Grimma.

Ein Artilkel aus der Leipziger Volkszeitung - Online-Ausgabe vom 08.03.2011:

 

Foto: © Frank Schmidt
Museumsleiterin Marita Pesenecker mit Ausstellungsstücken rund um den Blaudruck.

André Neumann

Grimma. Im Kreismuseum Grimma kann man vom kommenden Sonntag an sein blaues Wunder erleben. Vom 13. März bis zum 21. August stellt eine Sonderausstellung das Handwerk des Blaudrucks vor, das mehr als 200 Jahre lang auch in Grimma vertreten war.

Der Blaudruck ist eine Kunst, die teilweise auf geheimen Rezepten basiert, die innerhalb der Handwerkerfamilien weitergegeben und streng gehütet wurden. Immerhin weiß man, wie die Sache funktioniert. Blaudruck ist zumeist ein so genannter Reservedruck: Bedruckt wird der Hintergrund des Stoffes, das weiße Muster wird durch Hilfsmittel von Farbe freigehalten. Der präparierte Stoff wird ins Farbbad getaucht, wenn er herausgezogen wird, ist er erst gelb, dann grün, dann hellblau.

Bei jedem Tauchen wird das Blau kräftiger. So erlebt der Drucker immer wieder sein blaues Wunder und auch das Sprichwort vom grün und blau schlagen soll seinen Ursprung in diesem speziellen Zweig des Färberhandwerks haben. Beliebt waren vor allem Tisch- und Bettwäsche mit Blaudruckmustern, bei den Sorben waren Schürzen verbreitet, die sogar beidseitig bedruckt wurden.

In Grimma war der Blaudruck fest in der Hand einer Familiendynastie, weiß Marita Pesenecker, die Leiterin des Kreismuseums. Severin Leonhardt war ein Färber, der 1692 von Colditz nach Grimma übersiedelte und den Blaudruck mit ausübte. Die leonhardtschen Produkte fanden im 18. und 19. Jahrhundert starken Absatz auf der Leipziger Messe. „Es gab", sagt Marita Pesenecker, „in Grimma noch ein paar kleinere Blaudruck-Werkstätten." Familie Leonhardt aber sei damit richtig reich geworden.

Die Ausstellung zum Blaudruck ist die wichtigste und aufwendigste Sonderschau, die das Museum in diesem Jahr zeigt. Aufwändig auch deshalb, weil in Grimma selbst nicht viele Hinterlassenschaften an diese Handwerkstradition erinnern. Das Museum besitzt ein aus Stoffmustern zusammengesetztes großes Tuch, ein paar Kaufurkunden über Grundstücke der Druckerfamilie und zwei Musterbücher mit Stoffmustern. Aus denen konnten sich die Kunden damals ihr Muster aussuchen. Für die am Sonntag beginnende Ausstellung hat das Grimmaer Museumsteam deshalb Ausstellungstücke aus mehreren anderen Museen zusammengetragen. Auf diese Weise können auch Handwerkszeuge der Drucker gezeigt werden, aber auch Tischdecken, Bettwäsche, Bekleidung. Zu den wertvollsten Stücken gehören barocke Druckmodel mit verschiedenen christlichen Motiven.

„Wir wollen aber auch den Blaudruck selbst zeigen und erklären", sagt Marita Pesenecker. Damit die Besucher auch tatsächlich ihr blaues Wunder erleben können, kommt am Eröffnungstag Alfred Thieme aus Pulsnitz nach Grimma. Der betreibt dort eine Blaudruckerwerkstatt und wird zur Ausstellungseröffnung in Grimma zeigen, wie sein Handwerk funktioniert.