Da wir das Waidbeet zum Waidfest nicht abgeerntet hatten, stand es nun, gut sechs Wochen später, in sattem Blau-Grün in der Herbstsonne. Die Blattrosetten waren zu beachtlicher Größe herangewachsen und warteten förmlich darauf abgestochen zu werden und im Färbetopf zu landen. Es war zu schade den Waid einfach zu entsorgen. Also wurde ein Färbesonntag-Nachmittag angesetzt. Dieser entpuppte sich dann als ein recht sonniger Herbsttag und als der schönste und wärmste Tag in einer Schlechtwetterperiode.

 

Waidbeet

Wir hatten zuvor Färbegut angeschafft, das am Ende des Tages möglichst blau aussehen sollte. Dieses Material bestand aus verschiedenen unterschiedlichen Fasern. Es gab Beutel aus Baumwolle, Tücher aus Seide, Fäden aus Schafswolle, aus Baumwolle und Leinen. Damit sollten wir den Nachmittag über beschäftigt sein.

Der Waid wird geerntet, gewaschen und überbrüht

Nachdem das Beet abgeerntet war, wurden die Waidblätter gewaschen und "wanderten" im Anschluss in einen Topf, wo sie etwas zerpflückt wurden. Danach kam noch kochendes Wasser dazu und der Deckel oben drauf. Wir bereiteten auf diese Weise zwei Töpfe vor, deren Inhalt jetzt erst einmal auf etwa 60°C abkühlen musste. Bei normalen Umgebungstemperaturen dauerte dies etwa zwei stunden. Diese Zeit braucht der Waid auch um seine Inhaltsstoffe an das Wasser abzugeben.

Abgeerntetes Waidbeet
 

Das Wasser wurde durch ein Tuch gesiebt, so dass die Waidblätter, die jetzt ihre Arbeit beendet hatten nun wirklich entsorgt werden konnten. In das Wasser wurde Waschsoda gerührt, wobei das unsichtbare Indican sichtbar wurde und im Wasser ausflockte. Ganz deutlich war dies am blauen Schaum auf der Färbebrühe zu sehen. Um färben zu können, wurde Natriumhydrosulfit zugegeben und in die Flüssigkeit gerührt. Der Schaum verschwand fast augenblicklich und die Küpe wurde gelblich grün.

Jetzt konnte losgelegt werden. In der Nachmittagssonne wurde alles gefärbt, was nur zu färben ging und auf der Leine getrocknet. Ein erfolgreicher Färbetag ging so seinem Ende entgegen.