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Wir fuhren auf dem Breiten Weg, der wohl einstmals, mit einer Länge von etwa zwei Kilometern, zu den prächtigsten barocken Straßen Deutschlands gehörte. Eine totale Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg hatte der Straße diese prachtvolle Bebauung beschert. Der Reiseführer berichtete, dass die barocke Pracht, den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen waren.
Es gab eine Geschichte über Breiten Weg, die der Reiseführer uns unbedingt erzählen musste: So soll es sich am Anfang des 17. Jahrhunderts zugetragen haben, dass die Mieten in der Ladenstraße immens gestiegen waren und die Händler deshalb so sauer waren, dass sie ihre sieben Sachen packten, um mit ihrem Hab und Gut per Schiff nach Hamburg zu schippern. Von dort ging es nach Amerika nach Nieuw Amstderdam. Dort siedelten sie alle in einer Straße und in der Reihenfolge, wie ihre Geschäfte einst in Magdeburg gestanden hatten. Die Straße wurde schließlich wegen den Magdeburgern in Breedeweg umbenannt, was auf holländisch nichts anderes als Breiter Weg bedeutet.
1664 eroberten die Briten die Stadt und gaben ihr den Namen New York. In diesem Zusammenhang wurde aus der holländischen Bezeichnung der Straße der Magdeburger Händler eine englische und sie hieß fortan Broadway.
Vermutlich ist die Geschichte eher eine Legende - obwohl, wissen kann man's nicht und der Reiseführer war ganz stolz.
Breiter Weg | Denkmal des Friedrich Wilhelm von Steuben |
Wenige Augenblicke später gab es erneut Anlass stolz zu sein und eine Geschichte zum Besten zu geben. Auch diese drehte sich um Amerika. Wir hielten kurz neben einem Denkmal, welches einen Mann zeigte. Der Reiseführer erklärte, dass es sich dabei um die Statue des Friedrich Wilhelm von Steuben handelte, der 1730 in der Magdeburger Festung als Sohn eines Hauptmanns geboren wurde. Er trat in die Fußstapfen des Vaters und ging zum Militär, nahm am Siebenjährigen Krieg teil und erlernte dabei die Kriegsführung. Er kletterte die militärische Rang-Leiter nach oben, verließ die preußische Armee und sah sich im Ausland um. Schließlich ging Steuben nach Nordamerika, wo er in die amerikanische Kontinentalarmee eintrat. Dort sorgte er für Disziplinierung und Organisation sowie der Einübung der Truppen und war zeitweilig Generalstabschef George Washingtons. Er gilt als Architekt der amerikanischen Unabhängigkeit auf militärischer Ebene und wird deshalb in Amerika hoch verehrt. Alleine sechs Städte tragen seinen Namen.
Das Magdeburger Denkmal war die Kopie des Denkmals, welches im Lafayette Park vor dem Weißen Haus in Washington steht. Der Reiseführer meinte, dass der Präsident von Amerika, wenn er morgens aus dem Fenster sieht, auf einen Magdeburger blickt.
Magdeburger Dom - eingerüstet | Portal des Doms |
Mit unserer Ankunft am Dom war die Stadtrundfahrt beendet und wir stiegen aus. Zunächst wollten wir den Dom, das älteste gotische Gebäude Deutschlands, besichtigen und erfuhren, dass der Hauptzugang seit Jahrhunderten durch den Sarkophag. Vor dem mächtigen (leider teilweise eingerüsteten) Gebäude informierte uns der Stadtführer über Sehenswertes im Inneren. So sollten wir uns unbedingt das Grab Kaiser Otto I. (des Großen) ansehen und auch das Taufbecken, welches der Kaiser aus Norditalien, wo es Teil eines Brunnens war, mit nach Magdeburg gebracht hatte. Das Taufbecken soll noch viel älter sein, denn es stammte ursprünglich aus Ägypten, wo der Stein in der Nähe Hurghadas gebrochen worden war.
Das Langschiff | |
Seitenschiff | Taufbecken |
Der Dom beeindruckte durch seine Größe und die einzelnen Schmuckelemente. Im nördlichen Seitenschiff, an eine der hohen Säulen gelehnt, steht die sechzehneckige Kapelle. Blickt man durch die durchbrochenen Steinfenster ins Innere, sieht man ein sitzendes Skulpturenpaar aus dem 14. Jahrhundert, das sogenannte Herrscherpaar. Es soll sich dabei um Otto I. und seine Ehefrau Editha handeln.
Herrscherpaar in der Kapelle | Chor mit Grab Otto I. |
Das Grabmal Otto I. war im Chor zu finden. Der Stadtführer hatte nur gesagt, dass das Grab in diesem Teil des Domes stehen sollte, jedoch nicht genau wo. Daher hatten viele von uns angenommen, dass es sich dabei um den reich verzierten Marmorsakophag hinter dem Chor handelte. Der eher unscheinbare Steinsarg im Chorraum - das schmucklose Grab des Kaisers - wurde dagegen weniger beachtet.
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