Beitragsseiten

 

Eine eingeschobene Zwischenstation wegen befürchtetem Regen legten wir am frühen Nachmittag in Dresden ein. Dieser bestand aus dem Besuch des schönsten Milchladens der Welt, wie er sich selbst bezeichnet. Im Laden wird mit Milchprodukten aller Art gehandelt, angefangen mit Käsespezialitäten über Milchgrappa, bis hin zu Milchminze-Bonbons und Porzellanschneidebrettchen. Angefangen hatte alles gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bauern Paul Pfund, der sich mit seiner Frau und mehreren Kühen aus der Nähe von Glauchau kommend in Dresden niederließ. Hier wollte er eine Molkerei aufbauen und Dresden mit Frischmilch versorgen. Damals war die mit Lieferungen mit Milch aus dem Umland Dresdens nur eher unhygienisch zu bewerkstelligen und deshalb sah Pfund für seine Molkerei eine Chance. Eine gläserne Molkerei entstand, wo die Kunden durch Fenster zusehen konnten, wie die Kühe gemolken und dann die Milch verarbeitet wurde.
Das Herzstück des Milchladens ist im Erdgeschoss zu finden. Das Geschäft ist wie ein Bilderbuch und vollständig ausgestattet mit handgemalten Fliesen von Villeroy & Boch. Es wurde 1998 in das Guinness Buch der Rekorde aufgenommen.


Entsprechend umwerfend war der Eindruck, als wir den Laden betraten. Die Fülle an Ornament- und Bildfliesen war sehr beeindruckend. Man wusste nicht, wohin man zuerst sehen sollte. Im Laden war reges Treiben und jede Menge Kunden standen an der Verkaufstheke, um sich Käse oder anderen zu Kaufen. Von dort wehte auch ein würziger Käsegeruch herüber. Wir gingen tiefer in den Laden hinein und gelangten über eine Treppe in den ersten Stock, wo ein Restaurant eingerichtet war. Hier hatten wir Plätze reserviert. Es gab Kaffe und Kuchen, Eis oder deftige Speisen. Wir hatten bis zur Weiterfahrt eine gute Stunde Zeit. Es blieb genug Zeit, um im Anschluss im Laden unten einzukaufen.


Danach fuhren wir weiter. Es ging vom Milchladen über die Elbe zum Gasometer, oder besser gesagt zum Panometer von Dresden. Im gewaltigen Rundbau der ehemaligen Gasanstalt hat der Künstler Yadegar Asisi eines seiner großen Panorama-Kunstwerke installiert. Er erschafft die größten 360°-Panoramen der Welt, mit bis zu 32 Meter Höhe und bis zu 110 Metern Umfang. Hier in Dresden taucht man mit diesem Panorama in die barocke Glanzzeit der sächsischen Metropole ein. Gezeigt wird die Epoche Augusts des Starken von etwa 1695 bis 1760 mit seiner höfischen Pracht und quirligem Alltagsleben der Bürger, Händler, Elbtreidler, Dienstmägde oder Handwerker. Eingestimmt wird man im Eingangsbereich und in den Räumen vor dem großen Rundbild mit Einzelheiten der Geschichte, wie etwa einer barocken Flohfalle oder der goldenen Büste Augusts des Starken.


Auf den Plätzen und Gassen sind historische Persönlichkeiten, wie z. B. Zar Peter I., Porzellanerfinder Böttger oder Hofnarr Fröhlich, aber auch die Ankunft der Sixtinischen Madonna zu entdecken. Man erlebt nicht nur mit den Augen den Tagesverlauf mit Dämmerung am Morgen und am Abend, sowie Dresden bei Nacht mit schwachen Lichtern hinter den Fenstern und in den Straßenlaternen, sondern auch mit den Ohren, beim erwachen der Vögel oder dem Zirpen der Grillen. Sogar eine Katze schickt ihr MIAU hinauf auf den zentralen Turm, den der Besucher erklimmt um praktisch von der Schlosskirche hinunter in die Straßen der Stadt zu blicken. Die eigens von Eric Babak komponierte Begleitmusik rundet das Panoramaereignis ab.

Wir waren uns alle einig, dass dieser Besuch ein unvergessliches Erlebnis war und das berühmte Tüpfelchen auf dem "I" des Tages.
Vom Gasometer fuhren wir gegen 17.30 Uhr bei immerhin 21°C ab - das Wetter hatte wirklich durchgehalten, während es zu Hause geschüttet hatte. Es dauerte nicht lange und wir waren auf der Autobahn 17. Wenige Kilometer vor Chemnitz überraschte uns ein erster Regenschauer, der jedoch nur kurz anhielt. Es tröpfelte aber immer wieder und die Pausen dazwischen wurden kürzer. Da es an unserem eigentlichen Rastplatz stark regnete hatten wir beschlossen bis zur Raststätte Teufelstal durchzufahren, um dort noch eine Pause einzulegen - in der Hoffnung dass es dort trocken wäre. Wir hatten Glück. Vom Hermsdorfer Kreuz war es nun nicht mehr weit zurück nach Hochstedt, wo wir gegen 20.15 Uhr ankamen.

 

Â