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9. Mai 2009

An der Bushaltestelle

Die Frühjahrsfahrt des Vereins und weiteren Hochstedtern führte in den Nordwesten Thüringens, in das Eichsfeld. Kaum einer der 28 Reiselustigen war zuvor schon in dieser Ecke gewesen und alle waren gespannt, was der Tag bringen würde. Ganz passend für eine solche Fahrt war der strahlend blaue Himmel - es war ein Tag wie geschaffen für einen Ausflug.

Der Bus ist vorgefahren

Der Reisebus kam pünktlich gegen 8.00 Uhr in Hochstedt an und es stellte sich heraus, dass es sich um ein Gefährt mit 57 Sitzplätzen handelte. Die 28 Reisenden hatten somit jede Menge Platz zur Verfügung und jeder konnte die Beine so lang von sich strecken, wie er nur wollte.

Im Bus

Mit lustigen Gesprächen begann die Fahrt, die nach gut 1 1/4 Stunden das erste Etappenziel erreicht hatte.

Der Ort Niederdorla liegt südlich von Mühlhausen und markiert den geografischen Mittelpunkt Deutschlands. Er war so stolz darauf, dass dies auch überall zu lesen war. Dieser Mittelpunkt war aber nicht das eigentliche Ziel dieses Haltes.

Museum

Hier gab es ein Opfermoor zu besichtigen. Das bedeutete, dass man Opferstädten, die im Moor versunken waren wiederentdeckt und ausgegraben hatte. Es entstand ein Museum mit bemerkenswerten Exponaten von Funden und ein Freilichtmuseum mit der Nachbildung slawischer Häuser.

Vor dem Museum

Zunächst wurde das Museum besichtigt. Eine Führung war vorher organisiert worden, so dass man einen besseren Eindruck vom gesamten Ort erhielt.

Führung im Museum

Der Mann berichtete von den Anfängen der Ausgrabungen hier und dass die ersten Funde beim Torfstechen ans Licht gekommen waren. In den Jahren darauf wurde intensiv gegraben. Zahlreiche Fundstücke gingen nach Weimar in das dortige Museum für Ur- und Frühgeschichte.

Opfermoor

Nach der Fertigstellung des hölzernen Museumsbaues kamen aber auch Exponate zurück, um vor Ort ausgestellt zu werden. Darunter befanden sich einige Scherben, Tierschädel und Werkzeuge. Auch Fragmente von Flechtwerk war durch das Moor konserviert worden. Zahlreiche Modelle und Nachbildungen machten das Leben vor Jahrtausenden deutlich.

 


 

Fundstücke

So wurde ein Webstuhl gezeigt und auch ein Mühlstein.

Weg zur Mittelpunkt-Linde

Nach der Besichtigung des Museums - die nächste Gruppe, die hinein wollte wartete bereits - gingen wir auf einem schmalen Weg etwa 500 Meter bis zu einer Linde. Diese markierte den Mittelpunkt Deutschlands und war nach der politischen Wende an dieser Stelle gepflanzt worden. Dabei gab es einen Streit der Vermesser, denn manch einer von ihnen kam bei der Vermessung Deutschlands zu einem anderen Ergebnis, dass nämlich der Mittelpunkt des Landes in einem Ortsteil von Heiligenstadt liegen würde.

Mittelpunkt-Linde Geografischer Mittelpunkt DeutschlandsUnter der Linde

Aber diese Tatsache erfuhr die Gruppe hier in Niederdorla nicht, sondern erst viel später, in Heiligenstadt selbst. Von dem kleinen, kreisförmig um die Linde gepflasterten Platz war es nicht weit bis zu einem auf der anderen Straßenseite liegenden See.

See

Hier begann ein weiterer schmaler Weg, der sich am Ufer entlangschlängelte. Das Gras war noch nass unter den Füßen der Besucher, denn am Vorabend hatte ein stürmisches Gewitter über dem Ort getobt. Nach weiteren 500 Metern gelangten wir an ein Tor, welches der Führer aufschloss, um uns einzulassen.

Eingang zum Opfermoor

Das Opfermoor war beim Torfabbau in den 1950er Jahren entdeckt worden. Forschungsgrabungen fanden zwischen 1957 und 1964 statt. Während dieser Zeit konnten über 80 Heiligtümer dokumentiert werden, die von der Eisenzeit, also dem 6./. Jh. v.u.Z. bis in das frühe Mittelalter datieren. Keramikfunde belegen die Benutzung des Platzes bis ins 10. Jahrhundert.

Floß-Nachbildung

Vom Eingang führte der Weg in eingezäuntem Gelände weiter am See entlang, an dessen Ufer ein Flos festgemacht war. Dieses Wasserfahrzeug wurde extra gebaut, um für Dreharbeiten des ZDF zur Verfügung zu stehen, die hier kurz zuvor eine Dokumentation filmten.

 


 

Auf dem Weg

Weiter ging es bis zu einer Lichtung im Wald, auf der mehrere mit Schilf gedeckter Hütten standen.

Hütte

Hierbei handelte es sich um Nachbildungen von Häusern, deren Standplatz ganz in der Nähe nachgewiesen werden konnte. Die Wände bestanden aus Lehm, ganz so, wie sie in alten Zeiten gebaut worden waren. Man konnte die Häuser auch betreten, um sich deren Inneres anzusehen. Die größte der Hütten war in einen Küchen- und Wohnbereich unterteilt. In der Küche befand sich eine Feuerstelle im Zentrum, über dem ein Gefäß zum Zubereiten des Essens hing.

Hausvisitation - Im Inneren

Der Boden lag etwas unterhalb des äußeren Bodenniveaus und bestand ebenfalls aus festgestampftem Lehm.

Weitere Gebäude

Von dort ging es weiter zu anderen Gebäuden, die insgesamt eine kleine Siedlung bildeten.

An den Lehmbacköfen

Im hinteren Teil befanden sich unter einem Schleppdach zwei aus Lehm errichtete Backöfen, in denen tatsächlich noch gebacken werden konnte. Viele Gruppen nehmen die Gelegenheit war, und buchen einen Backtag. Dann werden die Öfen zwei Stunden mit Feuerholz beheizt. Die Glut-Reste werden entfernt und im aufgeheizten Inneren der Teig gebacken. "Brötchen kommen frisch und knusprig nach gut zehn Minuten wieder aus dem Ofen", meinte der Führer.

Zwischen den Opferstätten

Wir verließen die kleine Siedlung und gingen am Seeufer weiter. Neben dem Weg waren mehrere urgeschichtliche Heiligtümer oder Opferstätten nachgebildet, die man tatsächlich dort vorgefunden hatte. Deshalb hatte man das gesamte Gebiet um den See auch den Namen Opfermoor gegeben.

Der Weg zurück zum Bus

Langsam drängte die Zeit und wir mussten uns beeilen, zurück zum Bus zu kommen. Der nächste Termin rückte nämlich näher. Für 13.30 Uhr war in Heiligenstadt eine Stadtführung verabredet und vorher sollte noch Mittagspause eingelegt werden.

 


 

In Heiligenstadt

Für diese blieb allerdings nach der Ankunft in Heiligenstadt nicht mehr als eine Stunde Zeit.

Beim Essen

Diese war im Nu um und einige von uns saßen im Keller des Rathauses noch vor den Tellern.

Inzwischen hatte sich draußen, vor dem Rathgaus die Stadtführerin eingefunden, die den noch essenden Hochstedtern noch einige Zeit bewilligte. Unterdessen unterhielt man sich schon einmal über die Stadt und deren Vergangenheit. Da die Kelleresser noch immer nicht aufgetaucht waren begann die Führung mit einem Kurzüberblick über die Lage und mit einigen Geschichten. Auf einem Rathausbalkon stand eine Figur, die einen König darstellte, der eine überdimensionale Möhre im Arm hielt. Auf diese Figur wies die Stadtführerin besonders hin. Zu ihr wollte sie später noch etwas erzählen. Die Gruppe ging die Fußgängerzone hinunter und blieb an einer Straßenkreruzung stehen. Hier war die einzige Stelle, von der aus man alle drei Stadtkirchen einsehen konnte.

Stadtarchiv

Hier stießen auch die Kelleresser zur Gruppe und gingen gemeinsam zum Stadtarchiv, einem alten Bau, dem sich ein kleiner Barockgarten anschloss. Im Archivgebäude befand sich auch ein Heimatmuseum, welches allerdings nicht im Besichtigungsprogramm stand.

Barockgarten mit Krche

Vielmehr gingen wir in den Barockgarten hinein und erblickten die Rückseite einer der drei Kirchen, St. Marien, welche den Garten zu einer Seite hin abschloss. Wir erfuhren, dass der Garten nach alten Abbildungen erst neu nach alten Abbildungen wiederhergestellt werden musste, da diese Stelle bis zur politischen Wende verbaut war oder zumindest als Schulhof genutzt wurde. Heute fließt hier die Leine hindurch, welche von einigen Brücken überspannt wird.

An der Leine

Dahinter wuchs Buchs, der in Ornamenten gepflanzt worden war. Damit ist ein gemütliches Plätzchen im Stradtzentrum geschaffen worden.

Klausmühle

Von hier ging es weiter durch die Altstadt, unter anderem vorbei am Geburtshaus, der Klausmühle, des Bildhauers Tilman Riemenschneider. Von dort ging es eine Anhöhe hinauf. Hier standen die Ruine einer Kirche, die zu einer Stadtbefestigung gehörte. Hier soll sich auch die Geschichte zugetragen haben, die die Heiligenstädter zu Möhrenkönigen machte.

An der alten Stadtbefestigung

Als die Stadt einmal belagert wurde hatte der Gegner Mühe in die Stadt zu gelangen - er schaffte es nicht. Eines Tages sollte am Abend das Stadttor wieder verriegelt wrrden aber der Riegel war nirgends zu finden. Statt dessen nahm der Torwächter eine große Möhre und verriegelte damit das Tor. Danach verließ er seinen Posten. Pech war, dass in der Nähe eine Ziege stand, die angesichts der Möhre Appetit bekam. Das Ergebnis war für die Stadt fatal, denn der Gegner konnte ungehindert eindringen. Der Spott war auf ihrer Seite und die Heiligenstädter hatten ihren Spitznamen weg.

Die Leine fällt

Von dieser Stelle war es nicht weit bis zu einer anderen Sehenswürdigkeit: Von einem Aussichtspunkt aus hatte man freie Sicht auf einen Wasserfall.

Aussicht auf den Wasserfall

Unter uns stürzte sich die Leine über einen Abhang. Etwas weiter hinten lag der schön angelegte Kurpark, den wir aus Zeitmangel nicht mehr besichtigen konnten.

 

 


 

Kirchenraum

Stattdessen machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Marktplatz, wo wir noch eine Kirche besichtigten.

Unterwegs kamen wir an dem Haus vorbei, wo von 1857 bis 1864 der Dichter Theodor Storm gelebt hatte. Kaum einer konnte der Eisdiele widerstehen, an welcher wir vorbei kamen.

Kurz darauf erreichten wir die Ägidienkirche mit ihrem prächtigen Altar.Selbdritt-Altar

Herausragend war der in einem Seitenschiff stehende Altar der Heiligen Anna selbtdritt mit der Gottesmutter Maria auf einem und dem Jesuskind auf dem anderen Arm. (selbdritt ist ein veraltetes Wort für zu dritt)

Hier fand die sehr interessante Stadtführung ihr Ende und die Stadtführerin trug uns zum Abschied noch ein Lied vor. In der Kirche war dies ein ganz besonderes Klangerlebnis. Mit Beifall und vielen Dankesworten verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zum Bus. Wieder war die Zeit schon sehr weit fortgeschritten und wir wurden an unserem dritten Etappenziel bereits erwartet.

Der Bus stand abfahrbereit am vereinbarten Ort und kaum eingestiegen, ging es schon los, in Richtung Burg Hanstein.

Am Fuße des Burgberges

Die Fahrt dauerte nicht lange, etwa 30 Minuten, uind die Burg war schon zu sehen, wie sie hoch oben auf einem Berg über der Landschaft thronte. Der Bus fuhr bis zu einem Gasthof unterhalb des Burgberges, von welchem aus der Aufstieg (laut einem Wegweiser) beginnen sollte. Einigen Hochstedtern war die Aussicht auf einen Anstieg, nach der Herumlauferei in der Stadt und am Opfermoor etwas zu viel, umso einladender fanden sie das Gasthaus.

Letzter Anstieg

Also teilte sich hier die Reisegesellschaft. Die eine Gruppe nahm im Biergarten platz und die andere kraxelte den Berg hinauf. Nach wenigen Minuten merkte die Grupe der aufsteigenden, dass der Bus noch ein Stück hätte fahren können und ihnen so ein ganzes Stück Weg und Schweiß erspart geblieben wäre.

Kirchtürme neben der Straße zur Burg

Aber die Aussicht von hier oben entschädigte für die Strapazen. Man schritt praktisch auf gleicher Höhe wie die Krchtürme der unterhalb stehenden Kirche.

Burg Hanstein

Der Zugang zur Burg wurde nun noch etwas steiler und man hatte von hier schon einen beeindruckenden Blick auf die dicken Mauern der Burganlage. Auf halbem Weg, dort wo ein Kassenhäuschen stand, wartete auch schon unser Burgführer, ein Ritter in Kettenhemd.

Vorgtrag des Ritters

Sogleich begann er mit seinem Vortrag über die Geschichte der Burg, dass diese seit dem 9. Jahrhundert in Urkunden erwähnt wird und dass sie seit dieser Zeit eine wechselvolle Geschichte hinter sich gebracht hat. Als Resultat dieser Jahrhunderte stand die Burg Hanstein zwar als Ruine vor uns, die jedoch in einem sehr gepflegten Zustand war.

 


 

Hinter der Burg

Wir folgte dem Ritter durch das Burgtor, der uns nun in den ehemaligen inneren Bereich des Gemäuers führte. Erst von hier konnten wir die Ausmaße der Anlage überblicken. Der hintere Teil der Burg war noch überdacht und wurde unter anderem für Tagungen und Treffen der von Hansteins genutzt.

Burghof

Unser Weg führte weiter um die Burg herum und über eine Brücke, die einmal eine Zugbrücke war gelangten wir in das Innere der BUrg. Dort fanden wir gleich mehrere miteinander verbundene Höfe vor. Von dem hinteren von ihnen gingen mehrere Türen ab, von denen eine in den Rittersaal der Burg, mit Tischen Bänken und einer kleinen Ausstellung zur Burggeschichte führte.

Im Rittersaal

Unwillkürlich trafen unsere Blicke immer wieder auf den großen Kamin, der einen nicht unbeträchtlichen Teil einer der Wände einnahm. Hier verabschiedete sich der Ritter von uns und munterte uns auf, die Burg auf eigene Faust zu erkunden.

Blick auf Hochstedter

Über steile und nicht enden wollende Wendeltreppen stiegen wir hinauf auf den Turm. Von hier oben hatte man einen herrlichen Rundumblick über die gesamte Gegend und auf einige Hochstedter, die unten geblieben waren.

Blick auf die ehemalige innerdeutsche Grenze

Diese Tatsache der besten Aussicht hatte auch die NVA der DDR ausgenutzt, denn Hanstein befand sich direkt an der innerdeutschen Grenze. Hier oben auf dem Turm wachten Soldaten über den Grenzabschnitt, der unterhalb der Burg verlief. Noch heute kann man dessen Verlauf unschwer erkennen.

Gasthaus am Fuße der Burg

Nach dem Genuss dieser Aussich mit Blick auf die etwas unterhalb, in Hessen liegende Burg Ludwigstein machten wir uns an den Abstieg. Wir ließen die Burg hinter uns zurück und hatten bald - da es ja bergab ging - das Gasthaus am Fuße des Berges erreicht, wo die andere Gruppe schon in saus und braus zusammensaß.

Rückfahrt

Nach einer Erholungspause bei diesem und jenem Getränk bestiegen wir unseren Bus und fuhren zurück nach Hochstedt, wo wir gegen 20.00 UIhr ankamen. Hinter uns lag ein interessanter und kurzweiliger Tag in das eigentlich gar nicht so weit entfernt liegende Eichsfeld.

Ankunft in Hochstedt

 

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