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Das Gut und seine Geschichte

 

Der niedere Adel, sowie Klöster und Stifte hatten in Hochstedt Grundbesitz. Am meisten begütert in Hochstedt dürfte das Peterskloster gewesen sein. Bereits für 1147 wird erwähnt, dass das Peterskloster in Hochstedt Land erwarb.
 
Die ehemalige Kirche des Petersklosters in Erfurt (Ostseite)
 
 
1273 bekam das Kloster noch einen Hof und weiteren Landbesitz hinzu. Auch Graf Hermann von Gleichen verkaufte dem Peterskloster 1316 Land in Hochstedt. Im Erbzinsbuch des Klosters von 1482 wird zahlreiches Klostergut aufgeführt. Unter anderem zwei klostereigene Fischteiche, eine Waidmühle, eine klösterliche Fischmühle, ein Friedhof, ein Backhaus und ein Weinberg. Zum Gut zählte ein Hof am Fischteich mit allem Zubehör und ein anteiliger Hof am großen Fischteich.
Das Klostergut wurde von einem Hofmeister verwaltet welcher auch den Obstgarten zu pflegen hatte, wofür er die Hälfte des Obstes als Naturalzins erhielt.
 
Die Äbte des Petersklosters (Herren über das Klostergut von Hochstedt)
 
Das Gut, ursprünglich Eigentum des Erfurter Petersklosters, war infolge der Säkularisation 1802 in preußischen Besitz gekommen. Mit dem Übergang des Ortes Hochstedt an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gelangte es zum Vermögen des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach und wurde von seiner Kammer verwaltet. Aus dem einstigen Klostergut war damit ein Kammergut geworden.

 

 

Großherzog Carl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach

 

Großherzog Carl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach schlug dem Landtag 1821 vor, dieses Gut zu verkaufen und den Erlös zur Tilgung der auf seinem Land liegenden Schulden zu verwenden. Zur Vorbereitung hatte er im Dezember 1819 seinen Kammerjunker Julius August Walther von Goethe, den Sohn des berühmten Dichters und hochrangigen Staatsministers zweimal nach Hochstedt geschickt.
 
 

 

Julius August Walther von Goethe

 

 

 

Der Landtag lehnte jedoch die Veräußerung mit der Begründung ab, dass die Pacht des Gutes zur Zeit mehr einbrachte, als das Gut durch Landwirtschaft erwirtschaftete. Nach erneuter Verpachtung wurde 1830 der Pachtzins herunter gesetzt, um das Gut später leichter veräußern zu können. 1841 wurde erneut der Antrag zum Verkauf beim Landtag gestellt. Diesmal schlug man vor, das Gut nicht als Ganzes zu verkaufen sondern in einzelnen Parzellen gestückelt. Durch dieses Vorgehen erhoffte man sich einen höheren Gewinn. Der Landtag stimmte nun zu und das Gut wurde 1842 als einzelne Parzellen versteigert und unter 33 Käufern aufgeteilt.

Der eigentliche Gutshof mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden wechselte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten häufig seine Besitzer.

Nach dem 2. Weltkrieg und der dann im Juli 1952 beschlossenen Umgestaltung der Landwirtschaft durch den Zusammenschluss von Bauern in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, beschloss der damalige Besitzer des Gutes, Hans Eichler, Haus und Hof zu verlassen und in die Bundesrepublik zu flüchten. Sein landwirtschaftlicher Betrieb wurde konfisziert und als Treuhandbetrieb geführt.

Die LPG bewirtschaftete die Agrarflächen des Gutes und das Gut selbst bis zum Zusammenbruch der DDR. Schweineställe und ein Kuhstall waren bis dahin gebaut und im ehemaligen Haupthaus Wohnungen vermietet worden. Zur Erhaltung der Bausubstanz wurde jedoch so gut wie nichts beigetragen.

Auch heute, mehr als 15 Jahre nach dem Fall der Mauer zeigt das Gut ein trauriges Bild: Inzwischen verfallen die alten Ställe und wurden zum Teil auch abgerissen. Das ehemalige Klostergut wirkt wie erstarrt und wartet auf eine dringend notwendige Generalsanierung - wenn es dann nicht zu spät dafür ist.

 

Das Gut mit seinem Portal im Jahr 2005

 

 

 

 

 

 

 

In Auszügen aus: Dagmar und Walter Blaha - Hochstedt eine Ortsgeschichte