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Unsere Herbstfahrt im Jahr 2014 fand am 4. Oktober statt. Als Ziel hatten wir uns Würzburg ausgesucht, die Stadt am Main mit ihrer langen Geschichte. Würzburg, die fürstbischöfliche Residenzstadt, versprach uns einige Leckerbissen in Form von Architektur und Kunst. Immerhin trug die Residenz den Titel UNESCO Welterbestätte seit 1981. Wir fuhren also an besagtem Tag um 7.30 Uhr von Hochstedt ab und waren mit unserem Bus bereits drei Stunden später am vereinbarten Treffpunkt mit der Stadtführerin.

 

Unterwegs nach Würzburg

Bis dahin hatten wir noch etwas Zeit uns selbst an Ort und Stelle umzusehen. Der verabredet Punkt war der Frankoniabrunnen, der direkt vor der herrschaftlichen Residenz auf einem großen Platz stand und deshalb kaum zu übersehen war. Auch deshalb nicht, weil sich die Sonne über der Residenz erhoben hatte und diesen Teil des Platzes in ihren morgendlichen Schein hüllte. Das Wetter hätten wir uns nicht besser aussuchen können, denn am Himmel zeigte sich nicht ein einziges Wölkchen.

Ankunft in Würzburg
Residenz mit Frankoniabrunnen

Die Stadtführerin, Frau Volmer, traf wie verabredet am Brunnen ein und erklärte uns dort schon einige Sachen zur Geschichte der bischöflichen Residenz, in welcher der regierende Bischof - auch als weltlicher Fürst - die Geschicke der Stadt und der Region lenkte. Wir mussten eine Weile am Eingang der Residenz warten, denn vor uns hatte sich eine kleine Menschenschlange gebildet, welcher nur stückweise Einlass gewährt wurde. Nachdem wir die Residenz betreten hatten, sperrten wir unsere Rucksäcke und Taschen in eine gemietete Kiste, um zu verhindern, dass wir mit unserem Gepäck die Verzierungen an den Türen und an den Wänden beschädigten.

Führung in der Residenz

Über eine gewaltige Freitreppe gelangten wir unter eine mächtige Gewölbedecke, die mit Freskomalereien überzogen war. Frau Volmer klärte uns auf, dass man für diese größte zusammenhängende Malerei der Welt extra einen italienischen Künstler aus Venedig kommen lassen hatte. Anhand der Tagewerke - das Fresco musste in den frisch aufgebrachten Putz gebracht werden, der täglich nur auf einen Teil der Decke aufgebracht wurde - errechnete man, dass der Maler etwa 280 Tage mit diesem Werk beschäftigt war. Die Deckenbilder der einzelnen Seiten waren einzig dafür gedacht, den Fürstbischof zu verherrlichen und diese Verehrung sollte durch die gesamte Welt erfolgen. Das war die Aufgabe, die es bei der Bemalung zu beachten galt. So hatte sich der Künstler Giovanni Battista Tiepolo ans Werk gemacht und auf der Seite der Decke, zu der man beim Besteigen der Stufen der Treppe hinauf sieht, den Fürstbischof abgebildet und außerdem den europäischen Kontinent mit der Figur der Europa in üppiger barocker Pracht. Dieser Seite gegenüber ist der Kontinent Amerika dargestellt und an den beiden Längsseiten des Muldengewölbes Afrika und Asien.

Stuck im Weißen Saal
Kaisersaal Blick aus dem Fenster
Spiegelsaal

Vom Treppenhaus gelangten wir in den Weißen Saal, der über und über mit Stuck verziert war. Der Künstler musste die Verzierung innerhalb einer kurzen Zeit realisieren, da sich die Kaiserin angekündigt hatte, um in der Residenz zu übernachten. Der Meister der Stukkateurarbeiten, Antonio Bossi, hatte die Arbeiten in diesem prächtigen Saal gerade beendet, als die Kaiserin hindurchfegte und ihn keines Blickes würdigte. Kein Wunder, dass der Künstler in geistiger Umnachtung starb. Der Saal, fast gänzlich in Grau und Weiß gehalten stand im krassen Gegensatz zum Kaisersaal nebenan. Hier wurden wir um so mehr vom Prunk, und der Farbigkeit überrascht. Die Deckenbemalung schien plastisch aus dem Mauerwerk hervorzutreten, was sicherlich dadurch verstärkt wurde, dass Bemalung und Stuck oft ineinander verliefen. Auch hier wirkten die Künstler Tiepolo und Bossi. Diesem Saal schloss sich eine Reihe von kleineren Räumen an, die ebenfalls prächtig geschmückt waren. Hier stachen die Wirkteppiche an den Wänden besonders heraus. Einer dieser Räume glänzte besonders, da es sich dabei um das Spiegelkabinett handelte. Der Raum war derart mit Spiegeln ausgestattet, die bemalt und mit Stuck verziert waren, dass man nicht wusste wohin man zuerst sehen sollte. Hier erklärte Frau Volmer, dass es sich um die Rekonstruktion des Raumes handelte, da das Original im Krieg zerstört worden war - wie fast 90% der Stadt. Man hatte versucht die Spiegel vor der Bombardierung abzubauen, was jedoch nicht gelang. Daraufhin begann man, das Zimmer Detail für Detail zu fotografieren und konnte nach dem Krieg mit der Rekonstruktion des leider zerstörten Originals beginnen.

 


 

Residenzgarten

Damit waren wir beinahe am Ende der Besichtigung, konnten aber noch einen Raum bestaunen, in dem Kinderspielzeug - ein Karussell - aufgestellt worden war. Zum Schluss konnte man sich noch Bücher zur Residenz oder über Würzburg, sowie Andenken in einem Museumsladen kaufen.
Wir verließen die Residenz und setzten die Führung im Hofgarten fort, wohin wir durch ein Barockportal gelangten. Über uns wölbte sich noch immer der ungetrübte, eigentlich sommerlich blaue Himmel, der den Garten ins rechte Licht setzte. Neben Skulpturen und Brunnen mit Wasserspielen waren die alten zu Kegeln geschnittenen Koniferen ein echter Blickmagnet. Rings um den zentralen Brunnen wechselten sie sich mit Bänken, Rasenflächen und Blumenrabatten ab.

Von hier setzten wir unseren Weg in Richtung Mainufer fort. Frau Volmer wies noch einmal darauf hin, dass die Stadt zu 90 % in einem Bombardement zerstört worden und der größte Teil der Bevölkerung obdachlos geworden war. Der Aufbau war damit besonders eilig und man konnte sich daher nicht so sehr an alte Bebauungspläne halten und auch nicht an die Rekonstruktion der Häuser, so wie sie einmal ausgesehen hatten. Dadurch wirkt die Innenstadt Würzburgs durch die wiederaufgebauten Kirchenbauten einerseits alt, auf der anderen Seite aber durch dazwischen gepresste, neuere Bauten mit ihren nüchternen Fassaden wie ein zusammengewürfeltes Mosaik aller Stilepochen.

Festung Marienberg am anderen Ufer des Main

Ganz besonders am Marktplatz konnte man dies sehen, welcher Bauten der Romanik bis zum 21. Jahrhundert bot. Der Markt wie auch die Innenstadtstraßen zeigten sich bei diesem Wetter überaus belebt. Unzählige Reisegruppen wie wir selbst auch, waren unterwegs in den Marktbuden oder auch in einem Raum im Rathaus, wo in einer Vitrine das Modell der im Krieg zerstörten Stadt zu sehen war und man sich das Ausmaß der Verwüstung verdeutlichen konnte.
Von hier war es nicht mehr weit zur Brücke über den Main, auf der an diesem Tag unzählige Marktbuden aufgestellt waren. Die Händler boten allerlei Kunstvolles und Handgemachtes an und die Touristen schoben sich gegenseitig über den Fluss. Hier verabschiedeten wir uns von Frau Volmer, denn ihre interessante Führung endete am Ufer des Mains.

Auf der Alten Mainbrücke

Wir hatten reichlich Zeit zur freien Verfügung eingeplant, wobei jeder auf eigener Achse durch Würzburg schlendern konnte. Von 13.00 bis 15.30 Uhr hatte man Zeit für einen Schoppen Wein, einen Einkaufsbummel über den Markt, die Besichtigung verschiedener Sehenswürdigkeiten und für den Genuss diverser Speisen in einem der zahlreichen Lokale.


 


Zur vereinbarten Zeit waren alle am Alten Kranen eingetroffen, wo sich der Schiffsanlegeplatz befand. Als Abschluss unseres Tages hatten wir eine Schiffsfahrt nach Veithöchsheim gebucht, wobei wir zwischen Weinbergen den Main hinunter fahren wollten.

Am Alten Kranen Schiffsfahrt nach Veithöchsheim

Angesichts des schönen Wetters hatten wir es uns auf dem Oberdeck gemütlich gemacht, wobei wir den schönen Herbsttag bei einer 45-minütigen Fahrt und einem Schoppen Wein, Federweißer oder einem Eis noch einmal genießen konnten. Nach dieser viel zu kurzen Fahrt gingen wir in Veithöchsheim an Land und hatten nach wenigen hundert Metern unseren Bus erreicht, der uns nach Hause bringen sollte.

Ankunft in Veithöchsheim

Wir fuhren kurze Zeit später ab und noch einmal an Würzburg vorüber. Noch immer schien die Sonne und malte glitzerndes Funkeln auf die Wellen des Mains.

Hochstedt erreichten wir gegen 20.00 Uhr, wo sich alle einig waren, dass dieser Ausflug wieder etwas Besonderes war.