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Dienstag,  27. Mai 2014, zweiter Tag - Fahrt von San Zeno de Montagna nach Lucca

Nach einem sehr guten Frühstück ab 6.30 Uhr und einer anschließenden Foto-Runde vor dem Hotel und in der näheren Umgebung sollte die nächste Etappe unserer Reise beginnen, die uns 305 Kilometer nach Lucca führen sollte.

Nebel über dem Gardasee Vor der Kirche von San Zeno de Montagna
Po-Ebene Tiertransporter


Leider war der Blick auf den Gardasee, wie am Vorabend, wieder nicht ungetrübt und Wolken zogen von den Bergen hinunter ins Tal und über das Wasser. Die am Abend noch angestrahlte Kirche lag jetzt wie jedes andere Gebäude in steinerner Mächtigkeit am Rande der Straße. Von einigen Punkten aus war der See zu erahnen und die Sonne kämpfte sich schon hier und da durch die Wolken.
Nachdem wir San Zeno de Montagna hinter uns gelassen hatten, fuhren wir bereits eine halbe Stunde später durch den ersten Regenschauer des Tages, der uns jedoch nur kurz begleitete.
Es ging dann unweit an der Stadt Verona vorbei und  inzwischen kam auch wieder mal die Sonne hervor, um sich aber gleich wieder einem Regenschauer zu ergeben.

Italienische Landschaft Stadttor von Lucca


Kurz darauf überquerten wir - mittlerweile bei Sonnenschein - einen breiten Fluss bei Mantova, den Po, nach dem die gesamte Ebene benannt wurde. Vor uns erstreckte sich sehr fruchtbares Land, sogar Reisfelder waren zu sehen, die von unzähligen Kanälen gespeist wurden. Die Sonne schien mittlerweile die Überhand zu gewinnen, während wir Bologna erreichten, um von dort in westlicher Richtung auf die Toskana zuzusteuern.

Zahlreiche Tunnel der Autostrada del Sol - der Sonnenautobahn - brachten uns über und durch den Appenin, der den „Italienischen Stiefel“ hier quert. Auf einer der vielen Brücken war am Straßenrand ein Schild zu sehen, welches durchgestrichen Emilia Romagna zeigte, während darüber "Toscana" zu lesen war. Das bedeutete, dass wir unsere Zielregion erreicht hatten.
Kurz nach 11.00 Uhr, bei Padule, bogen wir auf eine andere Autobahn ein, die uns in Richtung Pisa führte. Der Himmel hatte sich nun teilweise wieder verhangen. Rechts und links der Strecke waren unzählige Baumschulen zu sehen, die die verschiedensten Pflanzen heranzogen und Ziergehölze, sogar schon in Form geschnitten, ausgestellt hatten. Wenig später setzte wieder einmal ein kurzer Regenschauer ein, der jedoch nicht lange anhielt.
Wir konnten nur hoffen, dass der Himmel in Lucca nicht gerade seine Schleusen für uns öffnete wenn wir unsere Stadtführung hatten.
In Lucca trafen wir auf Sabine, die zu uns in den Bus stieg. Während der Fahrt zu unserem Startpunkt durch die Stadt erzählte sie uns von der Geschichte der Stadt und der Bedeutung der Stadtmauer. So war die Stadt wegen dieser Befestigung nie eingenommen worden und zählte mit Venedig zu den ältesten Stadtrepubliken Italiens. Vom alten Stadttor - mit Kapernsträuchen bewachsen - ging es nun zu Fuß weiter.

Kapern
Napoleonplatz


Italiens Altstadtarchitektur ist einfach sensationell mit den Palazzi aus den verschiedenen Stilepochen, den engen Gassen, den Schmuckfassaden und vielen Kirchen. Nach wenigen Metern erreichten wir den Napoleonplatz, den die Lucceaner allerdings nur den Plaza Grande nennen, und das aus gutem Grund, wie Sabine verriet. Naoleon fand die Stadt zu vollgebaut und ließ darum von den unzähligen Kirchen dreißig Gotteshäußer einfach abreißen. Das nahmen ihm die Bürger krumm und verschmähen deshalb den Namen des Kaisers zu nennen auch wenn der Platz gemeint ist.

Von dort ging es weiter durch die Stadt, so auch am Geburtshaus von Puccini vorüber, vor dem ein Denkmal des Komponisten steht.
Eine kurze Schleife brachte uns wieder zurück zur Kirche St. Michelle, wo wir direkt vor der hohen Hauptfassade standen, die mit Carrara- Marmor in drei verschiedenen Farbtönen verblendet ist: weiß, grau und rosa. Sabine erzählte dass die Flügel des Engels auf der Spitze vier Meter hoch seien und deshalb wegen der Windlast aus beweglichen Kupferplatten bestehen würde, die den Wind durchließen.
Von hier ging es durch schmale, hohe Häuserschluchten in südlicher Richtung weiter, vorbei an traditionell eingerichteten Gewürz- und Lebensmittelgeschäften, die hier noch aus Säcken die Waren verkauften. Wir besichtigten die offenen Arkadenhallen eines prächtig mit Fresken verzierten Palazzo und gelangten wenig später an eine weitere alte Kirche, die aus den Grundmauern eines alten Theaters bestand und dann später Bestandteil der Stadtmauer wurde.

Kirche St. Michelle
Puccini-Denkmal Altstadtgasse
Laden Palazzo Santini

 


 

Auf der heutigen, im ausklingenden Mittelalter entstandenen Mauer, konnte man die Stadt von oben besichtigen. Die Wallanlagen und Gräben für die Verteidigung der Stadt waren noch gut erhalten. Wir folgten der Mauer ein kleines Stück in östlicher Richtung und erreichten bald eine hohe Kirche, St. Frediano. Von hier waren es nur wenige Schritte bis zu einem merkwürdigen Häuserblock, der eine runde Form aufwies. Im Erdgeschoss gab es Läden, deren Eingänge von Bogentoren überspannt wurden oder noch als solche zu erkennen waren,  weil das Mauerwerk freigelegt worden war. Sabine erzählte, dass es sich hierbei um die antike Arena von Lucca handelte. Wir schlenderten durch einen Tunnel ins Innere und fanden uns auf einem ovalen Platz wieder, der von Restaurants und Geschäften gesäumt wurde. Auf der gegenüber liegende Seite des Platzes verließen wir das Oval wieder und gingen in südlicher Richtung weiter, wo wir auf eine Kirche mit byzantinischem Mosaik trafen. Diese Kirche der heiligen Zena geweiht, die, ähnlich wie Elisabeth von Thüringen, mit Armenspeisung und Wohltätigkeit für die unteren Schichten eintrat. Auch bei ihr wird über ein Blumenwunder berichtet, als sie gefragt wurde ob sie Lebensmittel dabei hätte. Seitdem wird sie als Heilige verehrt.

Auf der Stadtmauer Villa an der Stadtmauer
Kirche der Heiligen Zena
einstige Arena von Lucca
Begrünter Turm An der Kathedrale

Wir beendeten die Stadtführung mit Sabine am Napoleonplatz und hatten dann noch etwa eineinhalb Stunden Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.
Es war zu wenig Zeit zur Besichtigung der Kathedrale, so erhaschten wir nur von außen einige Eindrücke. Der Bus holte uns vom Stadttor ab und wir setzten unsere Fahrt fort. Bis zum Hotel in  Pietrasanta  waren es  nur wenige Kilometer, die in einer halben Stunde zurückgelegt wurden, während sich das Wetter weiterhin wechselhaft zeigte. Der Ort, in dem wir also die nächsten Tage übernachten würden hieß Pietrasanta, genauer gesagt Marina di Pietrasanta. Marina deswegen, weil der eigentliche, ursprüngliche Ort etwa vier Kilometer weit weg am Berghang liegt und der neue Ortsteil mit Pensionen, Hotels, Läden und Bars am Meer.

Marina di Pietrasanta vor dem Hotel
am Strand
auf der Seebrücke

Wir erreichten unser Hotel und fanden eine schöne fünfgeschossige Anlage vor mit insgesamt dreißig Zimmern. Diese waren geräumig eingerichtet und jeweils mit Balkon zum Meer hin ausgestattet. Es blieben noch etwa zwei Stunden Zeit bis zum Abendessen, die wir nutzten um den Strand zu besuchen. Bis zum Meer brauchten wir nicht einmal zehn Minuten. Wir zogen die Schuhe aus und spazierten an der Wasserlinie entlang. Weiter hinten konnte man eine Seebrücke erkennen, die weit ins Meer hinaus ragte. Diese Brücke sollte unser Ziel sein. Gemütlich schlenderten wir bis zu ihr hin, und folgten den Holzplanken bis an ihr Ende. Im Hotel wartete das Abendessen schon auf uns, um uns zu stärken. Danach stellten wir fest, dass es gut für die Verdauung sein könnte, einen Spaziergang zu unternehmen, was wir auch in die Tat umsetzten und damit den Tag beendeten.

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