.). Nach Ihren Aussagen würde heute eine solche Trassenführung nicht mehr genehmigt werden. Wir aber müssen damit leben, obwohl gesundheitliche Schäden nicht auszuschließen sind. Durch den Bau einer weiteren Trasse befürchten wir eine Potenzierung der o. g. negativen Auswirkungen auf unser Leben.
Darüber hinaus ist es nur schwer zu verstehen, warum riesige Stromtrassen quer durch die ganze Bundesrepublik gebaut werden müssen und dadurch wertvoller Naturraum wie der Thüringer Wald zerschnitten und zerstört wird. Wir sprechen uns für eine dezentrale Stromgewinnung und einen damit verbundenen ortsnahen Verbrauch dieses Stroms aus. Der aus Windkraft erzeugte Strom, der bis heute (und auch zukünftig) nur wenige Prozent in der Gesamtstromerzeugung ausmacht, kann auch in Norddeutschland verbraucht werden.
Eine erneute Prüfung von Alternativen möchten wir hiermit anregen.
2. Für den Fall, dass eine Verhinderung der Trasse nicht erreicht werden kann, möchten wir uns um Schadensbegrenzung für unseren Ort bemühen und unterbreiten dazu nachfolgende Vorschläge:
In unserem Gespräch wurden verschiedene Varianten diskutiert:
- weiträumige Umgehung des Ortes durch südöstlichen Trassenverlauf
- Umgehung des Ortes durch (ortsnahen) südöstlichen Trassenverlauf
Diese Varianten wurden von Ihrer Seite als eher kritisch bewertet, da es aus raumordnerischer Sicht keine Gründe gäbe, die gegen den von der Vattenfall Europe Transmission GmbH vorgeschlagenen Korridor sprechen.
- Die Erdverkabelung vom UW Vieselbach bis zur B7 wurde ebenfalls angesprochen. Auch wenn die Vattenfall Europe Transmission GmbH eine Freileitung beantragt hat, sollte diese Variante unserer Meinung nach in Erwägung gezogen und geprüft werden.
3. Die Variante, die von Ihrer Behörde, aber auch von der Vattenfall Europe Transmission GmbH bevorzugt wird, möchten wir im Folgenden beleuchten und um einige Gedanken anreichern.
Eine Trassenführung im geplanten Korridor mit einem Mindestabstand von 100 m zum Wohngebiet ist für uns nur akzeptabel, wenn damit in Höhe unserer Ortslage eine Verlegung der bereits bestehenden 380 kV-Leitung (vgl. Punkt 1) verbunden wird. Was konkret bedeutet, dass die bestehende 380 kV-Leitung in unmittelbarer Wohngebäudenähe zurückgebaut und mit der geplanten 380 kV-Leitung mindestens 100 m westlich der Ortslage neu errichtet wird. Unseres Erachtens kann dadurch der derzeit bestehende Missstand etwas gemindert und gleichzeitig eine gewisse Akzeptanz der neuen Trasse erreicht werden.
Wir bitten Sie, diese Variante in Ihre Ãœberlegungen einzubeziehen und entsprechende Auflagen zu erteilen.
4. Zwingend erforderlich sind Ausgleichsmaßnahmen in unmittelbarer Ortsnähe.
In einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen (TA) zeigte sich Herr Wolfgang Neldner, Chef der Vattenfall Europe Transmission GmbH, sehr offen in Bezug auf "… jeden Vorschlag für Ausgleichsmaßnahmen … den das Landesverwaltungsamt bestätigen muss." (TA vom 2.12.2006)
Wir schlagen die Gestaltung eines Grünzuges westlich von Hochstedt vor. Dieser Grünzug würde eine geringfügige Entschädigung für das stark beeinträchtigte Landschaftsbild darstellen, aber auch die Lebensqualität für die Bürger von Hochstedt etwas verbessern. Sinnvoll wäre, wenn der Grünzug zwischen der zu errichtenden 380 kV-Leitung und unserer Ortschaft angelegt wird, so dass sowohl optisch als auch physikalisch eine Abgrenzung zu den Hochspannungsleitungen gegeben ist. Die Gestaltung eines Grünzuges ist notwendig, da gemäß Flächennutzungsplan eine Grünzäsur zwischen Güterverkehrszentrum (GVZ) und Ortslage Hochstedt ausgewiesen ist. Bei der Ausgleichsmaßnahme handelt es sich um die Ausgestaltung eben dieser Grünzäsur.
Sehr geehrte Herren Schenkhoff und Gerhardt, sehr geehrte Frau Jedanski, dies sind unsere Ansichten und Bedenken zu obigem Bauvorhaben. Wir hoffen, dass unsere Anregungen Berücksichtigung bei Ihrer raumordnerischen Beurteilung finden werden. Mit der Bitte um eine Rückmeldung verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Bürgerinitiative Hochstedt
Zur Kenntnis:
- Stadtverwaltung Erfurt, Oberbürgermeister Herr Andreas Bausewein
- Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt, Herr Christoph Zühl