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Am 11. Oktober starteten wir zu unserem Herbstausflug 2008 an die Straße der Romanik.

Los ging es um 7.15 Uhr von Hochstedt, wo sich an der Bushaltestelle 26 Vereinsmitglieder und Hochstedter eingefunden hatten. Die relativ zeitige Abfahrt resultierte aus einer kleinen Umfrage, wie lange man wohl mit einem Bus bis nach Naumburg bräuchte. In deren Ergebnis war die Rede von 2 Stunden.

  Im Bus

 Wie sich herausstellen sollte war diese Zeitangabe ziemlich hoch gegriffen, da wir mit dem Bus gegen 8.15 Uhr nur noch wenige Kilometer von Naumburg entfernt waren. Kurzerhand wurde ein Zwischenstopp in Bad Kösen eingelegt, welcher einen morgendlichen Spaziergang an den herbstlich gefärbten Ufern der Saale ermöglichte.

Saaleufer in Bad Kösen

Nach einer dreiviertel Stunde ging es dann das letzte Stück bis nach Naumburg hinein. Unser Ziel, den Parkplatz an der Vogelwiese, erreichten wir um 9.15 Uhr.

Nur fünfzehn Minuten später sollte unser Stadtrundgang mit Führung beginnen. Kurz vor der vereinbarten Zeit steuerte schnellen Schrittes eine Frau auf unsere Gruppe zu, die sich als unsere Stadtführerin zu erkennen gab. Nach der Begrüßung ging es unter inzwischen blauem, wolkenlosen Himmel zur Stadtmauer, die nur wenige Schritte entfernt hinter einem tiefen Graben aufragte. Hier bekamen wir einen geschichtlichen Überblick über die Stadt Naumburg vermittelt und erfuhren so auch, dass die Stadt bereits im Mittelalter in zwei Hälften geteilt war, der Domfreiheit und der Ratsstadt. Die Domfreiheit war, wie der Name schon sagt, der Stadtteil um den Dom herum und der andere, der Stadtteil wo das Rathaus stand und der Rat der Stadt das Sagen hatte. Wir begannen mit der Besichtigung im Rats-Stadtteil.

Nachdem wir den Bereich der Stadtmauer hinter uns gelassen hatten erreichten wir das Haus, in welchem der Philosoph Friedrich Nietzsche einige Zeit bei seiner Schwester gelebt hatte.

Von hier ging es durch kleine Gassen, vorbei an zum Teil herrlich restaurierten Fassaden. Eine Vielzahl der Häuser war mit Symbolen über dem Eingang verziert, die zum ehemaligen Erbauer oder Eigentümer gehörten und dessen Eigenschaft beschrieb. Die Bilder drückten den Namen des Hauses aus. So bedeutete ein goldener Elefant, dass die Adresse zwar "Haus zum güldenen Elefanten" hieß, nicht aber, dass dessen Bewohner besonders dickfellig wäre, sondern vielmehr besonders klug.

Es ging vorbei an Kirchen, an Stadttoren und an Hinterhöfen, deren Ansicht sich zum Teil prachtvoll im alten Glanz präsentierte. Der Weg führte auch an der Jüdengasse vorbei, der Gasse wo die Juden der Stadt lebten, arbeiteten, zur Schule gingen und ihre Religion ausübten.

 Waidspeicher

 


 Am Stadttor

 Wir erreichten den Marktplatz der Ratsstadt, wo auch der höchste Kirchturm der Stadt, nicht etwa der des Domes, in den Himmel ragte. Die Ratsherren wollten immer etwas höher hinaus als die Geistlichkeit es eigentlich erlaubte und bauten den Turm ihrer Kirche höher als die Türme des geografisch sowieso niedriger gelegenen Domes. Wenn man, von welcher Seite auch immer in die Stadt hinein fährt, fällt der Blick zunächst auf die St. Wenzel Kirche.

 St. Wenzel

Danach ging es weiter, am Stadtmuseum vorbei, zu einer Straße deren Fahrbahn in der Mitte von einem mit Bäumen bewachsenen, breiten Grünstreifen unterbrochen wurde. Hier verlief einst ein tiefer Graben, der beide Stadtteile voneinander trennte. Eine Zugbrücke über dem Graben bildete die einzige Möglichkeit von der Ratsstadt in die Domfreiheit zu gelangen.

Dieser Stadtteil der Kirchenoberen zeigte sich in den Fassaden wesentlich schmuckloser und einfacher. Eine weitere gepflasterte Straße brachte uns schnurstracks zum Dom, dessen Türme schon von weitem zu sehen waren.

 Da der Dom nicht in der Führung inbegriffen war, erläuterte die Stadtführerin das Bauwerk als wir davor standen. Die 90 Minuten Stadtführung waren wie im Fluge vergangen und wir hatten noch einige Minuten Zeit, uns hier umzusehen. Wegen des schönen Wetters war eine Besichtigung des Domes nicht möglich, da an der Kasse eine Menschenschlange stand, die in den Bau hinein wollte. Wir hatten allerdings nur dreißig Minuten Zeit, bis der Bus uns zur nächsten Etappe des Ausfluges bringen sollte.

Wir nutzen die kurze Zeit, um uns in einem Hinterhof, gegenüber des Doms, das älteste noch stehende Gebäude der Stadt anzusehen, welches aus der Romanik stammte.

Im Anschluss setzten wir uns in ein Straßenkaffee und tranken Bier oder eben eine Tasse Kaffee.

Dann ging es neben dem Dom vorbei in eine kleine Gasse und schon standen wir an unserem Bus,  der wenige Minuten nach halb zwölf mit uns in Richtung Saale-Ufer fuhr. Wir erreichten dort, an der Mündung der Unstrut in die Saale, einen kleinen Parkplatz. Bis zum Ufer mussten wir noch einen Fußweg von etwa zehn Minuten zurücklegen.

Dort angekommen stand eine Personenfähre, eine der letzten reinen Personenfähren Deutschlands, abfahrbereit, um uns an das andere Ufer zu fahren. Dort wollten wir im Gartenlokal "Blütengrund" eine Mittagspause einlegen.

Mündung der Unstrut (rechts) in die Saale

 


 Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und wir bevölkerten die Gaststätte. Das Personal hatte alle Hände voll zu tun, uns zu bedienen. Wir tranken und aßen gemütlich in der Sonne und genossen dabei die Aussicht auf die Saale und die Unstrut, deren Wasser sich hier, nahe am Gartenlokal mischten.

Im Gartenlokal

13.30 Uhr hieß es dann Schiff ahoi und wir bestiegen die 1906 erbaute  Unstrutnixe, einen Fluss-Dampfer.

Wir fuhren die Unstrut hinauf in Richtung Freyburg und hatten unterwegs einen herrlichen Blick auf die Landschaft um uns herum, auf das steinerne Bilderbuch, einem Barockrelief, und auf die Weinhänge rechts und links des Flusses.

Wein wurde auch auf dem Schiff serviert und getrunken, und zwar solcher aus der Region. Es gab aber auch Bier, so dass die Fahrt immer fröhlicher wurde und einige Lieder angestimmt wurden. Über eine Stunde später erreichten wir Freyburg, wo wir das Schiff verließen und wieder unseren Bus aufsuchten, der dort geparkt war.

Weinhang am Flussufer, unterhalb davon befindet sich das "steinerne Bilderbuch"

Schon vom Fluss aus war eines der Wahrzeichen Freyburgs nicht zu übersehen. Hoch oben, über den Weinhängen thronte die mächtige Anlage der Neuenburg, eine der Burgen der Landgrafen von Thüringen. Die zum Schloss umgebaute Neuenburg gilt als Schwesterburg der Wartburg und braucht sich hinter der bekannteren "Schwester" nicht zu verstecken. Gut erhalten und restauriert zeigt sie sich den Besuchern, die von der Stadt oder wie wir, vom Fluss aus, nach oben schauten.

Ausschiffen von der Unstrutnixe

 Ein Schild deutete darauf hin, dass der Titel unserer Fahrt nicht von ungefähr gewählt worden war, wir befanden uns tatsächlich an der Straße der Romanik.

 


 Die Fahrt führte vorbei an unzähligen Rebstöcken, deren Früchte jeden Lichtstrahl der Herbstsonne zur Reife auffingen. Es dauerte nicht lange und der Bus fuhr auf den Parkplatz des Hotels Edelacker, welches in der Nähe des Schlosses seine Gäste empfängt. Der Weg zur Burg war in einem zehnminütigen Fußmarsch bewältigt, wobei wir am mächtigen Rundturm des Bergfriedes vorbei kamen.

Wir hatten ungefähr fünfundvierzig Minuten Zeit, bis unsere Schlossführung beginnen sollte und die Gruppe verteilte sich über die Anlage, um entweder einen Kaffee zu trinken oder um die Aussicht von der Burgmauer zu genießen.

Aussichtspunkt an der Burgmauer

 Aussicht

Von hier oben beeindruckte die sich unterhalb der Burg dahinschlängelnde Unstrut mit ihren mit Wein bewachsenen Uferhängen. Das Laub hatte bereits erste herbstliche Töne angenommen, so dass sich dem Betrachter ein buntes Bild bot.

Die Führung begann pünktlich um 16.00 Uhr und wir erfuhren geschichtliches über die Burg: dass sie 1090 von Ludwig, dem Springer gegründet wurde, wie heruntergekommen die gesamte Anlage zur politischen Wende aufgefunden wurde und wie der Wiederaufbau seit dieser Zeit vonstatten ging. Wir besichtigten die Doppelkapelle der Burg und erfuhren, dass eine solche Kapelle recht selten sei. Die Kapelle erstreckte sich über zwei Etagen und man konnte oben, im Bereich für die höhere Herrschaft, Andachten mitverfolgen, die unten, für die ärmeren Burgbewohner abgehalten wurden. Als Verbindung zwischen den Stockwerken diente eine Luke in der Decke, bzw. im Fußboden, die bei Bedarf geöffnet werden konnte.

Untere Etage der Doppelkapelle

Luke in der Decke, bzw. im Boden der Doppelkapelle, die bei Bedarf geöffnet werden konnte

Obergeschoss der Doppelkapelle

Führung im Burghof

 


 

Die Führung ging weiter durch mehrere prächtig hergerichtete Räume und Säle, wie in dem, wo heute Trauungszeremonien stattfinden.
Grüner Salon

Auch der nur im Rahmen einer Schlossführung zu besichtigende Grüne Salon und der Fürstensaal waren beeindruckend.

Fürstensaal

Wir erfuhren, dass auch die heilige Elisabeth, als Landgräfin von Thüringen, einige Zeit auf der Burg verbrachte. Zeugnis von ihrem Aufenthalt legte eine Holzskulptur ab, die als eine der ältesten figürlichen Darstellungen der Heiligen gilt. An der Doppelkapelle beendeten wir nach informativen sechzig Minuten die Führung und zogen langsam wieder in Richtung des Busses.

Gegen 17.45 Uhr war Abfahrt und wir fuhren zurück in Richtung Hochstedt, das wir gegen 19.00 Uhr erreichten.
Rückfahrt

Dem Sonnenuntergang entgegen

Wir waren uns wieder einmal einig, dass dieser Ausflug nicht der letzte seiner Art bleiben soll und verabschiedeten uns voneinander. Ein schöner Ausflug unter herrlichster Herbstsonne ging damit zu Ende.