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Das 15m lange Tuch wird auf einen eisernen Ring gespannt, dem sogenannten Kronreifen. Der Reifen hat einen Durchmesser von ungefähr einem Meter, hängt über den Färbebehältern und hat an seiner Unterseite zahlreiche Haken zum Anhängen der Stoffbahn.

 

Ist der Stoff befestigt, setzt sich der Reifen in Bewegung und wird in das Färbebad hinunter gelassen. Die Küpe, wie der Färber den über zwei Meter tief in den Boden eingelassenen Färbebehälter nennt, ist angereichert mit Indigo, welches grünlich darin schimmert. Es wird kalt gefärbt. Da sich Indigo nicht in Wasser löst, kommen auch hier wieder Chemikalien zum Einsatz. Sollten die Indigo-Pigmente in der Küpe durch viele Färbeprozesse weniger werden, wird wieder Indigo zugeführt. Die Küpe in der "Weiß-Werkstatt" gibt es also schon mehrere Jahrzehnte.

 

Acht Minuten dauert der erste Färbegang und das Gewebe wird aus der Küpe gezogen. Dort hängt dann ein grünes Stück Stoff. Erst mit dem Sauerstoff in der Luft beginnt das Indigo sich von Grün in Blau zu verfärben. Im Wechsel von je acht Minuten wird der Stoff nun mehrmals in die Küpe gelassen und dem Sauerstoff ausgesetzt.

Je öfter man dies tut, umso intensiver wird das Blau, des fertigen Druckes. Im Anschluss an den Färbevorgang wird der aufgedruckte Papp mit verdünnter Schwefelsäure aus dem Gewebe gewaschen. Nach mehreren Spülgängen wird die Stoffbahn getrocknet und anschließend geglättet.

 

Nach dem Ausschneiden der verschiedenen Formen wird jedes Stück konfektioniert. So entstehen nicht nur Deckchen und Tischwäsche in rechteckiger, quadratischer oder runder Form, sondern auch Kleider und Schürzen für Puppen und Teddys, die als Reisemitbringsel aus Erfurt angeboten werden.

Blaue Stoffe mit der historischen Ansicht des Domhügels und des Domplatzes gehören zu den gefragtesten Andenken, die als Blaudrucke in Erfurt verkauft werden.

 

Auch im Ausland ist das Kunsthandwerk der Blaudruckerei begehrt. So liefert die kleine Werkstatt nach Österreich, in die Schweiz und sogar nach Japan. Zu den Kunden hier zählt auch die Thüringische Landesregierung, die Blaudrucke als Präsente an Gäste verschenkt.

 

 

Blaudrucke der Blaufärberei Weiß gibt es sogar in verschiedenen europäische Königshäusern, wie uns Frau Weiß versicherte. Ein überaus interessanter Abend ging für uns zu Ende.
 
 
 
 
 
Nätürlich sahen wir uns noch in Ruhe um und kauften das eine oder andere textile Stück, welches wir nun mit ganz anderen Augen sahen.
 
 
 
 
 
 
 
Schade, dass es keine Nachfolger in der Blaudruckerei gibt. Dieses alte, traditionelle Handwerk wird es in absehbarer Zeit in Erfurt nicht mehr geben. Mit glänzenden Augen erklärt Frau Weiß, dass die Modeln, ihr ganzer Schatz, in ein Museum gegeben werden sollen, um so wenigstens als Andenken erhalten zu bleiben.
An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an das Ehepaar Weiß für diesen gelungenen und auch kurzweiligen Einblick in den Beruf des Blaufärbers.