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Der 30. Mai 2010 war der erste Reisetag unserer Vereins-Frühjahrsfahrt in das nördlichen Polen. Dieser Tag galt allein der Anreise. Wir wollten um 4.00 Uhr am Morgen in Hochstedt abfahren und kurz zuvor  - wie überaus pünktlich - fing es an zu nieseln.
Auch im Vorfeld der Reise spielte der Regen eine Rolle. Da es seit einigen Tagen in Tschechien und im Süden Polens unentwegt geregnet hatte, waren die Oder, die Warthe und die Weichsel - neben anderen Flüssen - über ihre Ufer getreten. Sie überschwemmten im südlichen Polen ganze Landstriche. Die Pegelstände der drei Flüsse war von Wichtigkeit, da wir alle überqueren mussten, um zu unserem Ziel zu kommen. Der Bus verspätete sich, während es von oben herabtropfte und wir befürchteten schon das Schlimmste - KEIN BUS!
Der kam jedoch aus der anderen als von uns gedachten Richtung, nämlich von Mönchenholzhausen und nicht über Vieselbach, und musste deshalb zunächst an uns vorbei nach Vieselbach fahren, um dort die Mitreisenden einzusammeln, die an zwei Zustiegen mit ihrem Gepäck warteten. Während in Hochstedt Geduld gezeigt wurde, stiegen die ersten sieben Reisenden in Vieselbach zu. Wenige Minuten später war auch der größte Teil der Reisegruppe von Hochstedt dabei in den Bus zu steigen, während das Gepäck im Bauch des Busses verstaut wurde. Mit etwa vierzigminütiger Verspätung ging es dann los in Richtung Autonbahn 4.
   
 An der Hochstedter Bushaltestelle
   
 Der Bus ist da  Auf der A9 in Richtung Berlin
 
Dreißig Reisende waren an Bord - drei weitere sollten bei Berlin zusteigen. Die meisten wirkten etwas verschlafen, weil  die Fahrt doch ziemlich früh begann. Draußen regnete es unterdessen stärker und allgemein hoffte man, dass die Fahrt bei besserem Wetter an den kommenden Tagen fortgesetzt werden konnte. Die Vorhersage hatte jedoch andere Prognosen für uns parat gehabt, die von viel Nässe von oben sprachen.
Die Hoffnung blieb jedoch, dass diese Vorhersagen nicht eintrafen. Zu oft lag auch der Deutsche Wetterdienst mal daneben, zumal es sich ja hier um Polnisches Wetter handelte. Zunächst verstärkte sich jedoch der Regen und bei Jena schüttete es schon mächtig. Es ging über das Hermsdorfer und das Schkeuditzer Kreuz bis zum Rasthof Fläming, wo ein erster Zwischenstop eingelegt wurde. Hier wurden dann schnell erste Zigaretten geraucht, die Toiletten aufgesucht oder ein Frühstück gekauft. Es gab sogar Reisende, die ihre Lektüre zu Hause vergessen hatten und sich noch ein Buch kauften. Bei der Abreise aus Polen, acht Tage später, sollte sich dann zeigen, dass keine Zeile gelesen worden war.
Wir erreichten den Berliner Ring und folgten der Autobahn 10 zuerst in Richtung Osten und dann nach Norden. Hier warteten kurz hinter der Autobahnabfahrt Hellersdorf unsere drei Berliner, die die Reisegruppe komplettierten.
   
 Am Rasthof Fläming ca. 7.00 Uhr  Zustieg der Berliner
   
 Oderhochwasser  Ehemalige Grenzfestung Küstrin
 
Nachdem auch ihr Gepäck nach einigem Hin und Her im Bus verschwunden war, konnte es zunächst in Richtung Frankfurt/Oder und dann nordöstlich weiter gehen. Es zeigte sich, dass der Anreisetag perfekt gewählt worden war, da am Sonntag weder LKW's noch Übermengen PKW's unterwegs waren. Es wurde jedoch spannend, als der Bus sich der Stadt Küstrin näherte, denn dort würden wir zuerst die Oder und dann die Warthe überqueren müssen. Die Oder führte tatsächlich starkes Hochwasser, man konnte jedoch ungehindert die Brücke nach Küstrin überqueren. Auf einer Halbinsel zwischen der Warthe, die ebenfalls Hochwasser führte und der Oder waren die Überreste der bis 1557 von den Preußen erbauten Grenzfestung Küstrin zu sehen.
Wir hatten wenige Minuten vor 10.00 Uhr die Polnische Grenze überquert und steuerten nun zunächst die erste Tankstelle hinter dem Grenzübergang an, um Geld zu tauschen.

Auch eine Tasse Kaffee, vielmehr ein Becher, war willkommen, den die Busfahrer zubereitet hatten. Die Wechselstube befand sich in einem flachen Gebäude am Platz, direkt gegenüber der Tankstelle. Während Euro gegen Zloty getauscht wurden, kümmerten sich die Busfahrer um den Kraftstoff für das Gefährt.
Schon bald ging die Fahrt weiter auf einer Straße, die geradewegs durch das Überschwemmungsgebiet der Warthe führte. Links vom Bus hieß es "Land unter", während die Deiche rechts dicht waren. Das Wasser der Warthe hatte etwa einen halben  Meter unterhalb der Asphaltdecke seinen Höchststand erreicht und wir waren gut beraten, dieses Gebiet schnell hinter uns zu lassen. Anscheinend hatten die Behörden Grünes Licht zum kontrollierten Öffnen der Deiche gegeben, um Schlimmeres flussabwärts zu verhindern.
   
 Pause zum Geldtausch
   Weiter geht die Fahrt
   
 Von der Warthe überschwemmtes Gebiet
Die nächste größere Stadt war Gorzow Wilkopolski, die wir erreichen mussten. Unterwegs waren wir erstaunt über die Vielfalt der Parks und Grünanlagen in den Städten und sogar in kleinen Gemeinden. Alles zeigte sich gepflegt und nicht eine der Blumenrabatten und Rasenanlagen glich der anderen. Von Grorzow Wilkopolski an folgten wir schnurstracks immer in nordöstliche Richtung der Fernstraße 22. Diese zeigte sich als eine etwas breitere Landstraße, vergleichbar mit einer Bundesstraße in Deutschland.
Die Landschaft bot indessen reizvolle Aussichten. Je weiter nördlich wir kamen, desto deutlicher wurde, dass wir die Rapsblütezeit eingeholt hatten. Die Felder blühten mit jedem zurückgelegten Kilometer intensiver in ihrem leuchtenden Gelb, weil hier der Winter das Land länger in seinem Griff gehalten hatte. Die Weite der Landschaft wurde nicht unterbrochen von den bei uns üblichen Windrädern oder Überlandleitungen der Stromgiganten und zeigte sich so viel natürlicher. Das Wetter präsentierte sich unterdessen auch von seiner besten Seite. Während wir die Regenwolken hinter uns gelassen hatten, schien hier in Polen die Sonne.
   
 Während Fahrt ...
 ... und in der Pause
   
 Vorbei an blühenden Rapsfeldern
 Die Pausenhinterlassenschaft
In regelmäßigen Abständen wurden Pausen eingelegt, entweder um sich die Beine zu vertreten oder um eine Toilette aufzusuchen. Nach den Pausen bot dieser oder jener Mülleimer des jeweiligen Rastplatzes  ein Bild der Leere - zumindest die Leere der dort zurückgelassenen Flaschen.
 

Wir ließen Städte Walcz, Czluchow, Chojnice und Starogard Gdansk. hinter uns.  Dabei näherten wir uns unweigerlich dem nächsten Fluss, der Hochwasser aus dem Süden mit sich führte - der Weichsel . Diese galt es noch zu überwinden. Zahlreiche Fahrzeuge, die uns entgegen kamen ließen hoffen, dass der Fluss zu überqueren war. Schließlich erreichten wir gegen 16.30 Uhr die lange Brücke, die auf das andere Ufer führte. Der Fluss hatte sich zu seiner maximalen Breite ausgedehnt und dabei die Deichanlagen beider Ufer erreicht. Baumkronen ragten aus dem Wasser und ließen nur noch vermuten, dass es dort Wege gab.
   
 Die über die Ufer getretene Weichsel
 Die Nogat mit der Marienburg
   Verkehrshindernis der anderen Art
Nur wenige Kilometer trennten uns von einem Nebenarm der Weichsel, der Nogat. Damit hatten wir Malbork (Marienburg) erreicht mit der gleichnamigen Burg am Flussufer. Von der Straße aus bot das größte Backsteingebäude der Welt einen überwältigenden Anblick, wie es so von der nachmittäglichen Sonne ins rechte Licht gesetzt wurde. Wir freuten uns auf den Besuch der alten Mauern des Deutschen Ordens innerhalb dieser Woche.
Verkehrshindernisse der etwas eigentümlichen Art stellten sich unserem Bus etwas später in den Weg. Auf einem PKW-Anhänger wurde eine Kuh transportiert, die vermutlich etwas zu schwer war. Jedenfalls war der Boden durchgebrochen und die  Kuh musste wohl eher laufen als fahren.
 
   
 Ankunft am Herrenhaus
  
 Das Herrenhaus
Von Marienburg aus folgten wir der Fernstraße 22 weiter bis Elblag, dem ehemaligen Elbing. Von hier ging es in südliche Richtung auf der Fernstraße 7 geradewegs auf Warschau zu. Wir legten auf der Straße jedoch nur noch wenige Kilometer zurück. Gegen 18.00 Uhr hatten wir endlich unser Ziel, das Herrenhaus bei Maldity erreicht. Umringt von mächtigen Bäumen stand es unweit der Straße und bot beim ersten, beim zweiten und auch beim dritten Blick einen sauberen, gepflegten Anblick.
Ein allgemeines Aufstöhnen ging durch den Bus, als klar war, dass das Ziel erreicht und die Fahrt zu Ende war. Man reckte und streckte sich, während im Herrenhaus die Schlüsselübergabe vorbereitet wurde. Für einige Businsassen war es nun an der Zeit ,sich auf der Freitreppe des Hauses und der Terrasse niederzulassen, um den Nikotingehalt des Körpers wieder auf Normalstand zu bringen. Die Zimmerschlüssel waren rasch verteilt und die Koffer nach oben getragen. Es blieb wenig Zeit zum Auspacken, denn bereits um 19.00 Uhr stand das Abendessen auf dem Tisch. Zuvor gab es aber noch Gelegenheit, sich etwas im Haus umzusehen. 
 
Das Abendessen wurde an einer Tafel in U-Form im großen Salon serviert.  Als Vorspeise gab es eine Suppe, als Hauptgang ein Fleischgericht und zum Nachtisch eine Cremespeise. Im Anschluss an das Essen verteilten sich die Mitglieder der Reisegruppe über das gesamte Hotel. Einige der Neuankömmlinge standen am Empfang, andere hatten es sich im Kaminzimmer oder im Wintergarten gemütlich gemacht.
   
 Abendessen im großen Salon
 Ein Bier im Foyer
   
 Ein Bier im Kaminzimmer
 Ein Bier im vorderen Garten
 
Auch ein Bierchen im Garten war nach den Strapazen der Fahrt noch möglich. Allzu lange hielten es die meisten jedoch nicht aus und suchten beizeiten ihr Zimmer und Bett auf, um sich auf's Ohr zu legen. Immerhin sollte es gleich am anderen Morgen mit dem Bus nach Frombork (Frauenburg) gehen.
Tag 2 - Frombork >>>
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