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Waidhandel 2008

So ziemlich die erste Post, die uns in diesem Jahr erreichte war die Anfrage vom Stadtmuseum Herzogenaurach, ob wir einige unserer Waidballen zu Ausstellungszwecken zur Verfügung stellen könnten.

Da heutzutage kaum noch Waidballen hergestellt werden - außer man benötigt welche zum Ausstellen in einem Heimatmuseum, wie wir - waren wir für die Leute in Herzogenaurach die einzige Anlaufstelle, die über das Internet zu ermitteln war. In den Gelben Seiten sucht man danach vergeblich.

Unsere Ballen sollten im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden.

Die Sonderausstellung "UM GOTTES LOHN", die in der fränkischen Stadt vom 19. April bis zum 29. Juli 2008, im Stadtmuseum zu besichtigen sein wird, befasst sich mit dem Waidhändler Conrad Reyter und dessen Frau Anna, die mit ihren privaten Mitteln vor 500 Jahren ein Spital stifteten, in dessen alten Mauern heute das Stadtmuseum untergebracht ist.

 

"Ich Conrad Reyter weydgast und bürger zu Nürnberg thue kundt mit diesem Brief, alß ich mit Anna meiner ehelichen Hausfrauen Gott zu lob und unser und unserer Vorfahren und Nachkommen auch allen gläubigen Seelen zu Trost und Hülff das Spital zum Heiligen Geist in der Statt Herzogenaurach am Pfarrkirchhof mit Hilf Gottes auf unsere Kosten gebauet"

 Das Plakat zur Ausstellung

Wir dachten uns, dass die Geschichte nicht nur mit einem Päckchen, das man auf die Post bringt abgetan sein sollte und informierten die Presse. Schließlich wurden, womöglich seit Jahrhunderten, zum ersten Mal wieder Waidballen von Erfurt aus auf die Reise geschickt. Keine andere Post, als die am Erfurter Anger bot sich besser an, um die Waidballen zu verschicken. Schließlich hatte doch der Erfurter Anger einiges mit Waid und dessen Handel zu tun, war er doch im Mittelalter einer der größten Waidhandelsplätze, vielleicht sogar der größte. Hierher brachten die Bauern der umliegenden Dörfer, so auch die von Hochstedt, ihre Waidballen, um sie den Waidhändlern zum Kauf anzubieten. Erst diese durften sie dann weiterverarbeiten, um schließlich das gefragte Indigo-Blau für die Tuchfärber daraus zu gewinnen. Der Handel mit Waid erstreckte sich über viele Länder Europas und machte Erfurt berühmt und reich. Immerhin so reich, dass sich in Erfurt eine der ersten und besten Universitäten gründen konnte.

Wir warteten vergeblich auf besseres Wetter, um mit unseren Ballen auf dem Anger zu erscheinen. Schönes Wetter sollte es nicht wegen eines Sonnenschein-Fotos sein, sondern weil der Waidbauer in seiner Waidbauernkluft dort stehen sollte. Was bedeutete ohne Strümpfe und in Holzschuhen!Das Wetter tat uns allerdings nicht den Gefallen sich wesentlich zu bessern. Zumindest regnete es aber am 10. April nicht, als wir uns auf den Weg nach Erfurt machten. Das Thermometer brachte es jedoch nicht mal auf 10 °C. Die Fahrzeuge parkten wir in der Tiefgarage im Bahnhof, also mussten wir noch bis zum Anger laufen. Dort angekommen, war es uns schon recht kühl und wir beschlossen noch einen aufheizenden Kaffee zu trinken.

Als wir wieder auf dem Platz erschienen, staunte der Brezelritter nicht schlecht eine weitere Figur aus früheren Zeiten auf dem Anger anzutreffen...

... zumal auch der Waidbauer einen Korb bei sich hatte. Allerdings hatte der nichts, was er verkaufen wollte bei sich, so dass der Brezelritter aufatmen konnte, da er keinen Konkurrenten vor sich hatte.

Nach einem kurzem Schwatz, bei dem das Woher und Wohin geklärt wurde, ging jeder wieder seiner Wege.