Martini in Hochstedt

Alljährlich, am Abend des 10. November ziehen die Hochstedter Kinder singend von Haus zu Haus. Vor sich tragen sie bunte Papierlaternen die sie stolz in die Höhe recken. Sie "schnorren" dann Bonbons, Plätzchen und andere Süßigkeiten, die sie eifrig in ihre Tüten stecken. Sie singen dabei:

 

Ich geh' mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne
und unten da leuchten wir.
Mein Licht ist aus
ich geh' nach Haus
rabimmel rabammel rabum.
oder: Laterne, Laterne,
Sonne Mond und Sterne!
Brenne auf mein Licht,
brenne auf mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.


Der Brauch, der auch in Hochstedt Martini genannt wird, hat seinen Ursprung im Martinsfest, am 11. November. (Foto von 2005) Hier, um und in Erfurt wird das Fest jedoch bereits am 10. November, dem Geburtstag des Reformators Martin Luther gefeiert. Martin von Tours , auf dessen Todestag das Martinsfest zurück geht, ist Stadtpatron von Erfurt, Luther jedoch, lebte und wirkte hier.

 

 

Lucas Cranach d.Ä.: Portrait Martin Luther, 1529, Galleria degli Uffizi, Florenz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Detail aus dem Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben des Hl. Martin von Tours, Kapelle in der Unterkirche San Francesco in Assisi
Mit dem Martinstag feierte man früher die eingebrachte Ernte, den fertig gekelterten Wein und es begann das Schweineschlachten. Der Tag galt zugleich als Winteranfang. Die arme Bevölkerung machte sich Hoffnung auf milde Gaben, erbettelte sich einen geringen Anteil der Ernteerträge. Vermutlich ist der Brauch der Kinder, die zunächst mit Kürbislaternen von Haus zu Haus zogen und so singend Gaben erbaten, auf diesen Umstand zurückzuführen.
Am Martinstag wurden auch die Mägde und Knechte entlohnt, Abgaben, Zinsen und Pacht mussten entrichtet werden. Oftmals wurden die Abgaben in Form von Naturalien, wie Schweinen, Ziegen und Geflügel, gezahlt. So ist vermutlich auch die "Martinsgans" eine Form der Pachtzahlung gewesen, die der Gutsbesitzer erhielt.

Am Martinstag begann seit dem frühen Mittelalter, das bis Weihnachten dauernde Adventsfasten.

Am Vorabend wurde jedoch noch einmal kräftig gegessen. Unter anderem auch Martinshörnchen, deren Form auf die Brote zur Zeit des heiligen Martin zurückgeht.

 


Kind mit Laterne 2005























Martinshörnchen vom Hochstedter Bäcker Leidenroth

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos 1 und 4: Monika Klimat

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