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Am Ostermontag, dem 25. April 2011 rief die Interessengemeinschaft gegen den Bau der 380 kV-Leitung durch Thüringen zum fünften Sternmarsch gegen den Leitungsbau auf. Ausgerichtet und veranstaltet wurde der Marsch von der südthüringer Bürgerinitiative Schalkau.

 

Am Treffpunkt in Schalkau Andere Bürgerinitiativen
Abmarsch

Bei strahlendem Sonnenschein machte sich auch die BI Hochstedt auf den Weg in den Süden. Nach etwas mehr als einstündiger Fahrt war das Ziel - Schalkau - erreicht, wo schon einige Transparente entrollt und geschultert waren. Von einem Parkplatz am Rande des Ortes aus, ging es zunächst auf der Hauptstraße durch den Ort und dann hinauf zur Domäne Schaumburg. Dort sollten noch weitere zwei Demonstrationszüge eintreffen, die an anderen Orten aus gestartet waren.

Sternmarsch durch Schalkau
Sternmarsch zur Domäne Schaumburg

 


Nach fast einer Stunde Fußmarsch war das Ziel erreicht. Die Veranstalter hatten für die Bewirtung der Trassengegner gesorgt, die sich vor der Kundgebung zunächst stärkten. Die Sprecherin der BI Schalkau, Margit Heinz, begrüßte die  über 500 Teilnehmer und Gäste. Sie wies darauf hin, dass, sollte die Leitung gebaut werden, der Blick von der Domäne Schaumburg, von der aus man  heute eine herrliche Rundumsicht hat, direkt auf das Monstrum gerichtet sein würde. Deshalb sei der Ort wie dafür gemacht, gegen die Pläne der Stromkonzerne zu demonstrieren.

 

Im Hof der Gastwirtschaft unterhalb der Domäne Schaumburg
Begrüßung durch Margit Heinz

Im Anschluss sprach sich auch Schalkaus Bürgermeister, Reinhard Zehner, gegen die geplante Leitung aus und erntete den Applaus der Zuhörer als er ankündigte weiter zu kämpfen. Anette Martin von der BI "Pro Heimat" aus der fränkischen Gemeinde Ebersdorf war schon auf vorangegangenen Veranstaltungen der vergangenen Jahre Rednerin, denn nicht nur durch Thüringen sollen die neuen Leitungen gespannt werden, auch durch Bayern. Sie betonte, dass es bei der Trassengegnerschaft nicht nur um die Verhinderung der Trasse ginge, sondern vielmehr um das Aufzeigen von Alternativen. Sie wies darauf hin, dass Vattenfall zu Beginn der Planungsphase den Bau der Leitung damit begründet hatte, dass im Industriegebiet am Erfurter Kreuz das Licht ausgehen würde, wenn bis 2008 die Leitung nicht gebaut sei. Heute, fast drei Jahre nach dem ins Auge gefassten Fertigstellungstermin, brenne das Licht dort noch immer - auch ohne die neue Trasse.

Zuhörer im Hof der Gastwirtschaft Petra Enders
Josef Lutz von der TU Chemnitz

Neben der Landessprecherin von Bündnis90/Grüne, kam auch, wie in den vergangenen Jahren Petra Enders, die Bürgermeisterin von Großbreitenbach, zu Wort, die noch immer kompromisslos gegen die Leitung kämpft. Die Idee von der Thüringischen Ministerpräsidentin, Christine Lieberknecht, eine Art Strommaut einzuführen, um Geld aus dem Stromtransport durch das Land zu schlagen, lehnte sie mit dem Hinweis darauf ab, dass kein Geld der Welt die Verschandelung des Thüringer Waldes aufwiegen würde. Petra Enders wies wieder auf das Jarass-Gutachten hin, in welchem Lösungen aufgezeigt seien, wie der Einsatz von Hochtemperaturseilen an bestehenden Leitungen und der intelligenten Leitungsüberwachung. Auch die Atompolitik war ein Thema der Rede. Es sei zwingend notwendig von der Atomkraft loszulassen und zur Erzeugung von regenerativem Strom überzugehen.

Den Abschluss der Reden bildete Professor Josef Lutz von der TU Chemnitz. Auch er wies auf die Alternativen zu neuen Hochspannungsleitungen hin und vor allen Dingen auf Alternativen bei der Energieerzeugung und -verteilung. Die regenerativen Energieen würden längst höheren Anteil bei der Stromerzeugung haben, wenn beispielsweise der durch Wasserkraft erzeugte Strom von Norwegen nach Mitteleuropa eingespeist werden würde. Dieser könne über bestehende Netze, die als Gleichstromnetze umgebaut werden müssten, also ohne Neubau, realisiert werden. Er sprach auch das Thema Atomstrom und den japanischen Reaktor in Fukushima an. Er sei überzeugt, dass die Menschen über das Ausmaß der Katastrophe bisher nur unzureichend und bewusst falsch informiert seien, dass die tatsächlichen Folgen und Auswirkungen heruntergespielt würden. Er wies auf den folgenden Tag hin, an welchem sich zum 25. mal das Reaktorunglück von Tschernobyl jährt. Es sei dringend notwendig sich von dieser unberechenbaren Energiegewinnung abzukehren, die eigentlich ein Relikt aus dem Kalten Krieg sei und nur dazu gut war waffenfähiges Uran anzureichern.

Mit viel Applaus bedachten die Sternmarsch-Teilnehmer diese abschließende Rede, um  dann gemeinsam ein Lied zu singen. Dies war wohl die eigenwilligste Form einer Protestkundgebung während eines Ostermarsches. Es handelte sich um das abgewandelte Rennsteig-Lied von Herbert Roth - der Hymne des Thüringer Waldes. Der neue Text stammte von der BI Schalkau, die ihn an die Teilnehmer verteilt hatte. In Begleitung von mehreren Chormitgliedern stimmten die Anwesenden gemeinsam das nachdenklich machende Lied an:

Rennsteiglied
(nicht von Herbert Roth)

Wir wandern nicht mehr gerne
durch's Land von Mast zu Mast.
Kein Blick mehr in die Ferne,
denn keiner macht hier Rast.
Weit oben dumpfes Brummen,
tzief unten Schneisen kahl.
Wir wollten's nicht so haben,
man lies uns keine Wahl.

Diesen Weg durch die Höh'n bin ich oft gegangen,
Vöglein sangen Lieder.
Wenn ich nachdenke komm' ich schnell ins Bangen,
Thüringer Wald, was wird aus dir?

Es rauschen Elektronen
durch's lange Leiterseil.
Ohne uns zu schonen,
bedroht man unser Heil.
So strahlt ein superstarkes Feld,
ganz klar, das bringt vie Geld.
Es schließt das Schütz mit lautem Knall,
so will es Vattenfall.

Diesen Weg durch die Höh'n bin ich oft gegangen,
Vöglein sangen Lieder.
Wenn ich nachdenke komm' ich schnell ins Bangen,
Thüringer Wald, was wird aus dir?

Im  Anschluss machten wir uns an den Abstieg und genossen die (noch) herrliche Aussicht auf die Thüringer Berge.

Aussicht von der Schaumburg BI-Sternmarsch-Teilnehmer von Hochstedt

Am Abend lief in der Hauptnachrichtensendeung des MDR ein Beitrag vom Sternmarsch. Einige Bilder daraus sind hier zu sehen

Pressebericht der Tageszeitung "Freies Wort" - Region Sonneberg