7. Waidfest am 3. September 2011
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Schließlich standen die insgesamt fünf Zelte und wir hatten damit den ersten Aufbau-Tag hinter uns gebracht. Gleich am nächsten Tag sollte der Aufbau weitergehen. Die Tische und Bänke sollten gestellt werden, was ungeahnte Probleme mit sich bringen sollte.
Während die Bänke und Tische von A nach B und wieder zurück gerückt wurden, um den Platz bestmöglich auszunutzen, machte sich der Waidbauer auf den Weg durch Hochstedt. Mit der Glocke in der Hand wurde das bevorstehende Waidfest zunächst ausgebimmelt und dann ausgerufen.
Unterdessen ging das Tischerücken im Zelt weiter und die Diskussionen um die richtige Stellung der Zeltmöbel begann. Die einen wollten die Tische schräg stellen, die anderen eher gerade. Letztere Variante setzte sich durch, weil so mehr Patz für die Tanzfläche und bessere Standfestigkeit der Tische gewährleistet war. Kopfschmerzen hatte die Tischrückerei doch bei einigen hinterlassen. Nebenbei wurden auch die blauen Organza-Tücher in das Zeltgestänge der Decken gehangen und die andere Dekoration angebracht. Nach getaner Arbeit setzten wir uns erst einmal hin, um zu verschnaufen und noch letzte Absprachen für den kommenden Tag zu treffen.
Auch dieser Tag versprach uns schon am Morgen das herrlichste Sommerwetter. Nach dem eher durchwachsenen Sommer war schönes Wetter zum Waidfest schon beinahe mit einem Sechser im Lotto gleichzusetzen.
Die Sonne strahlte aus einem wolkenlosen, blauem Himmel und beschien den Festplatz und die dort aufgestellten Pflanzendekorationen in Form einiger mit Blumen und Gräsern herausgeputzter Maisstängel.
Vor dem Bürgerhaus tat sich auch schon etwas, denn dort trafen die ersten Kuchen ein, die am Nachmittag verkauft werden sollten. Die Hochstedter Frauen hatten sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und gebacken, was der Ofen hergab. Im Bürgerhaus wurden die Kuchenbleche in Empfang genommen, die süßen Backwaren in kleine Stücke geschnitten und auf Teller verteilt.
Wir waren aber mit den Vorbereitungen aber noch nicht ganz am Ende, denn das Waidbeet musste mit der Fahne geschmückt und die Tische in den Zelten gedeckt werden. Wir hatten uns überlegt, den Waidfest-Besuchern zu zeigen, dass man mit frischen Waidblättern tatsächlich blau färben kann und deshalb vor dem Museum eine kleine Färberwerkstatt aufgebaut. Nachdem auch hier alles errichtet und schon einmal Wasser auf die Kochplatte gestellt worden war konnte das Fest beginnen.
Noch vor der eigentlichen Eröffnung trafen die Ehrengäste ein, die zunächst einmal durch das Museum geführt wurden. Antje Tillmann (MdB), Birgit Pelke (MdL) und Karola Stange (MdL) besichtigten es zusammen, geführt vom Waidbauern. Zur Führung gesellte sich nur Minuten später der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Nicht nur die erweiterte Waidausstellung waren dabei von Interesse sondern auch die Sonderausstellung DonnerWetter! Hochstedt, die seit April zu besichtigen war und auch die neu angeschafften Vitrinen, in denen die Exponate zur Geschichte der Hochstedter Schule ausgestellt waren.
Birgit Pelke und Antje Tillman während der Führung | Andreas Bausewein bei der Besichtigung der neuen Schul-Vitrinen |
Unterdessen hatten sich die Festzelte gefüllt und es war an der Zeit das Waidfest 2011 zu eröffnen.
Bild Nr. 8:© Frank Steinhorst, Vieselbach
Der Waidbauer begrüßte alle Anwesenden und selbstverständlich auch die Ehrengäste und erklärte warum er die Wollstrümpfe über der Schulter anstatt an den Füßen trug: Dazu war es mit über fünfundzwanzig Grad viel zu warm. Kurzerhand warf er sie hinter sich und wünschte ein schönes Waidfest.
Bei diesem Wetter brauchte man wahrlich keine Wollsocken | |
Gäste | |
Schuh-Malstraße |
Auch für die kleinen Gäste war gesorgt, die sich wieder mit kreativen Dingen beschäftigen konnten. Diesmal galt es alte Schuhe (ahle Schlumpen, wie die Hochstedter sagen) bunt zu bemalen. Diese waren nicht dazu gedacht wieder getragen zu werden, sondern in ihnen sollte Waid wachsen. Gegenüber, neben dem Museum, war Rosanna Minelli dabei Seidentücher blau zu färben. auf der Leine hingen schon einige zum Trocknen.
Rosanna Minelli (apis colori) färbt blau | |
Abschiedsgeschenk für Antje Tillmann | Kurzer Blick auf die gebrühten Waidblätter |
Zutaten für den Färbebottich - die Küpe |
Für die Ehrengäste hatten wir Abschiedsgeschenke vorbereitet. Diesmal waren es Sturmgläser aus unserer aktuellen Sonderausstellung, die mit Freude entgegengenommen wurden. Antje Tillmann konnte beim Abschied noch einen Blick in den Färbebottich werfen, in dem der Waidbauer Wollestränge färben wollte. Im ehemaligen Einkochtopf dampften die vor einer Stunde mit kochendem Wasser übergossenen frischen Waidblätter vor sich hin.
Es war an der Zeit die Blätter von der Brühe zu trennen und den Inhalt des Topfes durch ein Tuch in einen weiteren Topf zu gießen. Anschließend wurde das Ganze wieder auf die Kochplatte gestellt und die erste Zutat in den Topf gegeben - Waschsoda. Danach wurde so lange gerührt, bis sich blauer Schaum zeigte.
Bilder 1, 6, 8:© Frank Steinhorst, Vieselbach
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Auch Rosanna Minelli, die sonst mit Waidpulver färbt interessierte sich für das Verfahren mit frischem Waid. Der blaue Schaum war ein Hinweis darauf, dass sich wirklich Indigo in der Pflanzenbrühe befand, welches sich zunächst in den Blättern befunden hatte.
Anschließend wurde Natriumhydrosulfit hinzugefügt und noch einmal umgerührt. Die Brühe im Topf wurde nun heller und schlug von dunkelblau nach gelb um. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die ersten Wollestränge in das Farbbad zu geben. Der Oberbürgermeister von Erfurt, Andreas Bausewein, verfolgte den Farbumschlag der Wolle, als diese aus dem Farbbad genommen wurde. Aus einem hellen Gelb wurde in Verbindung mit dem Sauerstoff ein helles Blau.
Blick in den Topf | |
Unter oberbürgermeisterlicher Aufsicht wurde aus einem kräftigen Gelb ein helles Blau |
Ein großes Hallo gab es, als die Rohrborner Dorfgemeinschaft erschien und uns die am letzten Wochenende "vergessenen" Deko-Elemente in Form von Maiskolben mitbrachte. Wir hatten vom Waimühlenfest in der Vorwoche einige Strohbündel und Getreidegarben abgestaubt , die wir als Dekoration unseres Festplatzes gut verwerten konnten. ALS Geschenk hatten die Rohrborner kleine Fläschchen mit hochprozentigen, selbstgebrauten Likören mitgebracht, die wir in ruhigeren Stunden verkosten sollten.
Nur kurze Zeit später verabschiedeten sich auch Birgit Pelke, Karola Stange und Andreas Bausewein mit unseren kleinen Sturmgläsern als Geschenke.
Kolbenübergabe | Sturmglasübergabe |
Während die Knirpse weiter mit dem Bemalen der Schuhe und Stiefeln beschäftigt waren wurde im Hof unter den Zeltdächern kräftig geschunkelt, gesungen und geklatscht, denn dort sorgten die Mitglieder des Erfurter Blasorchesters für gute Laune und Stimmung.
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Bilder 1 - 8:© Frank Steinhorst, Vieselbach
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Aber nicht nur die Knirpse hatten Lust auf Farben und Schuhe, nein, auch die Erwachsenen begannen damit, ihre Kreative Phase auszuleben und es entstanden etwas andere Fußballschuhe und mit Blumen verzierte Gärtner-Latschen.
Erwachsene Künstler | |
Erde für die Schuhe | Schuh-Ausstellung |
Die getrockneten Schuhe wurden mit Erde gefüllt um darin Waid aussähen zu können. Anschließend konnte man eine Schuh-Ausstellung bewundern, die sämtliche künstlerisch verzierten Treter in Form einer Schnecke zeigte.
Der Waidbauer war unterdessen noch immer mit dem Färben der Wollestränge beschäftigt, deren Blautöne mit jedem Tauchgang in die Färbeküpe immer intensiver wurden. Während die Theke wegen des warmen Wetters regen Zulauf hatte, verabschiedeten sich die Rohrborner und wünschten uns noch ein schönes Fest.
Das Blau wird dunkler | |
Abschied der Rohrborner | ... ja an der Theke ... |
Der Nachmittag verging wie im Fluge und auch die Blasmusik verstummte mit Einbruch der Dämmerung. Dann war Disco angesagt und die Kinder begannen mit dem Tanz während sich die Erwachsenen weiter an das Angebot der Theke hielten.
Bilder 2, 5, 6:© Frank Steinhorst, Vieselbach
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Wegen des sehr lauen Abends kam man noch bis spät in die Nacht ohne Jacke aus und erstmals in der Waidfest-Geschichte blieben bis zum Schluss die Seiten der Zelte zur Straße hin offen.
Waidfest am Abend |
Irgendwann war auch die Disco-Musik zu Ende. Nur noch wenige Gäste saßen an den Biertischen und begannen damit, selbst Musik zu machen. Es wurden dabei nicht nur Lieder zum Zerrwanst (Schifferklavier oder Ziehharmonika) gesungen, sondern auch vollkommen ohne instrumentale Begleitung in Wiener Mundart. Dabei wurde das Reblaus-Lied zum Besten gegeben:
Ich weiß nicht, was das ist, ich trink' so gern ein Glaserl Wein, es muss gar kein besonderer Anlass und kein Sonntag sein...
Reblaus- und andere Gesänge | |
Auch diese Gesänge fanden irgendwann ihr Ende und das 7. Waidfest war damit beendet.
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Wenn man gefeiert hat, muss man auch das wieder wegräumen, was man zuvor hingestellt und aufgebaut hat. Das traf natürlich auch auf das Waidfest zu. Dabei mussten wir uns sogar sputen, denn der Wetterdienst hatte für den Nachmittag Schauer angekündigt und wir wollten unsere Zelte trocken einlagern.
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Dementsprechend früh fingen auch die Aufräumarbeiten an, die mancher mit Brummschädel über sich ergehen lassen musste.
Abbau | Pausen |
Zwischendurch wurden immer wieder Pausen eingelegt, in denen wir uns in den kühlen Schatten zurückziehen mussten, da die Schwüle ständig zunahm. Der Alkohol und die Wärme verleiteten zu einigen neuen Ideen. Da die Küpe vom Vortag noch im Museum stand, probierte der Waidbauer einen Färbe-Versuch mit Menschenhaar und opferte sich. Das Experiment misslang jedoch und eine Blauspülung blieb ihm erspart.
Färbeversuch | Pause |
Den Abschluss des Waidfest-Wochenendes bildete das Aufhängen von gefärbten Tüchern. Über Nacht hatten wir noch einige Wollestränge in der Küpe gelassen. Diese wurden herausgenommen und zu nach dem Trocknen zu den anderen Exponaten ins Museum geschafft. Um auch noch das letzte bisschen Farbstoff aus dem Färbebottich zu holen wurden die Abdecktücher der Museums-Vitrinen in die Küpe getaucht.
Letzte Tauchgänge |
Nach dem Trocknen zeigte sich jedoch, dass nur noch ein ganz schwacher Hauch Indigo in das Tuch gedrungen war.
Die Tücher blieben also ein Fall für das nächste Waidfest.