Â
Etwas abseits der Treppe war ein eigentümliches Gebilde zu sehen. Ein rötlicher aus Naturstein bestehender Koloss erhob sich vor uns. Wir rätselten nicht lange über den Sinn dieses Denkmals, denn um ein solches handelte es sich. Ziemlich weit oben war eine blau gefärbte Kerbe zu sehen, die den Hochwasserstand im Sommer des Jahres 2002 markierte.
Steinerner Baum | Beginn der Stadtführung |
Bei dem Denkmal handelte es sich um einen steinernen Baum. Wir waren beeindruckt über das Ausmaß der Flut und konnten uns jetzt erklären, warum rings um uns herum gebaut wurde. Die Flut-Schäden waren noch immer nicht beseitigt. Wieder am Bus angelangt, traf auch unsere Stadtführerin ein, die uns herzlich begrüßte. Kurz darauf begannen wir unseren Weg durch die Stadt Grimma.
Am Schloss | Flutmarke |
Hinter dem Schloss | Rathaus |
Wie uns die Stadtführerin erklärte, handelte es sich bei dem alten Gebäude um das Grimmaer Schloss, an welchem sogar noch dessen romanische Vergangenheit in Form der Fenster auszumachen war.
Wir erfuhren an dieser Stelle von der Geschichte der Stadt und dass hier zuerst die Slaven siedelten. Durch die strategisch günstige Lage am Fluss legte Markgraf Otto der Reiche im Jahr 1170 hier eine Stadt an. Anhand von alten Stadtplänen, die die Stadtführerin mitgebracht hatte konnten wir sehen, dass Grimma keine "gewachsene" Stadt war, sondern eine mit parallel auf dem Reißbrett gezeichneten und geplanten Straßenzügen. Wir erfuhren weiter, dass Grimma von einer Stadtmauer umschlossen und ein Teil davon am alten Schloss noch zu sehen war. Die Brücke, an der gerade gebaut wurde, war der Ersatzbau der vom Barockbaumeister Pöppelmann in den Jahren 1716–1719 errichteten Muldenbrücke, die das Hochwasser 2002 zerstörte.
Wir gingen um das Schloss herum und erreichten an einer engen Gasse, die hinter das Gebäude führte wiederum eine Hochwassermarke, die hoch über unseren Köpfen angebracht war. Hinter dem Schloss hielten wir am Bauzaun, um mehr über die Geschichte des Schlosses zu erfahren. Es wird derzeit zum Justizzentrum umgebaut. Man kann es später nur dann betreten, wenn man etwas verbrochen hat, meinte die Stadtführerin. Das Schloss an der Mulde beherbergte einst oft die Markgrafen von Meißen und die sächsischen Kurfürsten. Sogar der Stammvater des sächsischen Königshauses, Albrecht der Beherzte, wurde in diesen Gemäuern geboren.
Wir gingen weiter und erreichten schon bald ein hohes Fachwerkhaus, bei dem es sich um das Rathaus aus der Renaissance handelte.
Markt | Am Rathaus |
Die Stadtführerin erklärte, dass das heutige Rathaus früher ein Handelshaus beherbergte, was auch seine gewaltige Höhe erklärte. Die Tuchhändler hatten hier ihre Waren angeboten und zum Anfassen für die Kundschaft aufgehängt. Auch der Türmer der Stadt wohnte in diesem Haus, da es hoch genug war, um die Stadt überblicken zu können. In den Kirchtürmen hingegen war nicht genug Platz, dass man darin hätte wohnen können. Am Rathaus konnte man auch deutlich erkennen, dass das Bodenniveau der Stadt heutzutage um Meter höher war als früher. Der Eingang in das Erdgeschoss befand sich - genau wie beim Schloss - heute unterhalb des Marktpflasters und Treppen führten dort hinunter.
Â