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Von Rößel aus fuhren wir weiter in östliche Richtung, passierten dabei neben einigen Storchennestern das dritte Etappenziel des Tages, Heiligelinde, bis wir zur Stadt Ketrzyn (ehemals Rastenburg) kamen, welche ungefähr 20 Kilometer entfernt lag. Von hier war es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel, dem ehemaligen Führerhauptquartier von Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg. Die Fahrt führte uns in ein reich bewaldetes Gebiet, den Mauerwald, welches sogar sumpfigen Charakter aufwies. Nicht zuletzt wegen der Regenfälle am Wochenanfang mussten wir deshalb mit Mückenschwärmen rechnen. Wir hatten jedoch vorgesorgt und uns schon in Deutschland mit entsprechenden chemischen Gegenmitteln ausgerüstet.

Nahe der Ortschaft Gierlotz (Görlitz) hatte man ab 1940 unter strengster Geheimhaltung die Bunkeranlagen "Wolfsschanze" angelegt. Hitler hielt sich zwischen 1941 und 1944 an etwa 800 Tagen in seinem Hauptquartier auf.

Die Anlagen wurden am 24. Januar 1945 von deutschen Pioniertruppen gesprengt, um sie nach dem Rückzug der Deutschen nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen. Die Überreste der gesprengten Bunker sind inzwischen zu einem Freiluftmuseum geworden, das wir besichtigen wollten.

Adebar Ankunft an der Wolfsschanze
Plan der Bunkeranlagen
Im Gelände

Nach und nach hellte sich der Himmel auf und es wurde wärmer. Als wir am Parkplatz vor dem Eingang zur Bunkeranlage ankamen konnte man sogar ohne Jacke gehen, was jedoch wieder mehr Mückenangriffsfläche anbot. Wir wollten einen Reiseführer buchen, der uns die Bunkeranlagen erklären sollte. Leider stand zur Zeit keiner zur Verfügung. Jetzt rächte es sich, nicht schon im Vorfeld alles gebucht zu haben. Wir wollten uns jedoch mit unserem Ausflugsprogramm auch nach dem Wetter richten. Bei Regen hier durch den Wald zu stolpern hätte auch nichts gebracht. Somit orientierten wir uns an einer Tafel, die nahe des Zugangs aufgestellt worden war. Zusätzlich konnte man sich einen Plan kaufen, worauf die Bunker eingezeichnet waren und Erklärungen zu den einzelnen Anlagen nachzulesen waren. Wir verabredeten, uns in eineinhalb Stunden später am Bus zu treffen, um unsere Fahrt fortzusetzen.

Der Name "Wolfsschanze" ist auf Hitler selbst zurückzuführen, der sich oft das Pseudonym "Herr Wolf" gegeben hatte. Zur Anlage gehörten etwa 40 Wohn-, Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude, 7 massive und 40 leichte Stahlbetonbunker. Außerdem gehörten ein Bahnanschluss, sowie zwei Flugplätze zur Anlage, die jedoch nicht zu besichtigen waren. Ein Minengürtel und zusätzlich ein Stacheldrahtzaun umgaben früher das Gelände und sorgten dafür, dass kein ungebetener "Gast" eindringen konnte. Von 1945 bis 1955 wurden im Gebiet um die Bunkeranlagen etwa 54.000 Minen entschärft.

Ort des Hitlerattentates
Weg zwischen den Bunkeranlagen

Jeder erkundete das Areal auf eigene Faust. Ein Wegesystem ließ jedoch wenig Spielraum. So dass man ständig auf Mitglieder der Gruppe traf , die mit den Plänen in der Hand nachschauten wo sie sich gerade befanden und was vor ihnen lag. Der Weg führte vorbei an teilweise gewaltigen Betonbrocken, die mit Flechten und Moos bewachsen waren. Immerhin waren die Betonwände der Bunker bis zu sechs Meter dick. Ein erster Stopp wurde an der ehemaligen Lagebaracke eingelegt, wo ein Denkmal in Form eines Aufgeschlagenen Buches an das missglückte Attentat auf Hitler während der Lagebesprechung am 20. Juli 1944 hinwies. Der Attentäter, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, wurde später in Berlin mit weiteren Männern, die Hitler aus dem Weg räumen wollten hingerichtet.


 

Der Bunker Hitlers trug die Nummer 13 auf unserem Plan (und am Gebäude selbst). Dieser Bunker wies selbstverständlich die dicksten Wände auf. Erstaunlich war, dass zwar darauf hingewiesen wurde, die Anlagen nicht zu betreten, man jedoch nicht daran gehindert wurde eben dies zu tun. Über Treppen gelangte man in Gänge, die wohl tiefer hinein in das Bunkersystem führten.

Hitlers Bunker

Wir drangen jedoch nicht weiter vor, sondern beließen es bei einem kurzen Blick - zumal sowieso keiner eine Taschenlampe dabei hatte. Aufpassen musste man ohnehin, wohin man trat. Überall lagen Betonbrocken herum, aus denen Eisenstangen - die Armierung - herausragten.

Es war schon erstaunlich, welche Betonmengen hier innerhalb kürzester Zeit verbaut worden waren und noch dazu unter Geheimhaltung. Offiziell baute man an einer Chemieanlage kt dem Namen "Chemische Werke Askania".

Unterwegs, zwischen den Bunkern, wurden die Mücken trotz unserer Gegenmittel zur wahren Plage und wir bewegten uns immer schneller zwischen den einzelnen Objekten um den Plagegeistern zu entkommen. Wir waren froh, als sich vor uns der Wald wieder lichtete und der Parkplatz in Sichtweite kam.

Zwischen Ruinen

In kleinen Geschäften vor dem Zugang zur Wolfsschanze konnte man Literatur und Kartenmaterial zum Thema kaufen, was einige der Gruppe taten. Froh, endlich den Mücken entkommen zu sein stiegen wir in den Bus ein. Die Busfahrer heizten auf dem Weg zu unserem letzten Etappenziel des Tages ihre "Bockwurstmaschine" auf, denn wir wollten etwas essen. Inzwischen knurrte einigen schon der Magen

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