Am 18. August 2012 machten wir uns wieder einmal auf den Weg nach Rohrborn. Dort galt es das 7. Waidmühlenfest zu feiern. Diesmal waren wir allerdings nicht nur als Gäste dort sondern auch, um mit frisch gestochenem Waid zu färben. Mit im Gepäck hatten wir aber auch noch andere Sachen, die wir zeigen und vorstellen wollten. Um alles ansprechend anordnen und präsentieren zu können, hatten wir uns (eigentlich für unser Waidfest eine Woche später) einen Pavillon zugelegt und noch einige Deko-Artikel, wie Jute in blau und braun.
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Eingepackt und aufgestellt |
Da wir ja färben wollten, mussten wir uns zeitiger auf den Weg machen und fuhren gegen 11.30 Uhr in Hochstedt los. Etwa zwanzig Minuten später trudelten wir mit vollgepacktem PKW in Rohrborn ein, wo wir von unseren Rohrborner Freunden herzlich begrüßt wurden. Wir bezogen mit Sack und Pack Stellung, gleich links neben der Waidmühle. Zunächst galt es Wasser zu erhitzen, da der Waid ja mit kochendem Wasser übergossen werden musste. Jetzt erst erkannten wir, dass wir noch früher hätten anfangen müssen, denn der überbrühte Waid sollte ja auch noch zwei Stunden ziehen. Wir ließen uns aber dadurch nicht beirren und bauten an unserem Färberstand herum, während das Wasser sich laaaangsam erwärmte. Nach einer halben Stunde und bei etwa 70°C Wassertemperatur war Schluss und irgendwie ging nichts mehr. Im Gegenteil, das Wasser kühlte sich ab. Da musste etwas nicht stimmen! Richtig! Die Sicherung unserer Kabeltrommel kapitulierte vor den drei Heizplatten. Zum Glück hatten die Rohrborner genug Kabel für alle und es ging weiter. Den Wassererhitzungs- und Waidbrühprozess kürzten wir ab, indem wir den Waid in den Färbetopf zum Wasser gaben und ihn so mit erhitzten. Wir waren gespannt, ob der Versuch Blau zu erzeugen mit dieser Methode gelingen würde. Wenn nicht, hätten wir wieder irgend eine Farbe des Farbspektrums mehr, das mit Waid erzeugt wurde. Parallel zu diesem Topf köchelte ja noch ein weiterer, mit dem später gefärbt werden sollte.
Hochstedter im und am Stand | |
Rühren und Nadelbinden |
Unter dem Dach des Pavillons war es angenehm mild, weil wir unter hohen Bäumen standen, die Schatten spendeten. Die Temperaturen dieses Tages waren insgesamt recht hoch und der Hochsommer zeigte sich mit heißer Wucht. Weit über dreißig Grad waren angesagt und wurden auch erreicht, als das Rohrborner Fest um 14.00 Uhr begann. Die Pferde bereiteten einige Schwierigkeiten zur Mühle zu gehen und sich gehorsam vor den Mühlstein spannen zu lassen. Aber die Rohrborner schafften das und rumpelnd setzte sich der mächtige Rohrborner Waidstein in Bewegung und zermalmte unter sich den Waid. Zahlreiche Gäste und Rohrborner waren bereits eingetroffen und tummelten sich zwischen den verschiedenen Ständen, unter dem Dach des Festzeltes, am Kaffeestand oder am Getränkewagen.
Waidmühlenfest-Beginn | Die Leubinger spinnen |
Heimatverein Wenigensömmern |
Wir begrüßten alte Bekannte, die wir gern wiedersahen, wie den Leubinger Heimatverein mit Heidi Schneider, die neben uns am Spinnrad saß. Gegenüber, am Kaffeestand, neben dem Rohrborner Gelee- und Likörchen-Stand, hatten Frau und Herr Weiß ihre Waren von der Erfurter Blaufärberei zum Verkauf ausgestellt. Auch hier begrüßte man sich erfreut und tauschte Neuigkeiten aus. Selbstverständlich wurde auch eingekauft.
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Das Wasser mit dem Waid war auf eine Temperatur von etwas mehr als 90°C geklettert und wir hatten den Topf etwa eine halbe Stunde vor dem Fest von der Kochplatte genommen. Als sich unsere Mischung auf etwa 60°C abgekühlt hatte, setzten wir den Topf wieder auf die Platte und sahen zu, dass die Temperatur in etwa so blieb. Zum Beginn des Festes beendeten wir diese Köchelei und siebten ab. Das Wasser hatte eine rotbräunliche Farbe angenommen. Es kam jetzt Waschsoda dazu und unter den Augen von den interessierten Waidmühlengästen wurde Sauerstoff in die Brühe geschlagen (kräftig gerührt) bis sich bläulicher Schaum an der Oberfläche zeigte. Anschließend wurde Natriumhydrosulfit zugegeben und die Farbe der Brühe veränderte sich erneut, diesmal von bläulich in gelblich. Jetzt konnte der erste Färbeversuch erfolgen und wir legten Schafwolle in das Färbebad.
Aber das Färben war nur ein Teil, den wir zeigen wollten. Viele Leute hatten auch großes Interesse an unserer zweiten Sache, die wir in Rohrborn vorstellten: Nadelbinden. Wir hatten die alte Handarbeitstechnik beim letzten Färberfest in Neckeroda gesehen und uns seitdem damit beschäftigt. Einige angefangene Nadelbindearbeiten hatten wir mitgebracht aber auch Werkzeug (Holznadeln) und eine Anleitung. Diese hatten wir vorher drucken lassen. Nadelbinden ist wesentlich älter als Stricken und Häkeln und sollte demonstrieren, wie man gefärbte Wolle verwendete, um daraus Kleidung zu machen.
Nadeln zum Nadelbinden | Nadelbinde-Schule |
Wolle-Inspektion und Topfgucker |
Das Interesse war wirklich groß und immer wieder mussten wir die Stiche mit der Holznadel zeigen. Wir verkauften auch einige davon (hatten wir selbst geschnitzt) und besserten so die Vereinskasse etwas auf. Nebenbei wurde immer wieder die Wolle aus der Färbebrühe gezogen, die sich rasch, nun dem Sauerstoff ausgesetzt, verfärbte. Allerdings war unser mitgekochter Waid ein schlechter Blaufärber. Wir erzeugten eher ein graubraun, allerdings auch mit einem Farbumschlag. Der Zweite Versuch gelang schon besser und wir färbten eine Türkis-Variante. Nach dem Auswaschen der wolle überwog dabei ein graublauer Farbton.
Waidmühle beim Mahlen und Hochstedter Zuschauer |
Zwischendurch gab es immer mal wieder Schauvorführungen mit der Waidmühle. Von unserem Stand aus brauchten sich die Festbesucher ja nur umzudrehen, um dabei zusehen zu können. Unsere Gruppe hatte es sich einstweilen auf der Holzbank neben dem Färberstand gemütlich gemacht und verfolgte von dort die Runden, die das Pferd mit dem Stein drehte.
Waidballenproduktion |
So ging der Nachmittag dahin und das Fest für uns seinem Ende entgegen. Während an der Mühle die Waidballen geformt wurden, räumten wir den Stand auf, klappten ihn zusammen und verpackten wieder alles. Nach getaner Arbeit verabschiedeten wir uns von den Rohrbornern. Für uns war der Tag recht kurzweilig und wir kamen zu dem Ergebnis, dass unser erster Färbestand-Tag sehr viel Spaß gemacht hat.
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