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Ankunft in Halberstadt Dom

Schon von der Ferne konnten wir die Spitzen der KirchtĂŒrme des Doms von Halberstadt sehen. Wir stiegen in der NĂ€he der Kathedrale aus und legten das letzte StĂŒck des Weges zu Fuß zurĂŒck. Wir hatten fĂŒr 15.30 Uhr eine FĂŒhrung gebucht und zunĂ€chst mussten die Karten abgeholt werden. Unsere DomfĂŒhrerin verteilte vor dem Eingang schon einmal Funkkopfhörer, damit wir auch alles verstanden, was sie in ihr Mikrofon sprach.

Die DomfĂŒhrung beginnt Zum Domschatz

Mit ihrer angenehmen Stimme begann sie dann auch, uns vom Dom zu erzĂ€hlen, der in seiner heutigen gotischen Bauweise im 13. Jahrhundert aus einem romanischen VorgĂ€ngerbau entstand. Wir folgten der DomfĂŒhrerin in die Schatzkammer des Doms, die anders als in Quedlinburg sich ĂŒber mehrere GĂ€nge und RĂ€ume, sogar SĂ€le erstreckt. In Quedlinburg hatte man darauf hingewiesen, die EinzelstĂŒcke des Schatzes durch die Stifter direkt erhalten zu haben, wohingegen in Halberstadt "zusammengeklaute" SchĂ€tze zu sehen wĂ€ren. Na ja, so ganz Unrecht haben die Quedlinburger da nicht, denn der Schatz enthĂ€lt Teile, die auf KreuzzĂŒgen und auf andere Weise in die Hand der Kirchenoberen von Halberstadt gelangten. Hier gab es Reliquienschreine zu sehen, in jeder Form. Eine vergoldete Hand mit Arm trug den deutlich sichtbaren mumifizierten Finger des heiligen Nikolaus in sich oder in einer Reliquientafel war auch hier ein Splitter vom echten Kreuz des Jesus eingearbeitet. Die Heiligenverehrung nahm seit dem Mittelalter zum Teil recht bizarre Formen an, dass sich sogar ein Handel mit Teilen der Leichen von Heiligen entwickelt. Es wurde gekauft und verkauft, ganz wie es der Geldbeutel der jeweiligen Kirche erlaubte. Dabei waren solche Reliquien wahre Pilgermagneten, die Heerscharen GlĂ€ubiger in die GotteshĂ€user brachte, und damit auch neues Geld. Der Domschatz von Halberstadt umfasst heute mehr als 650 EinzelstĂŒcke vom Bergkristall-FlĂ€schchen bis hin zum großen Teppich. FĂŒr die gewaltigen Bilderteppiche, die ganz besonders ins Auge fielen, waren extra ganze SĂ€le nur dafĂŒr eingerichtet worden, um sie ausstellen zu können. Diese Teppiche waren nicht wie der in Quedlinburg geknĂŒpft, sondern vielmehr gewebt. Dazu gehörten der sogenannte romanische Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150 mit der Geschichte des Abraham und der nur wenige Jahre jĂŒngere Christus-Apostel-Teppich. Interessant war, dass in allen Teppichen und auch in den anderen Textilien, wie Bischofs-UmhĂ€nge, auch blaue Farbe vorkommt und wir fragten uns, ob diese Textil-Teile mit Waid gefĂ€rbt worden waren. Auszuschließen ist dies nicht, aber man konnte uns dazu keine Auskunft geben.

Nach der Besichtigung der DomschĂ€tze gelangten wir ĂŒber Treppen und lange Galerien hinunter zum Kreuzgang, wo wir etwas verschnaufen konnten.

Im Kreuzgang

Dort erfuhren wir von der KirchenfĂŒhrerin, dass der Kreuzgang zweigeschossig um die vier Seiten des Hofes herum fĂŒhrt und aus dem 13. Jahrhundert stammt. Im Obergeschoss des Kreuzgangs waren einige Teile des Domschatzes untergebracht. Im Anschluss betraten wir die mĂ€chtige dreischiffige Kathedrale. Der Kirchenumriss weist, wie oft bei Kirchen, eine Kreuzform auf. Hinter dem Querschiff erhebt sich eindrucksvoll und vor allem sehr gotisch - wegen der Spitzbogen - der Lettner der den Chor vom Gemeinderaum trennt.  Über uns hingen mĂ€chtige mittelalterliche Leuchter, wie ĂŒberhaupt viele Ausstattungsteile aus dem Mittelalter stammten.

Im Hauptschiff des Doms

Lettner mit Triumphkreuzgruppe Grablege Bischof Bernhards

Der Lettner wurde am Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. Den oberen Abschluss bildet eine Triumphkreuzgruppe, die Ă€lter als die ganze Kirche ist. Sie stammt nĂ€mlich aus dem romanischen VorgĂ€ngerbau aus der ersten HĂ€lfte des 13. Jahrhunderts. Diese fĂŒnf Figuren umfassende Gruppe gehört zu den wichtigsten plastischen Kunstwerken aus dieser Zeit auf deutschem Boden. Die fĂŒnf Figuren stehen auf dem Apostelbalken, der so bezeichnet wird, weil darauf die zwölf Apostel als TrĂ€ger des christlichen Glaubens dargestellt sind.

Hinter dem Lettner befand sich der Chorraum mit herrlichen hohen Buntglasfenstern. Dort konnten wir die geöffnete Grablege des Bischof Bernhard sehen. Normalerweise ist der steinerne Sarkophag von einer Eichenplatte bedeckt. Wegen seiner Verbindung zu Otto dem GrĂ¶ĂŸen hat man diese aber fĂŒr die Dauer der Landesausstellung zum 1.100 Geburtstag Ottos des Großen abgenommen.

Hoher Chor mit Buntglasfenstern

Im Chor

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