Waidanbau im Thüringer Becken und dessen Verarbeitung

Im Mittelalter zählte Hochstedt zu den 300 Waiddörfern Thüringens. Hier, wie auch im übrigen Europa wurde der blaue Farbstoff aus Färberwaid gewonnen. Die Wuchshöhe der Pflanze beträgt 1-1,5 m. Sie ist zweijährig und blüht im zweiten Jahr von Mai bis Juni. Waid ist eine relativ anspruchslose Pflanze, bevorzugt jedoch nährstoffreiche, warmtrockene, vorzugsweise kalkhaltige Löss- und Kalksteinböden.
Bereits aus dem 12. Jahrhundert berichten Urkunden vom Waidanbau in Thüringen.
 
Zeugnisse vom Waidanbau um Erfurt - Fotoarchiv von Waidmühlsteinen und Waidmühlen
 
Die Stadt Erfurt wurde durch den Waidhandel reich. So reich, dass sie daraus die Mittel zur Gründung der Universität im Jahre 1392 aufbrachte. In den umliegenden Dörfern - so auch in Hochstedt - bauten Bauern Waid an.
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1500
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1579
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1590
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1597
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1604
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1605
 
Verzeichnis der Hochstedter Waidbauern und die Anzahl der von ihnen bestellten Acker um 1615
 
 
Zur Gewinnung von Indigo aus Waid zermalmten die Bauern die Blätter der Pflanze in einer Waidmühle. Die zerquetschten Blätter schichtete man auf einen Haufen und ließ diesen einige Zeit gären. Aus der Masse wurden Bällchen geformt, die sogenannten Waidballen. Der Roh-Farbstoff in dieser Kugelform wurde von den Händlern auf den Märkten gekauft. Waidknechte feuchteten die Waidkugeln mit Wasser und Urin an und setzten sie erneut einer Gärung aus. Nach einer Lagerzeit kam der vergorene Waid in die Färbehäuser und wurde mit Pottasche, Wasser und weiteren Zutaten verrührt. Nach 3 Tagen entstand eine Brühe, die Küpe, welche zum Färben geeignet war. Textilien wurden für eine Stunde in die Küpe getaucht. Die gefärbten Stoffe waren zunächst gelb, erst an der Luft entwickelte sich durch Oxidation der blaue Farbton des Indigo.
Der in Thüringen produzierte Waidindigo wurde zum Beispiel nach Sachsen oder Köln exportiert. Über deutsche Hafenstädte gelangte er nach Holland und nach England.
Der Untergang des europäischen Indigos ging mit der Gründung der ostindischen Handelsgesellschaft im Jahre 1602 durch die Holländer einher. Da sich die asiatische Indigopflanze durch eine höhere Farbausbeute auszeichnete und der Farbstoff somit preisgünstiger herzustellen war wurde Indigo aus Indien importiert. Verbote wurden zur Stützung des einheimischen Waidhandels erlassen. Diese sollten die Einfuhr und die Verarbeitung des indischen Indigos verhindern. Färbern, die sich nicht an das Verbot hielten, drohten zum Teil harte Strafen. Im 17. Jahrhundert setzte sich der asiatische Indigo wegen seines höheren Farbstoffgehalts endgültig durch.
 
Holzschnitte aus dem 17. Jh. zum Waidanbau und dessen Verarbeitung - Illustrationen zur Schrift "Weyd Bedencken" des Laurentius Niska
 
Waidrezeptur aus dem 3./4. Jh.n.Chr.
 
Projekt Waidbeet des Heimatvereins in Hochstedt
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Blühender Färberwaid in der Grünanlage an der Weimarischen Straße in Erfurt - 2007
 
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