Die Ankündigung des Festumzuges
Wie in alten Zeiten wurde der Höhepunkt der 900-Jahrfeier durch Ausrufen (Ausbimmeln) der Veranstaltung bekannt gemacht. Der letzte Ausrufer, der tatsächlich früher in Hochstedt Nachrichten ausgebimmelt hat, Bernhard Schüßler, nahm wieder die alte Ankündigungsglocke in die Hand und zog damit durch Hochstedt. Zwei Stunden vor Beginn des Festumzuges rief und bimmelte er die Leute aus ihren Häusern, um ihnen das Ereignis anzukündigen.
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Es wird bekannt gemacht:1. Gestern war der Oberbürgermeister von Erfurt im Dorfe. Er hat viel erzählt, aber was, dass weiß ich nicht!2. Das Spritzenhaus muss gestrichen werden, wer noch Farbe und Pinsel hat - vor'm Spritzenhaus abliefern!3. Heute Abend ist Tanz im Zelte. Viel Geld und gute Laune mitbringen!4. Morgen ist um 9.00 Uhr Kirche; anschließend geht's zur Wahl ins Gemeindehaus und dann zum Frühschoppen! Um zweie findet in der Kirche ein Vortrag über "Hockscht" statt!. Weil die Kirchentreppe zu steil ist, werden "Alte" und "Fußlahme" mit dem Pferdefuhrwerk hingekutscht!5. Der Bäcker Egon Leidenroth backt ab Montag wieder Brot und Brötchen! Die Faulenzerei ist vorbei!6. Angelroth's Egon macht nächste Woche Viehzählung! Alle Viecher sind auf dem Hof zu sammeln, auch Hunde und Katzen! 7. Jetzt geht gleich der Umzug los! Viel Spaß dabei! Ende der Bekanntmachung!
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Bereits am frühen Morgen knatterten Traktoren älterer und neuerer Bauart durch Hochstedt. Das klack-Klack von Pferdehufen auf Asphalt und das Gerappel der hölzernen Leiterwagen erklang entlang der Sömmerdaer Straße. Gemeinsames Ziel war der Festplatz am Zelt. Dort begannen sich Agrargeräte aus vergangenen Tagen und der Neuzeit zu einer Landmaschinenausstellung zu formieren. Letzte Hand wurde angelegt und der Lack der Karossen auf Hochglanz gebracht. Die Pferde versorgt und dieser und jener dekorative Schmuck angebunden. Neben der Ausstellung von Landmaschinen war am Vormittag dieses zweiten Festtages auch eine Vorführung der Freiwilligen Feuerwehr ein Programmpunkt auf dem Festplatz. Dabei kam die historische Spritze, von Pferden gezogen, ebenso zum Einsatz, wie modernste Rettungstechnik.
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Gegen Mittag begann sich aus den Landmaschinen, Pferdefuhrwerken und den Fahrzeugen der Feuerwehr der Festzug zu bilden, der um 12.00 Uhr durch Hochstedt ziehen sollte und damit einen Höhepunkt des Festwochenendes bilden sollte. Viele Hochstedter Einwohner hatten sich in historische Kostüme und Uniformen gekleidet, um am Umzug teilzunehmen. Als sich der Tross in Bewegung setzte, schien dann auch, wie bestellt, die Sonne und setzte so das Spektakel in das rechte Licht.
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 Den Anfang machte ein Feuerwehrmann auf einem historischen Feuerwehrfahrrad (im Museum zu besichtigen). Mit seiner Alarmtröte kündigte er den Festzug an.
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Unmittelbar hinter ihm ratterte dann die Hochstedter Feuerspritze von 1885 durch die Straßen. Begeisterte Zuschauer an den Straßenrändern jubelten und winkten den vorüberziehenden Wagen zu.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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Ein Mönch mit Schlüssel, der das Siegelbild von Hochstedt darstellt, bildete den Anfang der zu Fuß gehenden Teilnehmer des Umzuges.
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Unmittelbar hinter ihm folgten Angehörige der Agrar GmbH Mönchenholzhausen mit Kälbern und verdeutlichten damit den viehwirtschaftlichen Aspekt der Hochstedter Geschichte.
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Die Hochstedter Kirmesgesellschaft hatte sich dahinter versammelt und zog, ihre Fahne stolz vor sich hertragend, an den Zuschauern vorüber. Natürlich gab es dabei auch etwas zu Trinken. In alter Kirmestradition zog man den Wagen, der als Ständchenwagen eigentlich erst im November zum Einsatz kommt, mit durch den Ort. Das Fässchen Bier auf dem Wagen wurde im Verlauf des Umzuges, wie man sich vorstellen konnte, deutlich leichter.
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 Die Frauensportgruppe bildete mit ihrem Fahrradtross die nächste Gruppe der Zugteilnehmer. Lustig mit Luftballons geschmückt schob man die Drahtesel zu Musik aus dem Kasettenrecorder durch Hochstedt. Sicher war dabei von Vorteil, dass unmittelbar vor den Frauen der Wagen mit dem Kirmesbier gezogen wurde. Jedenfalls wurde hier die Stimmung mit jedem zurückgelegten Meter immer besser.
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Bereits vor vielen Jahrhunderten bauten Mönche des Erfurter Petersklosters in Hochtedt Wein an. Diese geschichtliche Episode beleuchtete ein gut genährter Mönch im nächsten Teil des Festzuges.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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Im Anschluss gab es einen Rückblichk auf die Wirtshaustradition in Hochstedt, die allerdings seit Jahren beendet ist. Das Gasthaus "Zur Tanne" begrüßte bis 1954 seine Gäste und wenn man aus Richtung Vieselbach nach Hochstedt kam, war die "Tanne" im wahrsten Sinne des Wortes, das erste Haus im Ort. Eine Wirtstochter begleitete den Zweiradwagen, der vom Hochstedter Alt-Burschenvater der Jahre 1983 bis 2003 und seiner Frau gezogen wurde. Der Wagen entpuppte sich als fahrende Bar, die in ihrem Inneren Flaschenbier beherbergte.
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Dieser Umstand wiederum war von größerer Bedeutung für den nachfolgenden Sportverein, den "SV Blau-Weiß 90 Hochstedt e.V.", der mit vielen Mitgliedern am Umzug teilnahm.
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Historische Kostüme bildeten den nächsten Abschnitt des Zuges. Hier gab es nicht nur Eindrücke und Ansichten auf Spitzenwäsche, Zylinder und Frack, sondern auch auf Kinderwagen aus vergangenen Tagen.
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Traditionelles, in Hochstedt ansässiges Handwerk verkörperte der Bäcker mit seiner Frau. Man musste sich nur vor seiner Brotschippe in Acht nehmen während die Bäckerin Süßes verteilte.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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Daran anschließend begann der Umzug mit Landmaschinen, Fuhrwerken und anderen Fahrzeugen. Den Anfang mit der Nr. 1 bildete ein "Cramer"-Traktor (silbergrau/schwarz) aus dem Jahr 1940, gefolgt von einem "Deutz" (blau) aus dem Jahre 1952 aus Gutendorf mit der Nr. 2. Mit der Nr. 3 folgte ein "MTS 550" (rot), Baujahr 1970 aus Azmannsdorf.
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Die Nr. 4 stand für einen "Deutz" (hellgrün) aus Klettbach der 1971 gebaut wurde.
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Hinter diesem fuhr ein "Fendt"-Traktor (grün), ebenfalls aus Klettbach mit dem Baujahr 1962.
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Die Nr. 6 war ein "Lanz" mit Heuwender (hellblau/rot) aus Büßleben. Er hatte 16 PS und war aus dem Jahr 1952.
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Nr. 7 war an einen "Deutz" mit Wendepflug (grün) aus Büßleben vergeben. Dieser Traktor hatte 35 PS und stammte aus dem Jahr 1965.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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Einen modernen Traktor "Tigrone 5400" (rot) mit 48 PS konnte man mit der Nr. 8 sehen. Ein grüner "MBA" (Maschinenbau Bahnbedarfs AG) aus Urbich fuhr auf Zug-Nr. 9. Er hatte 14 PS und stammte aus dem Jahr 1943.
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Unterbrochen wurde die Reihe der Traktoren als sich mit Nr. 10 ein schwarzes "Austin Taxi" mit 44 PS aus dem Jahr 1964 näherte.
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Ihm folgte, aus Schellroda stammend, ein "Zetor" (rot) mit 50 PS und Ladewagen. Das Baujahr war mit 1989 angegeben.
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Die Nr. 12 war an einem "Liebherr RadladerL 506" aus dem Jahr 2004 angebracht.
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 Die Nr. 13 schließlich fuhr auf Position 17, sodass hinter dem Radlader, der wohl am prächtigsten geschmückte Wagen des Zuges mit Nr. 14 fuhr. Ein "Lanz" (grün) des Jahres 1948 war mit seinen 45 PS und zwei reich geschmückten, alten Leiterwagen aus Schmira nach Hochstedt gekommen.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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 Der nächste Traktor war dann mit der Nr. 15 ein "Normag" (grün) aus Obernissa mit 22 PS, Baujahr 1941. Hier konnte der Ausbimmler auf dem Beifahrersitz den Festumzug genießen.
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Mit der Nr. 16 folgte ein "W 50" aus dem Jahr 1963 der HTG Vieselbach mit 125 PS.
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Wie zuvor angekündigt folgte nun die Nr. 13 auf Platz 17 - ein Sponsorenfahrzeug (VW Transporter) der Firma Eisen-Fischer im GVZ.
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Nachdem ein Quad am Platz ohne Namen vorüber gefahren war, näherte sich mit der Nr. 19 ein "MAN"-Traktor aus Mönchenholzhausen. Hier, wo die Umzugsteilnehmer begrüßt und vorgestellt wurden, war eine kleine Garde Ehrengäste angetreten um dem Schauspiel beizuwohnen und mit jedem Fahrzeug, jedem Teilnehmer der vorüber zog, wuchs der Respekt vor dem was Hochstedt hier zustande gebracht hatte.
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Die Nr. 20 trug ein "Deutz" (grün), welcher mit seinen 15 PS aus Büßleben herüber getuckert war. Der aus dem Jahr 1950 stammende Traktor zog einen Hänger mit Kartoffelsortieranlage.
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 Mit seinem Leiterwagen war sogar ein Teilnehmer aus Magdala hierher gekommen. Die Fahrzeit hatte wohl einige Stunden gedauert.
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Bilder: Udo Franke, Johanna RitzelÂ
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 Ein Gespann mit Riefenzieher zog vorüber, gefolgt von einem Gespann mit Ackerpflug.
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Beide waren aus Kerspleben herüber gekommen.
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Das dritte Gespann zog eineKartoffelschleuder aus Urbich, welcher zwei Bäuerinnen in historischen Kostümen folgten.
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Die Nr. 24 war ein "Mc Cormick" (rot) aus dem Jahr 1970 und kam mit 36 PS von Niedernissa herüber.
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 Langsam, mit 25 PS, tuckerte schließlich die Nr. 25 heran - ein "Lanz" (blau) aus dem Jahr 1940, der in Töttleben zu Hause ist.
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 Dicht hinter ihm tauchte bereits die Nr 27 auf. Dabei handelte es sich um einen im Jahr 1963 gebauten "Fendt" (grün) mit 20 PS, aus Niedernissa.
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Aus Schmira war ein Wolga gekommen, der eine prächtige Staatskarosse abgegeben hätte. Gelächter kam auf, als man den "Beifahrer" erkannte: Erich Honecker als Puppe. Der Wolga wurde im Jahr 1964 gebaut und hatte 75 PS.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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 1967 wurde der Jeep aus Urbich gebaut. Mit seinen 75 PS fuhr er dem Trabbi hinter ihm, der nur 26 PS unter der Haube hatte, locker davon.
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Der "Trabant 601" aus Erfurt mit der Zugnummer 30 stammte aus dem Jahr 1988.
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Der Kontrast konnte nicht deutlicher werden, als sich mit der Nr 31 unmittelbar dahinter ein fabrikneuer 100-PS-Golf näherte.
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Ein geschmücktes Abschleppfahrzeug des Autohauses Gitter in Linderbach - einer der Sponsoren - fuhr einem "MTS 50" (rot) voran.
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 Der Traktor aus Eichelborn mit der Nummer 33 wurde 1976 gebaut und hat 50 PS.
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Ein weiteres Sponsoren-Fahrzeug folgte in Form eines Peugeot-Transporters vom Elektroservice Vieselbach.
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Ein Feuerlöschfahrzeug aus dem Jahr 1949 zeigte das Autohaus Vogel aus Erfurt mit der Nr. 35.
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Der Feuerwehr folgte ein bunter "Trabant 601" aus Vieselbach, Baujahr 1986.
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Aus Vieselbach stammte ebenfalls der Traktor mit der Nr. 37 - ein "RS 30" (grün). Seine 30 PS bekam er im Jahr 1957.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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Niederzimmern war die Heimat der "Simson-", "Star-", "SR-" und "Schwalbe"-fahrer, die extra zum Hochstedter Jubiläum herüber gekommen waren.
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Den Mopeds folgten zwei neue "Fendt"-Traktoren der Vieselbacher Pflanzenbau e.G. Die Nummer 39 kam mit einer Strohpresse.
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Als Nummer 41 war ein Transporter der Firma THS aus Bindersleben unterwegs.
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 Den Abschluss des Zuges bildete mit Nummer 42 ein "TzK4 14" (blau/rot) und dessen geschmückter Hänger. Mit ihm waren immerhin 70 PS unterwegs.
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Schlussfahrzeug des Umzuges war wieder ein Fahrzeug der Feuerwehr.
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Bilder: Udo Franke, Johanna Ritzel
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