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Am 13. Oktober 2012 machten wir uns auf den Weg in die Gegend nördlich des Harzes, um zunächst die Stiftskirche von Quedlinburg mit dem Domschatz, die Stadt selbst und später in Halberstadt den dortigen Dom um dessen Schätze zu besichtigen. Wir starteten gegen 6.30 Uhr von Hochstedt, von wo uns der Bus von Becker-Reisen pünktlich abholte. Insgesamt waren wir 33 Mitreisende, die darauf hoffen konnten, einen sonnigen Tag vor sich zu haben.

Abfahrt von der Bushaltestelle in Hochstedt

Am Vortag hatte es geregnet und nun versprach der Himmel aber einen klaren Start in den Tag. Wir fuhren auf der Bundesstraße 4 in Richtung Nordhausen und hatten schon nach kurzer Zeit den herrlichsten Sonnenaufgang vor uns. Kurz bevor wir den Harz erreicht hatten, machten wir eine kurze Rast, legten also eine Kaffeepause ein und fuhren anschließend weiter auf gewundenen Straßen über das Mittelgebirge im Süden Sachsen-Anhalts. Es ging dabei durch Wälder, deren Laubbäume sich bereits herbstlich färbten.

Bei Sonnenaufgang gab es Kaffee
Erster Hinweis auf das Ziel Die Quedlinburger Stiftskirche

Unter blauem Himmel und in der Morgensonne erreichten wir um 9.30 Uhr Quedlinburg. Schon von weitem konnten wir die Türme der Stiftskirche ausmachen, die unser erstes Ziel des Tages sein sollte. Unterhalb des Schlossberges stiegen wir aus und machten uns das kurze Stück hinauf zur Stiftskirche zu Fuß auf den Weg.

Auf dem Weg zur Stiftskirche

Wir hatten für 10.00 Uhr den Beginn einer Führung dort vereinbart und nachdem die Eintrittskarten verteilt waren, begannen wir mit der Besichtigung der Romanischen Basilika. Dabei handelte es sich um die Kirche des Quedlinburger Damenstifts, die heute zusammen mit der Altstadt, zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Wir begannen die Führung mit der Besichtigung der Krypta, weil weitere Besuchergruppen im Inneren der Kirche unterwegs waren. Auf dem Weg dorthin erfuhren wir von der Führerin, dass mit dem Bau der Kirche im Jahr 997 begonnen und vierundzwanzig Jahre später beendet wurde. Kaiser Heinrich II. war bei der Weihe am 24. September 1021 anwesend. Sie ist den Heiligen Dionysios und Servatius geweiht, weshalb sie auch mit St. Servati bezeichnet wird.

In der Kirche Taufbecken vor der Krypta
Unsere Führerin durch die Kirche In der Krypta

In der Krypta fielen die Gewölbedecken über unseren Köpfen besonders ins Auge. Wir sahen uns jedoch zunächst die beiden Sarkophage im vorderen Teil des Raumes an, die durch ein Gittergeflecht im Boden zu erkennen waren. Die Führerin erklärte, dass früher an dieser Stelle Sandsteinplatten lagen und man die Steinsärge nur von der Vertiefung im vorderen Teil der Krypta aus sehen konnte, die man über Treppen erreichte. In den beiden Sarkophagen befinden sich bis zum heutigen Tag die Gebeine König Heinrich I. und dessen Gemahlin Mathilde. Nicht zu sehen waren die Särge Särge von Aurora von Königsmarck, die die Geliebte des Sachsenkönigs August des Starken war und später Pröpstin des Stiftes in Quedlinburg wurde sowie der Äbtissinnen Anna II. zu Stolberg, Anna III. zu Stolberg-Wernigerode und der Marie Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf, einer Enkelin des Königs Friedrich III. von Dänemark.

Grabsteine von Äbtissinen Deckenmalerei - Otto I.

An einer Wand der Krypta waren einige Grabsteine von Äbtissinen aufgestellt, deren Gestalten darauf bildhaft festgehalten waren.

 


 

Die Reiseführerin wies uns auf die blasse Deckenmalerei hin, die von 2002 bis 2009 umfangreich konserviert und erhalten worden war. Unzählige Besucherströme in den Jahrhunderten hatten den Pigmenten übel zugesetzt und Schimmel drohte die Bemalung, die um das Jahr 1200 entstanden sein musste zu zerstören. Die mittelalterlichen Secco-Malereien stellen biblische Szenen dar aber auch eine Abbildung - die einzige - von Kaiser Otto I.

Kirchenschiff mit sich abwechselnden Säulen und Stützen Am Altar

Quedlinburger Schatz in der Schatzkammer

Im Anschluss besichtigten wir das gewaltige Kirchenschiff mit dem hoch gelegenen Chor, worunter sich ebenerdig die Krypta befindet. Das Kircheninnere ist dreischiffig unterteilt, wobei sich jeweils zwei Säulen mit einem Stützpfeiler abwechseln. Diese Bauweise soll ein Beispiel für den sogenannten niedersächsischen Stützenwechsel darstellen. Am hohen Chor, den wir über Treppen erreichten führt im Querschiff, in dem wir uns befanden in die seitlich eingebauten Schatzkammern, wobei die nördliche Kammer mit dem Kreuzgewölbe, der sogenannte Zitter, die originale Schatzkammer aus dem Jahr 1179. In beiden Räumen befinden sich kostbare Kunstwerke und Reliquien, die von Stiftern seit dem Mittelalter der Kirche übereignet worden waren. Ein Teil des Schatzes ist erst zu Beginn der 1990er Jahre nach Quedlinburg zurückgekommen. Zehn kostbare Teile des Schatzes galten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen, da die Stücke den Einlagerungskisten entnommen worden waren. Erst als der Nachkomme des ehemaligen Angehörigen der US-Armee, Leutnant Joe Tom Meador, versuchte, die Kunstwerke zu verkaufen wurde der Kunstdiebstahl aufgedeckt. In seiner Heimat, Texas, galt das  Verbrechen als verjährt und man musste sich mit der Familie Maedor vergleichen, um zehn der gestohlenen Kunstschätze nach Quedlinburg zurückbringen zu können. Zwei Teile des Schatzes - ein Kreuz und ein Bergkristall-Gefäß gingen in Amerika verloren und stehen noch zur Fahndung aus.

 

Nachdem wir die Kunstschätze besichtigt hatten war unsere einstündige Führung damit beendet. Wir besichtigten in einem weiteren Raum einen dort ausgestellten mittelalterlichen Knüpfteppich. Dieser galt als das herausragendste liturgische Ausstattungsstück der Stiftskirche. Mit seiner Größe von fast 40 Quadratmetern war der um 1200 entstandene Teppich auch eines ihrer größten. Er war ein Geschenk der Äbtissin Agnes von Meißen. Das Prunkstück, das ehemals den Hohen Chor schmückte, hatte man in späteren Jahrhunderten in fünf Teile zerschnitten, die man bis 1832 als Fußmatten nutzte. Erst dann wurde ihr Wert erkannt. Nach der Restaurierung und Reinigung im Jahr 1992 konnte der Teppich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und gilt seither als das bedeutendste textile Kunstwerk aus romanischer Zeit und als ältester Knüpfteppich des Abendlandes.

Begrüßung vom Stadtpfeifer Fallera - ein Lied

Vor der Kirche wurden wir bereits von unserem Stadtführer, dem Stadtpfeifer von Quedlinburg, erwartet. Dieser stimmte auch gleich ein Lied an und führte uns zu einem Aussichtspunkt hoch über der Stadt dabei sangen wir alle sein Fallerallala mit ein. Auf de Aussichtsterrasse erzählte er von Quedlinburg und seinen scheinbar vielen Kirchtürmen, die man von hier sehen konnte. Dabei handelte es sich jedoch bei vielen, um Türme der ehemaligen Stadtbefestigungsanlagen.

Aussichtspunkt mit Blick über die Stadt

Von der Stiftskirche ging es hinunter in die Altstadt

Anschließend  machten wir uns langsam auf den Weg hinunter in die Stadt. Wir verließen durch ein großes Tor den Schlossberg mit der Stiftskirche und fanden uns gleich auf einem Platz, der direkt unterhalb des Berges gelegen ist. Hier wies uns der Stadtpfeifer auf die Feininger-Galerie hin, die Werke des berühmten New Yorker Bauhaus-Künstlers schon seit DDR-Zeiten zeigt.

Am Finkenherd

Wir gingen weiter und standen plötzlich vor einem eher unscheinbaren Fachwerk-Haus an dem ein Schild angebracht war, Auf einem Schild an der Fassade war das Wort "Finkenherd" zu lesen. An dieser Stelle soll  im 16. Jahrhundert und noch viel früher ein Gasthaus mit Namen "Finkenkrug" gestanden haben. Das Haus, vor dem wir standen soll seinen Namen jedoch noch viel früher erhalten haben. Der Stadtpfeifer erzählte von der Geschichte, dass hier an dieser Stelle im Jahr 919 dem Sächsischen Herzog Heinrich von Fränkischen Edelleuten die Königswürde angetragen wurde. Das Ganze soll beim Vogelstellen passiert sein, wo die Bezeichnung Finkenherd auch herrührte. Allerdings war diese Geschichte nirgendwo schriftlich erwähnt. Der Stadtpfeifer zuckte mit den Schultern und meinte: "Warum soll's denn nicht stimmen? Es steht ja hier!" Damit wies er auf die Tafel und führte uns lachend vom Platz fort.

 


 

Vom Brauhaus zum Markt

Einige Straßen weiter hielten wir vor dem Brauhaus Lüdde, wo seit 1807 gebraut wird.. Hier wird das in der Region gebraute Bier mit Namen Puparschknall gebraut. Dabei handelt es sich, so der Stadtpfeifer, um ein obergäriges Braunbier. Die Besonderheit war, dass den Kunden des Brauhauses erst der Umgang mit diesem Bier erklärt werden musste, da das Gebräu noch unreif, also unausgegoren war. Man musste dem noch unreifen Braunbier die gleiche Menge Wasser hinzugeben und dann in Bügelflaschen füllen. Diese wurden dann einige Tage zum Reifen stehen gelassen. Mancher konnte die Reifung nicht abwarten oder hatte bei der Erklärung des Umgangs mit dem Bier nicht genau hingehört und trank schon vorher davon. Dann geschah das, was passiert, sobald man unreifes Bier trinkt: Durchfall und Blähungen waren die Folge. Daher kam also der Name Puparschknall.

Am Rathaus

An der Marktkirche

Nach einiger Zeit kamen wir an den Marktplatz, der leider von schwerem Baugerät beherrscht wurde - sogar an diesem Sonnabend. Entsprechend lauter musste der Stadtpfeifer vom Rathaus mit seiner schönen Fassade erzählen. Er deutete über das Portal des Rathauses und zeigte den Reichsadler mit dem Quedlinburger Stadtwappen auf der Brust. Darüber stand die Göttin der Wohlhabenheit, Aburantia, die symbolisch ihr Füllhorn über jeden ausschüttet, der darunter steht. Der Stadtpfeifer meinte nur, dass er schon so oft hier drunter stand und noch nie etwas herunter gekommen wäre. Wie verließen den Markt mit dem Baumaschinen und gingen an der Marktkirche vorüber, wo die Straßenhändler, die sich dort aufgestellt hatten gerade ihre Stände mit Gemüse und Blumen einräumten. Hier, vor der Kirche erfuhren wir, dass sie eigentlich einmal direkt am Marktplatz stand, aber durch die Bebauung des Platzes schließlich von ihm getrennt wurde. Gegenüber befand sich ein kleines barockes Gebäude, bei dem es sich um das Goetzesche Mausoleum handelte, einem Überbleibsel vom einstigen Friedhof, der sich an der Kirche befand.

Ehemaliges Rathaus mit Kanonenkugel-Einschlag

Fachwerkskunde

Unser nächster Halt war an der Adler und Rats Apotheke, in deren Fassade noch eine Kanonenkugel zu sehen war, die von einem Beschuss im Jahre 1477 herrührte, wie die nebenstehende Jahreszahl Auskunft gab. Bei dem Gebäude handelte es sich um das ehemalige Rathaus der Stadt. Auch diese Erklärungen musste der Stadtpfeifer etwas lauter vortragen. Hier wurde zwar nicht gebaut, hinter uns spielte jedoch eine Musikgruppe auf der Straße und machte damit auf ein Modegeschäft aufmerksam. Wir gingen um die Marktkircjhe herum und erreichten eine Straßenzeile mit Fachwerkhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten. Wir erfuhren, wie man die verschiedenen Fachwerke in welches Jahrhundert einordnen konnte, dass zum Beispiel das mit den kleinen Walzengebilden an den Enden der Balken Häuser aus dem 16. Jh. wären. Über sechs Jahrhunderte Fachwerkbau könne man in der Stadt bewundern. Eines muss scheinbar auch einmal das Haus für den Stadtpfeifer gewesen sein, wie wir am eingeschnitzten Musikinstrument in einem der Balken sehen konnten.

Nach einem Liedchen vor dem Stadtpfeifer-Haus wollte uns der Stadtpfeifer nun zur Hölle bringen. Wir waren gespannt, was das für ein Ort sein sollte und folgten seinem mit Schellen besetzten und dadurch klingenden Schuhen über das Kopfsteinpflaster der Stadt.

An der Hölle

Als Hölle wurde ein altes Haus bezeichnet, so erzählte uns der Stadtpfeifer, das schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts hier errichtet worden war. Aus dieser Zeit ist auch die ungewöhnliche Bezeichnung überliefert. Der Stadtpfeifer gab nach unserer Ankunft am alten Haus wieder eines seiner Lieder zum Besten und wies dann auf den blechernen Vogel über sich. Dar Rabe wird ja oft in Verbindung mit der Hölle und allem Schwarzen gebracht.  Kein Wunder also, dass er das Haus selbst in Form einer Skulptur ziert, und sich wie beschwipst, an die Häuserecke lehnt.
Was es mit dem Weinglas, dass er in seinen Krallen hält auf sich hat, wollte uns der Stadtpfeifer erzählen. Er warnte aber gleich, dass die Geschichte eine wahre Liebesschnulze sei.
So hätte vor langer Zeit ein Gewandschneider in Quedlinburg gelebt, der die Jungfrau Swanhilde so sehr liebte, dass er sie heiraten wollte und deshalb einen goldenen Ring für sie erwarb, um ihn ihr vor dem Traualtar an den Finger zu stecken. Vor der Vermählung verlor er ihn jedoch. Der Schneider konnte sich keinen zweiten Ring leisten und so kam es, dass die Hochzeit abgesagt wurde. Jahre später fand man den Ring jedoch im Nest eines Raben auf dem Dach des Hauses und der Schneider konnte endlich seine Swanhilde heiraten. Zum Dank für das Auffinden des Rings erhielt der Rabe fortan an jedem Hochzeitstag einen Becher mit Wein. Selbstredend wurde jetzt geklatscht und "Oh" und "Ah" gerufen. Da die nächste Besuchergruppe schon wartete, um ebenfalls mehr über die Hölle von Quedlinburg zu erfahren machten wir uns auf den Weg zurück zum Markt.

Weg zum Markt Verabschiedung vom Stadtpfeifer

Inneres der Marktkirche Wegweiser

Dort verabschiede sich der Stadtpfeifer nach unserem Dank und viel Applaus von uns. Jetzt war die individuelle Pause angesagt. Jeder konnte bis 14.30 Uhr machen, wonach ihm der Sinn stand. Einige wollten sich weiter die Stadt ansehen, andere etwas einkaufen oder einfach essen. Jetzt war auch die Gelegenheit sich die Marktkirche von innen anzusehen mit ihrem Hochaltar aus dem Jahr 1700.

Stiftskirche Der Lindenbeinturm gehörte zur Befestigungsanlage der Stadt und war Teil der Stadtmauer.

Auf dem Weg nach Halberstadt zum Dom

Nach zwei Stunden auf eigene Faust durch Quedlinburg trafen alle am Bus ein und die Fahrt nach Halberstadt konnte pünktlich beginnen. Bis dorthin waren es ja nicht mal zwanzig Kilometer, die wir rasch zurückgelegt hatten.

 


 

Ankunft in Halberstadt Dom

Schon von der Ferne konnten wir die Spitzen der Kirchtürme des Doms von Halberstadt sehen. Wir stiegen in der Nähe der Kathedrale aus und legten das letzte Stück des Weges zu Fuß zurück. Wir hatten für 15.30 Uhr eine Führung gebucht und zunächst mussten die Karten abgeholt werden. Unsere Domführerin verteilte vor dem Eingang schon einmal Funkkopfhörer, damit wir auch alles verstanden, was sie in ihr Mikrofon sprach.

Die Domführung beginnt Zum Domschatz

Mit ihrer angenehmen Stimme begann sie dann auch, uns vom Dom zu erzählen, der in seiner heutigen gotischen Bauweise im 13. Jahrhundert aus einem romanischen Vorgängerbau entstand. Wir folgten der Domführerin in die Schatzkammer des Doms, die anders als in Quedlinburg sich über mehrere Gänge und Räume, sogar Säle erstreckt. In Quedlinburg hatte man darauf hingewiesen, die Einzelstücke des Schatzes durch die Stifter direkt erhalten zu haben, wohingegen in Halberstadt "zusammengeklaute" Schätze zu sehen wären. Na ja, so ganz Unrecht haben die Quedlinburger da nicht, denn der Schatz enthält Teile, die auf Kreuzzügen und auf andere Weise in die Hand der Kirchenoberen von Halberstadt gelangten. Hier gab es Reliquienschreine zu sehen, in jeder Form. Eine vergoldete Hand mit Arm trug den deutlich sichtbaren mumifizierten Finger des heiligen Nikolaus in sich oder in einer Reliquientafel war auch hier ein Splitter vom echten Kreuz des Jesus eingearbeitet. Die Heiligenverehrung nahm seit dem Mittelalter zum Teil recht bizarre Formen an, dass sich sogar ein Handel mit Teilen der Leichen von Heiligen entwickelt. Es wurde gekauft und verkauft, ganz wie es der Geldbeutel der jeweiligen Kirche erlaubte. Dabei waren solche Reliquien wahre Pilgermagneten, die Heerscharen Gläubiger in die Gotteshäuser brachte, und damit auch neues Geld. Der Domschatz von Halberstadt umfasst heute mehr als 650 Einzelstücke vom Bergkristall-Fläschchen bis hin zum großen Teppich. Für die gewaltigen Bilderteppiche, die ganz besonders ins Auge fielen, waren extra ganze Säle nur dafür eingerichtet worden, um sie ausstellen zu können. Diese Teppiche waren nicht wie der in Quedlinburg geknüpft, sondern vielmehr gewebt. Dazu gehörten der sogenannte romanische Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150 mit der Geschichte des Abraham und der nur wenige Jahre jüngere Christus-Apostel-Teppich. Interessant war, dass in allen Teppichen und auch in den anderen Textilien, wie Bischofs-Umhänge, auch blaue Farbe vorkommt und wir fragten uns, ob diese Textil-Teile mit Waid gefärbt worden waren. Auszuschließen ist dies nicht, aber man konnte uns dazu keine Auskunft geben.

Nach der Besichtigung der Domschätze gelangten wir über Treppen und lange Galerien hinunter zum Kreuzgang, wo wir etwas verschnaufen konnten.

Im Kreuzgang

Dort erfuhren wir von der Kirchenführerin, dass der Kreuzgang zweigeschossig um die vier Seiten des Hofes herum führt und aus dem 13. Jahrhundert stammt. Im Obergeschoss des Kreuzgangs waren einige Teile des Domschatzes untergebracht. Im Anschluss betraten wir die mächtige dreischiffige Kathedrale. Der Kirchenumriss weist, wie oft bei Kirchen, eine Kreuzform auf. Hinter dem Querschiff erhebt sich eindrucksvoll und vor allem sehr gotisch - wegen der Spitzbogen - der Lettner der den Chor vom Gemeinderaum trennt.  Über uns hingen mächtige mittelalterliche Leuchter, wie überhaupt viele Ausstattungsteile aus dem Mittelalter stammten.

Im Hauptschiff des Doms

Lettner mit Triumphkreuzgruppe Grablege Bischof Bernhards

Der Lettner wurde am Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. Den oberen Abschluss bildet eine Triumphkreuzgruppe, die älter als die ganze Kirche ist. Sie stammt nämlich aus dem romanischen Vorgängerbau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Diese fünf Figuren umfassende Gruppe gehört zu den wichtigsten plastischen Kunstwerken aus dieser Zeit auf deutschem Boden. Die fünf Figuren stehen auf dem Apostelbalken, der so bezeichnet wird, weil darauf die zwölf Apostel als Träger des christlichen Glaubens dargestellt sind.

Hinter dem Lettner befand sich der Chorraum mit herrlichen hohen Buntglasfenstern. Dort konnten wir die geöffnete Grablege des Bischof Bernhard sehen. Normalerweise ist der steinerne Sarkophag von einer Eichenplatte bedeckt. Wegen seiner Verbindung zu Otto dem Größen hat man diese aber für die Dauer der Landesausstellung zum 1.100 Geburtstag Ottos des Großen abgenommen.

Hoher Chor mit Buntglasfenstern

Im Chor

 


Um den Chor herum führt der Chorumgang, welcher nichts anderes als die Verlängerung der Seitenschiffe ist. In diesem Chorumgang waren einige Skulpturen zu sehen von denen einige aus der Werkstatt des sogenannten Erfurter Severi-Meisters stammen, darunter die Figur der Maria Magdalena mit einem kostbar bemaltem Gewand aus dem 14. Jahrhundert. (Als Severi-Meister werden die oder wird der Bildhauer bezeichnet, der den Steinsarkophag des Heiligen Severus in der Erfurter Severi-Kirche um 1365 schuf.)

Chorumgang Maria Magdalena Werkstadt des Severi-Meisters

Figurengruppe, die ebenfalls dem Severi-Meister zugesprochen wird Buch-Diebstahlsicherung

Im Chorumgang konnte man auch noch eine mittelalterliche Buch-Diebstahlsicherung sehen. Die Seiten der kostbaren Bücher wurden dabei durch die Gitterstäbe hindurch umgeblättert. Wir verließen den hohen Chor und konnten uns dann für einige Minuten auf die Stühle im Hauptschiff setzen.

Ende der Domführung

Orgel Taufbecken

 

Hier sammelte unsere Dom-Führerin noch einmal auf das romanische Taufbecken hin, welches aus dem Vorgängerbau stammte, bevor sie die Führung beendete und die Kopfhörer einsammelte. Anschließend konnte man sich noch etwas im Dom umsehen, denn dann ging es zum Bus, der gegenüber vom Dom, an der Martini-Kirche stand.

Weg zum Bus Martini-Kirche

 

Abfahrt von Halberstadt

Gegen 17.00 Uhr ging es zurück in Richtung Thüringen. Wir machten noch einmal kurze Rast und kamen gegen 20.30 Uhr in Hochstedt an.

Im Bus Rast unterwegs

Ankunft in Hochstedt

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